Neuer Hingucker geplant: Innenstadtverein will Erlebnisort in Herford schaffen

Herford. Der Herforder Innenstadtverein hat sich neu aufgestellt. Vorsitzender ist seit Ende letzten Jahres Mathias Polster, den Herfordern und ihren Besuchern als Stadtführer und Autor stadtgeschichtlicher Bücher wohlbekannt. Dem Vorgänger im Amt, Bürgermeister Tim Kähler, gelang es, Polster für die Aufgabe zu gewinnen - auch damit der Verein "als Stachel im Fleisch" leichter Position gegen Verwaltung und Politik beziehen kann. Gleichzeitig setzt Polster auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Polster ist dafür bekannt, dass er gut vernetzt ist, Neuigkeiten schnell aus vielen Richtungen erfährt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Für den nach der Wende zugereisten Sachsen war entscheidend, dass der Verein mit Mitgliedern aus der Mitte der Gesellschaft wie Gastronomen, Einzelhändlern, Schaustellern, Immobilienbesitzern, VHS, Museum Marta, Brauerei, Geldinstituten und Architekten gut gemischt aufgestellt ist. Für sich selbst nimmt er in Anspruch, an vielen Problemlagen hautnah dran zu sein, weil er zentral mit Blick in den Gehrenberg wohnt und viel in der Stadt unterwegs und mit Menschen im Gespräch ist. Stadt als Erlebnisort immer wichtiger In seiner ersten Sitzung hat der Vorstand nun erste Ideen entwickelt, wie die Innenstadt attraktiver gemacht werden kann. Kunst spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, Herford im buchstäblichen und im übertragenen Sinn wieder zum Leuchten zu bringen. Polster weiß, dass alle Städte Kaufkraft verlieren, weil "die Leute vom Sofa aus im Internet einkaufen". "Früher gingen die sie einkaufen und wollten noch etwas erleben. Heute gehen sie für das Erlebnis in die Stadt und kaufen dabei noch etwas ein", meint er. Das sei unumkehrbar. "Wir vom Verkehrsverein wollen die Aufenthaltsqualität verbessern", sagt Polster. Da gebe es sichtbare und nicht sichtbare Dinge, an denen gearbeitet werden könne. Freies W-Lan ohne weiße Flecken Als Beispiele für nicht so Augenfälliges nennt Polster freies W-Lan in der Stadt, das in Herford ein Flickenteppich mit vielen weißen Flecken wie Lübberstraße und Bäckerstraße sei. Auf dem Alten Markt gebe es dafür zwei Hotspots von Stadt und Volksbank. Surfen ohne W-Lan könne aber teuer sein. "Wir versuchen, Leute zusammenzubringen, um eine Lösung für freies W-Lan an allen wichtigen Stellen zu schaffen", sagt Polster. Öffentliche Toiletten fehlen Ein drängendes Problem sei der Mangel an öffentlichen Toiletten, sagt Polster. In der Radewig etwa gebe es keine einzige. Er brauche nur aus dem Fenster zu schauen, um zu sehen, wie sich reihenweise Leute an den Büschen hinter der VHS erleichtern. Er erinnerte an das Projekt "Nette Toilette", mit dem Toiletten in Geschäften und Restaurants für Nicht-Kunden erschlossen werden sollten. Das sei über Corona etwas ins Hintertreffen geraten und könne ohnehin nur ein Anfang sein, da diese Örtlichkeiten oft nicht barrierefrei sein. Auf dem Alten Markt gebe es eine barrierefreie Toilette. Wenn aber ein Behinderter sie benutze, sei sie oft für eine halbe Stunde blockiert, hat Polster am Rand seiner Führungen für Menschen mit Behinderungen erfahren. Außerdem hätten Gastronomen und Einzelhändler erleben müssen, dass ihre Toiletten nicht so sorgsam genutzt wurden, wie man es sich wünschen würde. Der Reinigungsaufwand sei dann groß. In einem Fall habe ein Nicht-Gast in der Toilette einer Eisdiele sogar randaliert und großen Schaden angerichtet. Die Stadt könnte hier einen Zuschuss für Reinigungskosten und eine Versicherung geben. Der Verkehrsverein wünscht sich in einem ersten weiteren Schritt Toilettenwagen in den Quartieren als Übergangslösung und dann feste öffentliche Toiletten. Stimmungsvolle Beleuchtung Der Innenstadtverein möchte, dass das vor Jahren erarbeitete Beleuchtungskonzept mit abgewandelten Ideen weiter verfolgt wird. Dabei gehe es nicht darum, die Stadt auszuleuchten, sondern schöne Gebäude mit Licht ansprechend zu inszenieren. Als gelungenes Beispiel nannte er den Neuen Markt mit der Johanniskirche. Auch bei der Münsterkirche etwa könne man im Zusammenhang mit der Eröffnung des Archäologischen Fensters und in Absprache mit der Gemeinde die "Baustellenstrahler" durch dezentere und energiesparende LED-Lichter ersetzen. In der gesamten Fußgängerzone könne man "Eyecatcher" mit Licht schaffen und dafür die Steckdosen der Weihnachtsbeleuchtung nutzen. Kunst an Gebäuden Eine Idee ist es, nüchtern gestaltete Gebäude mit Kunst zum Hingucker zu machen. Am Gebäude Gehrenberg 10 mit dem Tamarisladen im Erdgeschoss etwa sei der Besitzer offen für Vorschläge. Noch offen ist, ob es sich um längerfristige oder zeitliche begrenzte Installationen etwa mit Bezug auf aktuelle Marta-Ausstellungen handeln soll. Auch das H&M-Gebäude könnte, so der Eigentümer mitspielt, künstlerisch gestaltet werden, bevor oder während es umgebaut wird. Der Innenstadtverein werde versuchen, die Projekte durch Sponsoring, Fördermittel und eigene Mittel zu finanzieren. Lichterhimmel für Augustinerplatz In Vorbereitung ist ein Gespräch mit den Eigentümern des Augustinerplatzes über eine Aufwertung der Fläche, die viele gerade in der Weihnachtszeit als trostlos empfunden haben. Polster kann sich vorstellen, dass hier mit einem Lichternetz über dem Platz und mit Fassadenbegrünung etwas gestaltet werden könnte. Spaziergänge Um herauszufinden, welche Ideen die Herforderinnen und Herforder für ihre Stadt haben, lädt der Innenstadtverein zu offenen Sonntagsspaziergängen jeweils ab 14 Uhr durch die Quartiere ein. Am 12. März geht es ab Steintor durch die Radewig, am 16. April ab Linnenbauerplatz durch die Neustadt und am 14. Mai ab Rathaustreppe durch Stiftsbereich und Altstadt.

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