OWL-Forum in Herford: Der Stadtrat vergibt eine einmalige Chance

Herford. Die Entscheidung im Stadtrat, die dem OWL-Forum den Todesstoß gegeben haben dürfte, hallt nach wie ein Schock. Fast sieben Jahre hatte Herford das Thema auf der Agenda, jetzt steht die Stadt mit leeren Händen da. Und schlimmer noch: Die Politiker haben keinen Plan, wie es weitergehen kann. Das ist ein Desaster. Denn bisher hat niemand eine akzeptable Lösung für die beiden sanierungsbedürftigen Gebäude. Das denkmalgeschützte Stadttheater ist für den modernen Theaterbetrieb gar nicht mehr sanierungsfähig. Das bedeutet in der Konsequenz: Ensembles, die weitergehende technische Voraussetzungen benötigen, werden in Zukunft nicht nach Herford kommen. Die Nordwestdeutschen Philharmonie arbeitet sowieso schon unter inakzeptablen Arbeitsbedingungen. Für die Musiker, die in den vergangenen Jahren das Raumprogramm mit erarbeitet haben, ist die Entscheidung deshalb ein Schlag ins Gesicht. Wie im Übrigen für alle Kulturschaffenden, die in den vergangenen Jahren stundenlang in Workshops zusammengesessen haben. Ging es nur ums Nein-Sagen? Ja, die 1,5 Millionen Euro für einen Architekten-Wettbewerb sind viel Geld, vor allem vor dem Hintergrund, dass Bund und Land der Stadt - wie allen Kommunen - immer neue Aufgaben auferlegen, die Kosten dafür aber nicht komplett übernehmen. Doch: Die Sanierung der beiden sanierungsbedürftigen Gebäude wird allen bisherigen Erkenntnissen nach noch teurer als das OWL-Forum. Ging es nur ums Nein-Sagen? Ja auch: Es gibt noch offene Fragen. Die vorliegenden Gutachten erschienen vielen im Stadtrat insbesondere hinsichtlich der Kosten nicht schlüssig, sogar fehlerhaft. Beim Architekten-Wettbewerb ging es aber gerade darum, offene Fragen zu klären. Doch die 20 Mitglieder des Stadtrates, die den Architekten-Wettbewerb abgelehnt haben, und auch die beiden, die sich enthalten haben, wollten lieber vorzeitig aufgeben. Es gibt in Herford kein &bdquo;Wir“ von Politik und Kultur Trotz geheimer Abstimmung ist klar: Es waren vor allem Mitglieder der CDU und der kleineren Fraktionen, die so entschieden haben. Sie haben der Kulturszene damit eine deutliche Botschaft rübergereicht: &bdquo;Für euch ist kein Geld da, für euch ist uns die Ausgabe zu hoch.“ Und damit ist auch der Subtext klar: Es gibt in Herford kein &bdquo;Wir“ von Politik und Kultur. Das ist fatal. Denn in der Kultur drückt sich die Gesellschaft aus, in ihr reflektiert sie sich. Damit schafft sie Raum für Reibung und Auseinandersetzung, für den demokratischen Diskurs. Hass und Hetze in den sozialen Medien zeigen deutlich, wie nötig die Gesellschaft zu einem respektvollen Miteinander zurückfinden muss, auch bei widerstreitenden Interessen. Auch einzelne böswillige Unterstellungen im Stadtrat und viele unsachliche Äußerungen im Vorfeld haben das gezeigt. Die CDU dürfte die Entscheidung feiern Vermutlich hätte sich sogar eine Mehrheit für den Architekten-Wettbewerb gefunden, wenn die Verwaltung Garantien zu den Kosten hätte geben können. Das ist aber unmöglich. Es gibt immer einen Punkt, an dem Stadträte Mut beweisen müssen. Den Mut, ihren Wohnort voranzubringen. Stattdessen gibt es ein Nein ohne Alternative für die Zukunft. Der CDU-Stadtverband dürfte die Entscheidung feiern. Da stellt sich die Frage, inwieweit das persönliche Interesse einzelner Stadträte, vom Stadtverbandsvorstand bei der nächsten Kommunalwahl wieder als Ratskandidat aufgestellt zu werden, eine Rolle gespielt hat. Für Herford ist die Entscheidung eine vertane einmalige Chance.

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