Bei Katastrophen

Kreis Herford gibt Tipps, wie Bürger im Krisenfall gut vorbereitet sind

Wie lange soll ein Lebensmittelvorrat halten - wenn ein Notfall eintritt, sollten auch wichtige Dokumente gesichert und griffbereit sein.

Mit Flatterband und einem Schild wurde bei Schnee am Neuen Markt in Herford vor Dachlawinen gewarnt. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp,Frank-Michael Kiel-Steinkamp

04.12.2022 | 04.12.2022, 08:00

Kreis Herford. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, aber auch Umweltkatastrophen wie das Hochwasser im Ahrtal haben gezeigt, dass es jederzeit und überall zu Not- oder Gefahrensituationen kommen kann. Es ist wichtig, auf solche Situationen vorbereitet zu sein und zu wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Welche Dokumente sind wichtig, wie lange sollte ein Getränke- und Lebensmittelvorrat reichen und was ist im Fall eines schweren Hochwassers zu beachten?

Lebensmittelvorrat

Ein langfristiger Stromausfall, der durch ein besonders starkes Unwetter, Hochwasser, Schneechaos hervorgerufen werden kann (von der Bundesnetzagentur weiterhin für äußerst unwahrscheinlich gehalten) kann dazu führen, dass Supermärkte, Tankstellen und Kioske geschlossen sind. Zu Hause fallen Kühlschrank und Gefrierfach aus und je nach Region kommt auch kein Trinkwasser mehr aus dem Hahn. Hier ist ein Lebensmittel- und Getränkevorrat entscheidend, um Zeit zu überbrücken, bis die staatliche Hilfe anläuft.

Grundsätzlich ist solch ein Vorrat sehr individuell. Es gibt jedoch einige Tipps, die entscheidend sind. In der Regel sollte ein Vorrat für zehn Tage ausreichen, es gilt aber: „Wenig Vorrat ist besser als gar kein Vorrat“, so der Kreis.

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Für einen Zehn-Tages-Vorrat sollten 20 Liter oder eine Kiste Wasser pro Person kalkuliert werden. Darin ist auch ein Flüssigkeitsanteil zum Kochen vorgesehen (0,5 Liter pro Tag). Herd und Ofen funktionieren nicht ohne Strom – ein Campingkocher oder Fondue-Set schon. „Sie benötigen nur genug Gaskartuschen oder Brennpaste“, schreibt der Kreis in seiner Mitteilung. Eine weitere Alternative kann ein Stövchen sein, womit Teekannen warm gehalten werden. „Es lassen sich damit Gerichte zubereiten, die nicht viel Hitze benötigen wie Haferflocken.“ Auch ein Grill auf dem Balkon oder im Garten kann die Herdplatten zeitweilig ersetzen, wenn genug Holzkohle, Briketts oder Gas vorrätig ist.

Es sei nicht erforderlich, den Vorrat „auf einen Schlag“ anzulegen. Bei Einkäufen den Blick auf länger haltbare Produkte legen (Nudeln) und eine Packung mehr kaufen. „Ein nach und nach aufgebauter Vorrat schützt vor Panikkäufen und dem Ausverkauf bestimmter Produkte.“ Stichwort Toilettenpapier zu Beginn der Corona-Pandemie. Lebensmittel kühl, trocken und dunkel aufbewahren. Auf luftdichte Verpackung achten. Für Tierhalter: Haustiere nicht vergessen.

Wichtige Dokumente

Brand, Hochwasser oder Evakuierung aufgrund einer Bombenentschärfung: Manchmal muss es schnell gehen, die eigenen vier Wände zu verlassen. „Stellen Sie wichtige Dokumente in einer Dokumentenmappe zusammen und bewahren Sie diese an einem leicht zugänglichen Ort griffbereit auf“, heißt es vom Kreis. Der Standort sollte vor Diebstahl geschützt sein. Kellerräume sind ungeeignet, weil sie bei Hochwasser zur gefährlichen Falle werden können. Alle Familienmitglieder sollten über die Mappe Bescheid wissen.

Außerdem ist es sinnvoll, Kopien wichtiger Dokumente digital zu sichern oder bei Verwandten, Freunden oder Anwalt zu hinterlegen. Zudem sollten örtliche Notfall-Kontakte und Anlaufstellen wie Hausarzt, Pflegedienst, ärztlicher Bereitschaftsdienst, Rettungswache, Apotheken-Notdienst notiert werden.

Eine Kopie des Personalausweises gehört in die Dokumentenmappe. Foto: Hildenbrand/dpa - © Karl-Josef Hildenbrand
Eine Kopie des Personalausweises gehört in die Dokumentenmappe. Foto: Hildenbrand/dpa | © Karl-Josef Hildenbrand

Eine Dokumentenmappe ist individuell: „Es hängt von persönlichen Lebensumständen ab, welche Dokumente für Sie wichtig sind.“ Im Original oder als beglaubigte Kopie: Familienurkunden oder Stammbuch. Sparbücher, Kontoverträge, Aktien, Wertpapiere, Versicherungspolicen. Renten-, Pensions- und Einkommensbescheinigungen, Einkommenssteuerbescheide. Aber auch Zeugnisse, Verträge und Änderungsverträge, Testament, Patientenverfügung und Vollmacht.

Als einfache Kopie: Personalausweis, Reisepass, Führerschein und Fahrzeugpapiere, Impfpass, Grundbuchauszüge. Sämtliche Änderungsbescheide für empfangene Leistungen, Zahlungsbelege für Versicherungsprämien (Rentenversicherung). Meldenachweise der Arbeitsämter, Bescheide der Agentur für Arbeit, Rechnungen, die offene Zahlungsansprüche belegen, Mitglieds- oder Beitragsbücher.

