Mehrere Infektionskrankheiten belasten das Klinik-Personal und die Patienten im Kreis Herford

Kreis Herford. 132.566 Menschen haben sich im Kreis Herford nachweislich mit dem Coronavirus infiziert (Stand 16. Januar). Das ist etwas mehr als die Hälfte der Kreisbevölkerung. Und es stecken sich weiterhin Menschen an - auch wenn die Pandemie in der Öffentlichkeit immer mehr abflacht. Es gibt kaum noch Einschränkungen, selbst im Fernverkehr der Bahn soll die Maskenpflicht im Februar fallen. Nach Einschätzungen der Experten wird erwartet, dass die Winterwelle eine endemische Welle sein wird und dass damit die Pandemie vorbei ist. Zu kämpfen haben die Kliniken aber weiterhin - nicht nur mit Corona. Vor Weihnachten schnellte die Zahl der Corona-Patienten in den Kliniken der Region nach oben. 82 Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19-Infektion waren in Behandlung. Sechs Patienten benötigten eine intensivmedizinische Behandlung - alle mussten beatmet werden. So hoch waren die Zahlen lange nicht. Mittlerweile haben sie sich wieder etwas beruhigt. Im jüngsten Corona-Update des Kreises ist von 65 Patienten die Rede, die coronapositiv sind, drei Menschen sind in intensivmedizinischer Behandlung, beatmet werden müsse keiner. "Es ist immer eine Momentaufnahme", sagt Jens Völker, Ärztlicher Direktor des Mathilden Hospitals, zu der Statistik. Regionale Engpässe können weiterhin auftreten Führende Virologen, wie Christian Drosten, stellen die Prognose auf, dass sich die Pandemie in Deutschland zu einer Endemie entwickeln wird. Doch die Aussage geht nicht mit einem Verschwinden des Virus einher. "Dies bedeutet nicht, dass wir keine Infektionen mehr erleben werden", sagt Jens Völker. "Aktuell sind die Häuser im Kreis, aber auch über die Kreisgrenzen hinaus, erheblich durch Infektionen mit dem Coronavirus belastet, allerdings auch mit den 'konventionellen' Influenza A und RS-Viren." Dies betreffe sowohl die Patienten als auch das Personal. In einer Endemie können hohe Corona-Inzidenzen weiterhin regional zu Engpässen der medizinischen Versorgung führen, heißt es von der Pressesprecherin des Klinikums Herford, Annika Vinzelberg. Andererseits, so Vinzelberg, deuten vermehrt regionale Infektionsgeschehen auch auf eine veränderte Immunisierung der Bevölkerung hin, so dass eine Entspannung der Situation nach dem Winter denkbar ist. Doch wie sieht die Situation derzeit aus? "Patienten mit einer schweren Covid-19-Infektion, welche stationär oder sogar intensivmedizinisch behandelt und isoliert werden müssen, stellen für das Klinikum Herford weiterhin eine Belastung dar, insbesondere wenn hohe Personalausfälle und eine hohe Verbreitung weiterer Infektionskrankheiten, wie RSV und Influenza, zusammen auftreten", sagt Vinzelberg. Die meisten Patienten sind im Seniorenalter Jens Völker berichtet, dass nicht alle Patienten, die stationär im Mathilden Hospital liegen, aufgrund schwerer Atemwegsinfekte aufgenommen worden sind. Viele eher wegen der Begleiterscheinungen wie Fieber, Kollaps/allgemeine Schwäche oder Austrocknung, so Völker. "Vier Patienten sind aufgrund eines schweren Verlaufs der Influenza aufgenommen, zwei sind gleichzeitig Influenza und Covid-positiv." Die meisten Patienten sind im Seniorenalter. Ähnlich zeigt sich die Situation im Klinikum. "Durch die vorherrschende Virus-Variante und effektive Impfungen erkranken insgesamt weniger Infizierte so schwer, dass sie stationär aufgenommen werden müssen, bilden aber dennoch eine erhebliche Patientengruppe im Klinikum, auch auf der Intensivstation, ab." Auch treten Infektionen mit mehr als einem Erreger auf, so dass Patienten zur gleichen Zeit wegen Covid-19 und Influenza oder RSV behandelt werden müssen, berichtet Vinzelberg. Mit diesen drei Infektionskrankheiten geht ein hoher und personalbindender Isolierungsaufwand einher. Vinzelberg: "Den Fokus rein auf Covid-19-Patienten zu legen, ist in der Diskussion um Klinik-Kapazitäten also nicht zielführend." Für eine Notfallversorgung - etwa für Patienten mit einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt - müssen stets genügend Behandlungsmöglichkeiten freigehalten werden oder durch Umverteilungen kurzfristig organisierbar sein. "Die internen Abstimmungen über Belegungsplanungen, gepaart mit der Personaleinsatzplanung bei Engpässen durch krankheitsbedingte Ausfälle, sind täglich auf diese Balance ausgerichtet", sagt die Klinikums-Sprecherin. Wartezeiten, Terminverschiebungen, Engpässe und die Ablehnung stationärer Maßnahmen seien daher nicht immer vermeidbar, "da zu jeder Zeit der Fokus auf einer bedarfsgerechten Behandlung der Patienten liegt". Die Kliniken im Kreis stehen in einem engen Austausch untereinander, mit dem leitenden Notarzt und der Rettungsdienstleitstelle. Anfang Januar war die einhellige Auffassung, dass Kliniken und Rettungsdienste die Situation durch gemeinsame Anstrengungen unter Kontrolle, jedoch keinen wesentlichen Handlungsspielraum mehr haben.

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