Fraktionen besprechen sich: Kann das Herforder OWL-Forum noch gerettet werden?

Herford. Nachdem Tim Kähler das OWL-Forum nicht weiter verfolgen wollte, ohne dass eine langfristig ausreichende Mehrheit hinter ihm und dem Projekt steht, ist das Kulturzentrum nun doch wieder Thema. Am Montagabend, 5. Februar, gab es ein informelles Treffen zwischen dem Bürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden. Es wirkt wie der letzte Versuch, das OWL-Forum zu retten. Der nächste Schritt wäre ein Architektenwettbewerb. Der ist Bedingung für die weitere Planung eines gemeinsamen Kulturhauses für Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD), Theater und weitere Kulturschaffende. Dafür muss allerdings ein Beschluss vorliegen, der im Rat zur Abstimmung kommt. Ob das zum nächsten Sitzungstermin am Freitag, 16. Februar, passiert und welche Fraktion diesen einbringen könnte, bleibt fraglich. Denn: &bdquo;Das Gespräch zum OWL-Forum bleibt ohne Ergebnis“, teilt Tim Kähler am Montagabend mit. &bdquo;Es ist ernüchternd“, kommentiert er das Treffen einen Tag später. Und auch für die Grünen-Ratsfraktion hat es dort &bdquo;keine neuen Erkenntnisse gegeben“, sagt die Fraktionssprecherin Irene Broßeit. &bdquo;Wir sind so auseinander gegangen, wie wir gekommen sind.“ Sanierungsstau am Schützenhof - schlechte Arbeitsbedingungen für NWD Die Fronten der Gegner und Befürworter bleiben verhärtet. Hintergrund des Millionenprojekts sind der Sanierungsstau und die schlechten Spielbedingungen, die sich am Theater und noch extremer am Schützenhof zeigen. Die Probe- und Spielstätte der Philharmonie ist marode und viel zu klein für das Landesorchester. Marlies Leibitzki, Leiterin des Theaters, war ebenfalls bei dem Treffen am Montagabend und hatte dort verdeutlicht, das auch eine Sanierung das Theater nicht zukunftsfähig machen würde. Lesen Sie auch: Kommentar zum Aus des OWL-Forums Platzt das Projekt, verschwinden auch die schon eingebrachten Fördermittel dafür, so Bürgermeister Kähler. Für ein OWL-Forum sind vom Bund und Land jeweils 32,3 Millionen Euro zugesagt. Diese seien noch bis Ende 2026 abrufbar – und zwar nach Angaben von Kähler nur für ein Projekt &bdquo;mit Innovation und Leuchtturmcharakter, das die Kulturszene verbindet“. Der Bürgermeister hatte bereits angekündigt, das Bauvorhaben auf 120 Millionen Euro deckeln zu wollen. Ob das Geld für die Wünsche ausreichen würde, muss ein Architektenwettbewerb zeigen. &bdquo;Auch mit Sanierung wird das Theater nicht zukunftsfähig“ Der allerdings auch bezahlt werden muss. Und daran könnte es scheitern. Hinter dem Wettbewerb steht die SPD-Fraktion, &bdquo;mit einer großen Mehrheit“, sagt Fraktionsvorsitzender Thomas Besler. Er unterstreicht die Aussage von Leibitzki, dass eine Sanierung das Theater nicht zukunftsfähig aufstellen werde. &bdquo;Daher sind wir nicht bereit, dafür zu zahlen.“ Die andere Möglichkeit wäre, so Besler, dass nichts passiert. Nach Kählers Meinung ein verheerendes Signal. Nicht nur für die Kulturszene, sondern auch für die Stadt. &bdquo;Es gehört dazu, für eine Kreisstadt ein attraktives Freizeit- und Kulturangebot zu schaffen“, sagt der Bürgermeister. &bdquo;Und ja, das kostet Geld. Doch wenn wir alles streichen würden, was bleibt dann noch?“ Für ihn ist das OWL-Forum eine &bdquo;Top-Chance“. Unter einem Dach wären nicht nur die NWD und das Theater verbunden, es gäbe Raum für die freie Kulturszene, für Abi-Bälle und weitere Veranstaltungen. &bdquo;Aber wenn es jetzt im Vorfeld schon so läuft, dann frage ich mich, wie der weitere Prozess laufen wird. Das bereitet mir Bauchschmerzen.“ Damit bezieht sich Kähler auf die konträren Meinungen – ohne klare Mehrheit. Standortfrage beschäftigt Politik weiterhin Die Grünen-Ratsfraktion würde einem Prüfauftrag zustimmen, sagt Broßeit, sie schiebt dennoch ein &bdquo;Aber“ hinterher. &bdquo;Es muss in einem erträglichen, finanziellen Rahmen liegen.