Was tun bei Hochwasser

Nicht erst „Jahrhunderthochwasser“ – wie zuletzt im Ahrtal zeigen – wie gefährlich Hochwasser sein können. Egal in welchem Ausmaß sie auftreten: Grundsätzlich gibt es wichtige Tipps, die vor, während und nach dem Hochwasser befolgt werden sollten.

Vor dem Hochwasser: Aktuelle Wettermeldungen und Hochwasserwarnungen verfolgen. Vorab sollten Bürger sicherstellen, dass wichtige Apps (Katwarn oder NINA) auf dem Smartphone installiert und aktiviert sind. Informationen zu Wasserständen gibt es bei den Hochwasserzentralen unter www.hochwasserzentralen.de.

Man sollte sich frühzeitig Gedanken über die Versorgung und Evakuierung Kranker, Hilfebedürftiger und Haustiere machen. Laut Bundesamt für Katastrophenschutz sollten Sandsäcke, Schalbretter, wasserfeste Sperrholzplatten und Silikon zum Schutz besorgt werden. Rückstauklappen können im Keller eingebaut werden, wichtig ist, dass das Wasser keine gefährlichen Stoffe oder Chemikalien erreichen kann. Wertvolle Möbel und Geräte in die oberen, hochwassergeschützten Räume verlagern. Das Notgepäck sollte leicht erreichbar sein.

Bei Hochwasser: „Beginnen Sie nicht erst dann damit, den Keller leer zu räumen, wenn der Starkregen einsetzt oder schon Wasser eindringt. Dann wird es schnell sehr gefährlich“, warnt Kreisdirektor Markus Altenhöner. Das haben die Ereignisse im Ahrtal gezeigt. „Die enormen Kräfte, die bei Starkregen und Hochwasser entstehen, sind auch für geübte Schwimmer nicht zu unterschätzen. Bringen Sie sich nicht Lebensgefahr. Nur, wenn Sie selbst handlungsfähig sind, können Sie anderen Menschen und Tieren helfen“, sagt Altenhöner. An das Hab und Gut sowie Wertsachen solle bei akuter Lebensgefahr nicht als Erstes gedacht werden.

Keller unbedingt meiden, denn es besteht Lebensgefahr. Die meisten Todesfälle bei Hochwassern gibt es durch Einschluss im Keller. Fenster, Türen sowie Abflussöffnungen abdichten, elektrische Geräte und Heizungen abschalten. Strom gegebenenfalls komplett ausschalten.

Starkregen sorgte im Sommer auch in der Region für solche Szenen. In Bünde haben Feuerwehrleute Autofahrern geholfen, die auf der überfluteten Engerstraße feststeckten. Der Kreis Herford warnt, überflutete Straßen nicht zu befahren. - © Florian Weyand
Starkregen sorgte im Sommer auch in der Region für solche Szenen. In Bünde haben Feuerwehrleute Autofahrern geholfen, die auf der überfluteten Engerstraße feststeckten. Der Kreis Herford warnt, überflutete Straßen nicht zu befahren. | © Florian Weyand

Das Auto rechtzeitig aus gefährdeten Garagen oder von Parkplätzen fahren, nicht durch überflutete Straßen fahren (Wasser im Motorraum macht viel kaputt). Das Fahrzeug abschleppen lassen, wenn es bis über die Räder im Wasser steht.

Nach dem Hochwasser: Mit den Abpumparbeiten im Haus erst beginnen, wenn sicher ist, dass der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken ist. Alle Schäden für die Versicherung fotografieren. Trocknen der Räume so schnell es geht, um Bauschäden oder Schimmel zu vermeiden. Die Elektrik, Heizöltanks und in besonderen Fällen die Baustatik sollte von Fachleuten überprüft werden und falls Schadstoffe wie Farben, Lacke, Benzin oder Öl freigesetzt wurde, unbedingt die Feuerwehr verständigen.

Schneechaos

So schön eine verschneite Winterlandschaft ist – sie kann Gefahren bergen. Hohe Schneelasten können die Statik von Gebäuden gefährden, Stromleitungen beschädigen und vereiste Flächen können zu Stolper- und Rutschfallen werden. Kündigt sich Schnee an, gilt es die Wetterwarnungen zu verfolgen und bei Glätte wenn möglich zu Hause bleiben. Wer vor die Tür muss, vorsichtig bleiben. Es können sich Schneelawinen von Hausdächern lösen und herunterstürzen. Oft hängen auch Eiszapfen an den Regenrinnen, die abbrechen können.

Zugefrorene Seen oder Gewässer locken besonders spielende Kinder an. Die Eisdecke erscheint dick und geschlossen, doch das kann täuschen. Erst ab einer Eisschicht von 15 Zentimetern können Eisflächen betreten werden. Die Städte und Gemeinden geben Flächen frei. Auf Warnschilder achten und Kinder nie allein auf zugefrorenen Gewässern spielen lassen. „Verlassen Sie das Eis sofort, wenn es knistert und knackt: Legen Sie sich flach aufs Eis und bewegen Sie sich nur vorsichtig und auf dem gleichen Weg, auf dem Sie auf das Eis gelang sind, zurück zum Ufer.“

Extreme lang anhaltende Schneefälle können die Standsicherheit eines Daches gefährden. Bereits im Herbst Dachrinnen säubern, damit getauter Schnee schnell abfließen kann. „Achten Sie auf Decken, Fenster und Türstocke im obersten Geschoss.“ Verschiebungen, Durchbiegungen oder Risse sollte ein Statiker überprüfen.

Diese und weitere Hinweise gibt es auf der Internetseite des Kreises: www.kreis-herford.de/gutvorbereitetfuerdenkrisenfall.