Die Not der Wohnungslosen ist groß: Das Angebot in Herford ist nicht ausreichend

Herford. Die Zahl der Menschen, die keine Wohnung haben, steigt. Das sagt Bettina Schelkle, Leiterin des Sozialberatungsdienstes der Evangelischen Diakoniestiftung. Sie kümmert sich um Menschen in Existenznot, die zum Beispiel ihr Zuhause verloren haben. Schelkle beklagt, dass sich immer mehr Herforder an den Sozialberatungsdienst wenden müssten. Und ihre Probleme komplexer werden. Die Zahl der Mitarbeiter, die sich um diese Menschen kümmert, habe sich in den vergangenen 30 Jahren allerdings nicht erhöht, auch wenn sich in dieser Zeit der Beratungsbedarf vervielfacht habe. Menschen, die aufgrund vielfältiger Probleme von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind, treffen auf einen angespannten Wohnungsmarkt. Günstige Wohnungen, klein oder groß, für Alleinstehende und Familien, seien einfach nicht da, meint Schelkle. Sie schätzt, dass zurzeit sieben oder acht Menschen in Herford auf der Straße leben. Etwa 100 Personen seien bei Freunden oder Bekannten untergekommen – meist keine Dauerlösung. Probleme mit Zerstörung, Dreck und Drogen Überfüllt sei zudem die Einrichtung an der Werrestraße. Hier gibt es 31 Wohneinheiten für Menschen in Wohnungsnot. Viele Menschen sind dort nun dauerhaft untergebracht, weil sie auf dem regulären Wohnungsmarkt keine Chance haben. Allerdings gibt es dort auch immer wieder Probleme mit Zerstörung, Dreck und Drogen. Zu viele Menschen mit zahlreichen Problemlagen bündelten sich dort – eigentlich müssten dezentrale Unterbringungen her. Schelkle ärgert sich über die Politik: &bdquo;Hier in Herford wird der Eindruck vermittelt, dass wir keine Wohnungsnot haben. Aber das stimmt nicht.“ Es werde auf Menschen geschaut, die einen Wohnberechtigungsschein beantragen – doch das täten meist nur Menschen, die bereits eine Wohnung in Aussicht hätten. Vor einem Jahr hatte Bettina Schelkle bereits darauf hingewiesen, dass viele Menschen sich nur soeben noch über Wasser halten könnten, sie keinen finanziellen Puffer hätten, um steigende Energie- und Lebenshaltungskosten aufzufangen. Auch damals hatte sie schon dringend gemahnt, dass Herford mehr bezahlbare Wohnungen benötige. Herford braucht mehr bezahlbare Wohnungen SPD, Grüne und die FDP im Kreis Herford wollen weitere finanzielle Mittel im Kreishaushalt bereit stellen, um mehr Wohnraum mit günstigen Mieten zu schaffen. Zusätzlich zu bestehenden Programmen wie einem Baukostenzuschuss von 300 Euro pro Quadratmeter sozialem Wohnraum. &bdquo;Im Zuge der Umsetzung von Baumaßnahmen zur Schaffung sozialen Wohnraums sowie der anschließenden Belegung der Wohnungen soll das Augenmerk bewusst auch auf Menschen in prekären Wohn- bzw. Lebenssituationen gerichtet werden“, fordern die Kreispolitiker. Der Kreistag hat gestern diesen Vorschlag als Ergänzung zur Haushaltsplanung beschlossen. Ebenfalls überlegt worden war im Kreis eine eigene Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, das wurde aber zunächst aufgrund des sehr hohen Aufwandes wieder verworfen. Dennoch gehen solche Überlegungen in die richtige Richtung. In Herford ist die WWS das beste Beispiel dafür, dass über eine solche Wohnungsgesellschaft ein gutes Angebot gemacht werden kann. Die Wohnungen der städtischen Wohnungsgesellschaft sind gut in Schuss und in der Regel voll vermietet. Das Angebot ist nur nicht ausreichend. Auch das Finanzloch der Bundesregierung, das schlussendlich die Verbraucher stopfen müssen, wird nun zu noch mehr finanzieller Not bei Menschen führen, die sowieso schon hart rechnen müssen, denn Preise und Mieten werden weiter steigen. Die Politik muss ihren Fokus hierauf richten und dafür sorgen, dass günstiger Wohnraum geschaffen wird.

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