“ Wie hoch die Kosten für einen Architektenwettbewerb ausfallen, sei derzeit noch nicht offen gelegt worden. &bdquo;Das versucht unser kulturpolitischer Sprecher, Claudio Vendramin, diese Woche herauszufinden“, sagt Broßeit. &bdquo;Spätestens nächsten Montag werden wir uns als Fraktion dazu erklären.“ Hin- und hergerissen ist Udo Gieselmann. Die Fraktion Bürger für Herford könnte sich vorstellen, den Architektenwettbewerb zu unterstützen, wenn es nicht zu viel kosten werde. &bdquo;Ich vermute, es wird verdammt teuer werden. Ist das dann gerechtfertigt?“, fragt sich Gieselmann. Für das OWL-Forum würde als Standort nach Angaben der Verwaltung nur der Alte Güterbahnhof in Betracht kommen. &bdquo;Wir bevorzugen den Janup“, sagt Gieselmann und spricht sich für einen NWD-Neubau aus. &bdquo;Das Theater haben wir.“ Ähnlich sieht es die Linken-Fraktion. &bdquo;Ein Kulturort gehört in die Innenstadt am Janup.“ &bdquo;Prachtbau ist nicht leistbar“ Auch für die FDP-Fraktion ist die Fläche am Alten Güterbahnhof ein Dorn im Auge. &bdquo;Den Standort haben wir schon immer abgelehnt“, sagt der Fraktionsvorsitzende Günther Klempnauer und weiter: &bdquo;Wir können uns den 120 Millionen Euro teuren Prachtbau nicht leisten. Es tut mir leid, ich würde gerne was für die NWD tun. Aber das OWL-Forum unterstützen wir nicht.“ Klempnauer war es auch, der um das Treffen der Fraktionsspitzen am Montagabend gebeten hat. Allerdings mit einer anderen Intention. Ihm ginge es um Informationen zu den Fördergeldern, ob es sie noch gebe, wie lange es sie noch gebe und ob sie auch für einen Neubau nur für die NWD benutzt werden könnten. Klempnauer: &bdquo;All das ist noch nicht wirklich mit uns besprochen worden.“ Das weist Kähler zurück: &bdquo;Alle Informationen liegen seit Jahren vor.“ Broßeit sagt zum Treffen: &bdquo;Die Historie wurde aufbereitet, das ist aber nichts Neues.“ Die CDU-Fraktion ist gespalten beim Thema OWL-Forum. Fraktionsvorsitzender Thomas Helmerking war am Montag nur eine Zeit lang vor Ort und äußert sich daher nicht abschließend dazu. Nur so viel: In der kommenden Fraktionssitzung am 12. Februar werde er die Stimmung zum Projekt erneut einholen. CDU-Kollege Andreas Gorsler hatte mit anderen Kulturpolitikern bereits eine Idee für den Janup ins Spiel gebracht. &bdquo;Den Vorschlag wollen wir weiter unterbreiten“, sagt Gorsler, der die Diskussion &bdquo;offen“ halten will. Dafür scheinen sich auch die Linken auszusprechen. Sie schreiben in einer Pressemitteilung, dass &bdquo;ein OWL-Forum am Stadtrand ein weiterer Sargnagel für die Innenstadt“ wäre. Verwaltung will auf dem Janup Wohnungen bauen Für die Janup-Pläne, die ein kleines OWL-Forum vorsehen, das vor allem auf die Bedürfnisse der NWD zugeschnitten sein soll, werde er jetzt bei seinen Ratskollegen werben müssen, so Gorsler. Denn auf der Tagesordnung des Rats steht ein weiterer Beschlussvorschlag für die Fläche. Die Verwaltung schlägt vor, zwischen Janup und Löhrstraße ein Wohn- und Dienstleistungsquartier zu entwickeln. Stimmt der Rat dem mehrheitlich zu, wären die Pläne einer Veranstaltungsstätte damit vom Tisch. Gorsler: &bdquo;Das hat Herr Kähler gut eingefädelt.“ Wie geht es jetzt weiter? &bdquo;Ich spiele der Politik jetzt noch einmal den Ball zu“, sagt Kähler, der eine E-Mail mit der fertigen Beschlussvorlage für einen Architektenwettbewerb aus der Verwaltung den Fraktionsvorsitzenden zukommen lassen hat. Inklusive Frist. Noch bis Mittwochmittag könne die Vorlage auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung genommen werden. Kähler: &bdquo;Das muss die Politik jetzt entscheiden. Ich bin raus.“ Für die Liste 2004 kommt das zu kurzfristig. Am Montagabend sei abgesprochen worden, die neue Verwaltungsvorlage und den Umgang damit zunächst in den Fraktionen abzustimmen, teilt Fraktionsvorsitzender Michael Wollgramm mit: &bdquo;Nun bekommen wir eine Info, dass Herr Kähler eine Antwort zu der Vorlage bis Mittwoch gegen Mittag erwartet. Da es in dieser Kürze der Zeit leider unmöglich ist, eine Abstimmung dafür durchzuführen, werden wir dies auch so entsprechend mitteilen.“

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