Warum es dem Herforder Stuckenberg wieder gut geht

Herford. Der Schock war groß, als vor Jahren Trockenheit, Orkan und Borkenkäfer in bis dahin ungekanntem Ausmaß die Fichten des Stuckenberges dahinrafften und ein Fünftel der Flächen verwüstet und kahlrasiert zurückblieben. Jaron Bodin ist seit Juli 2021 als Förster vom Forstamt Hochstift auch für diesen Staatswald zwischen Herford und Bad Salzuflen verantwortlich. Der 29-Jährige ist inzwischen entspannter, was die Situation der Bäume in dem beliebten Naherholungsgebiet angeht: &bdquo;Dem Wald geht es hier gut“, meint er. &bdquo;In anderen Waldgebieten, für die ich zuständig bin wie im Wiehengebirge und in Borgholzhausen, sieht es anders aus“, weiß er und erklärt: &bdquo;Der Stuckenberg ist ein tiefgründiger Standort mit relativ viel gut durchwurzelbarem Boden. Der hat einen großen Wasserspeicher für Trockenperioden. Und der viele Regen im vergangenen Jahr hat die Speicher aufgefüllt. Das war super. Seit 30 Jahren hatten wir nicht mehr so ein nasses Jahr, hat mir ein Waldarbeiter gesagt.“ Nassestes Jahr seit 30 Jahren Der Boden sei so nass gewesen, dass in diesem Winter keine Durchforstung des Waldes möglich gewesen sei. Die war aber für den Stuckenberg ohnehin nicht geplant. &bdquo;Mehrere folgende Trockenjahre wären jetzt aber auch für den Stuckenberg nicht gut“, meint der Förster. Der Wald im Stuckenberg besteht jetzt zu 60 Prozent aus vitalen Buchen und zu 25 Prozent aus Eichen. Hinzu kommt eine Vielfalt aus Bergahorn, Esche, Kiefern, Lärchen, Vogelkirschen, Hainbuchen, Küstentannen, Douglasien, Hemlock-Tannen, Birken, Ebereschen und ein paar letzten Fichten. Die Vielfalt hilft, das Risiko der Anfälligkeit gegen die Folgen des Klimawandels zu streuen. Ein artenreicher, klimaangepasster Mischwald gilt laut Regionalforstamt als zukunftssicherer. Schafwolle solle Rehe von jungen Bäumen fern halten Die 280 Hektar Staatswald des Stuckenbergs bestehen zur Hälfte aus Naturschutzgebiet, in dem keine fremdländischen Baumarten angepflanzt werden dürfen. &bdquo;Wo vorher Fichten standen, haben wir Eiche, Buche, Hainbuche und Schwarzpappel aufgeforstet. Hinzu kommen Birke, Lärche, Fichte und Ahorn aus Samen aus der Natur.“ Alle zehn Jahre wird der Wald nach Baumarten kartiert. Baumwolle wird im Stuckenberg nicht angebaut. Was so aussieht ist aber Schafwolle, die freiwillige Helfer von Jugendfeuerwehr und Jägerschaft in die Spitzen der frisch gepflanzten Setzlinge gehängt haben, um Wild abzuschrecken und so Verbiss einzugrenzen. Die Jäger halten die Anzahl der Rehe unter Kontrolle, um den jungen Bäumen bessere Chancen zu geben. Bäume, denen Rehe die oberste Blattknospe abgebissen haben, entwickeln später zwei Stämme. &bdquo;Diese Zwiesel sind forstwirtschaftlich nicht mehr zu nutzen“, weiß Bodin. Derzeit werden landesweit sogenannte Verbissaufnahmen erstellt, die dokumentieren sollen, ob sich die jungen Pflanzen gut entwickeln können. Konkurrenz der Baumarten um Licht &bdquo;Wir ernten nur rund 70 bis 80 Prozent vom Zuwachs der Bäume“, erklärt Bodin. &bdquo;Den Stuckenberg werden wir nach einer Pause 2025/2026 wieder durchforsten, je nachdem, wie sich der Markt für Holz entwickelt. Irgendwann müssen wir aber sowieso wieder rein, weil die Konkurrenz der Baumarten stark ist und wir auf die schwächeren Arten aufpassen müssen.“ So werde schon mal eine Buche gefällt, um einer Eiche das Wachstum zu erleichtern. Im Naturschutzgebiet seien die Auflagen strenger, aber auch hier gebe es eine normale Forstwirtschaft. Anders sieht das in den 35 Hektar Fläche aus, die als Wildnisentwicklungsgebiete ausgewiesen sind. &bdquo;Da machen wir gar nichts, allenfalls wenn ein Baum oder Ast auf den Weg zu fallen droht“, sagt der Förster. Bauen mit Holz ist klimaschonender als mit Stahl und Beton &bdquo;Durchforstung bedeutet, auch den kleinen Bäumen Licht zu geben und so die Durchmischung sicherzustellen“, erklärt Bodin. &bdquo;Außerdem stellen wir die Holzversorgung für Möbelindustrie und Bauwirtschaft sicher. Das rechnet sich wirtschaftlich, wir würden aber nicht für mehr Geld mehr schlagen.“ Im besten Fall habe man im Wald drei Schichten mit alten, großen Bäumen, mit jüngeren Bäumen und Naturverjüngung am Boden. &bdquo;Es ist ein System, das sich immer verjüngt und regeneriert“, meint er. Ist es nicht besser, den Wald ganz sich selber zu überlassen? Das ist für den Förster aus gesamtökologischen Gründen keine Option: &bdquo;Das Holz nimmt das gespeicherte CO2 mit in Bauwerke und Möbel. Es ist gut, wenn viel mit Holz gemacht wird statt mit Beton oder Stahl, die erheblich zum CO2-Ausstoß beitragen. Und wenn nicht hier das Holz geschlagen wird, holen wir es woanders, wo nicht so auf Nachhaltigkeit geachtet wird, und wo lange Transportketten dahinterstehen.“ Waschbären gefährden Brut des Uhus Ein Problem stellt für die Natur im Stuckenberg der aus Nordamerika eingeschleppte Waschbär dar. &bdquo;Er ist kein Riesenproblem, aber er gefährdet die Brut von Bodenbrütern wie dem Uhu“, weiß Bodin. &bdquo;Er hat ein besonders leichtes Spiel, wenn Fußgänger von den Wegen abgehen und den Uhu aufscheuchen.“ Die Zahl der Waschbären soll kreisweit mit Lebendfallen durch die Jagdpächter eingedämmt werden. Die Fallen melden per Sender, wenn ein Tier gefangen ist. Das wird dann getötet. Als Störung der Natur und Gefahr für Wanderer und Reiter sieht der Förster eine von Mountainbikern illegal angelegte und befahren Strecke im Gelände. Der sogenannte &bdquo;Trial“ kreuzt Reit- und Wanderwege. &bdquo;Die Unfallgefahr ist hoch, man sieht sich gegenseitig nicht, wenn alles grün ist und die Mountainbiker fahren nicht alle rücksichtsvoll“, weiß Bodin. Schranken für mehr Sicherheit aufgebaut Er hat aus diesem Grund an den Kreuzungen Schranken aus Holz für die Biker aufgebaut und sie an der illegalen Piste mit Warnschildern angekündigt. Mindestens ein Biker scheint das nicht akzeptieren zu wollen und hat die Schranken mit einer Akkusäge mehrfach abgesägt und Warnschilder abgerissen. Theoretisch könnte in einem Wald abseits der Wege eine sichere und legale Strecke angelegt werden. Der Stuckenberg wird dafür wohl nicht in Frage kommen. &bdquo;Es ist für den Kreis Herford ein neuer Landschaftsplan in Arbeit, nachdem der ganze Stuckenberg zum Naturschutzgebiet erklärt wird. Dann dürften die Menschen die Wege nicht mehr verlassen und für Hunde würde auch auf den Waldwegen Leinenzwang gelten. Auch im Stuckenberg werden die Bäume schon grün. &bdquo;Die Natur ist 14 Tage vor der Zeit“, weiß der Förster. Ein Grund mehr für einen Osterspaziergang im Wald.

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