Ahrtal-Flut: Feuerwehr braucht für künftige Einsätze andere Ausstattung

Kreis Herford. Mitte Juli 2021. Einheiten der Feuerwehr aber auch des Roten Kreuzes und der DLRG aus dem Kreis Herford machen sich in Konvois auf den Weg in die Flutgebiete der Erft und an die Ahr. Die Helfer aus dem Wittekindsland machen dort Einsatz-Erfahrungen, die sich nun in eine veränderten Ausrüstung der Feuerwehren zwischen Rödinghausen und Herford, Vlotho und Spenge wiederfinden wird – wohl als direkte Reaktion auf die Auswirkungen des Klimawandels. Was die Wattiefe bedeutet &bdquo;Es gibt Anforderungen, die wir bis dato in unserer Ausschreibungen noch nicht berücksichtigt haben“, erklärt Kreisbrandmeister Bernd Kröger. &bdquo;Bisher hat etwa die Wattiefe (also die maximale Tiefe eines Gewässers, das ein Einsatzfahrzeug durchqueren kann, d. Red) bei den Anforderungen keine Rolle gespielt.“ Das habe sich infolge der Erfahrungen des Einsatzes im Rheinland und an der Ahr geändert. Dort waren Brücken nicht passierbar, viele Straßen standen unter Wasser. Dazu kommt eine weitere Lehre: Die Einsatzkräfte waren zunächst davon ausgegangen, dass es noch einen Rest Infrastruktur in den Flutgebieten geben könnte. Doch dem war nicht so. Das habe etwa bei der Versorgung mit Treibstoff begonnen. &bdquo;Wir haben das bei der Bundeswehr gesehen. Die Soldaten hatten wirklich alles, was sie brauchten, mit dabei“, so Kröger bei der Vorstellung des Jahresberichts des Kreisfeuerwehrverbandes. Denn Tankstellen konnten nicht liefern – sie hatten schlicht keinen Strom. Deshalb musste Diesel erst aus anderen Bereichen beschafft werden. Geld für die Kommunikation Ebenso war die Kommunikation zwischen den Einheiten gestört – das Handynetz funktionierte nicht mehr. Auch hier muss, so Kröger, in Ausrüstung investiert werden, die eine Verbindung zwischen den Rettungskräften sicherstellt. Und letztlich soll es – ähnlich wie auch bei der Bundeswehr – künftig abgepackte Rationen für die Herforder Einsatzkräfte geben. Zwar gab es im Einsatzgebiet Supermärkte – doch die konnten wegen der fehlenden Elektrizität nicht öffnen. Die Logistik-Probleme konnten zwar gelöst werden – angesichts der sich abzeichnenden Folgen des Klimawandels und der Gefahr, dass Unwetter ganze Landstriche treffen, müsse in die Logistik investiert werden. Das Unwetter im Ahrtal, an der Erft und in der Eifel habe Folgen gehabt, die sich in Deutschland bisher niemand habe vorstellen können - und es müsse damit gerechnet werden, dass sich solche Lagen wiederholen. Mehr Bewusstsein für Gefahren Neben der Unterstützung in den beiden Flutregionen waren die Wehren aus dem Kreis Herford Anfang Juni in Enger und Bünde nach dem Starkregen im Einsatz. Angesichts der sich abzeichnenden größeren Schäden durch Starkregen oder Sturm müsse auch die Warnung der Bevölkerung verbessert werden. Neben den technischen Details - angefangen bei den Sirenen bis hin zu den Warnapps wie Katwarn - fordert Kreisbrandmeister Kröger auch ein anderes Gefahrenbewusstsein der Bevölkerung. Um die Einsatzkräfte nicht an Leib und Leben zu gefährden, werden die Feuerwehren in der Regel erst nach einem Sturm aktiv. Es sei denn, es gibt ganz konkrete Gefahren wie einen auf die Straße gestürzten Baum. Einige Bürger sehen diese Gefahren nicht und seien auch bei Extremwetterlagen draußen, etwa im Wald, unterwegs. Dies bedeutet aber, wenn etwas passiert, dass die Feuerwehr einen Menschen aus einem Bereich bergen müsse, in dem auch für die Rettungskräfte Lebensgefahr bestehe. Das müsse nicht sein. 278 Menschen gerettet Die Bilanz der Feuerwehren kann sich sehen lassen. In den Einsatzabteilungen waren 2021 insgesamt 1.573 Männer und Frauen aktiv. Der Kreisfeuerwehrverband erfasste insgesamt 2.739 Mitglieder. Die Kräfte mussten zu 2.896 Einsätzen ausrücken. 2020 waren es noch 3.254. In mehr als der Hälfte (53 Prozent) ging es um technische Hilfe, in 16 Prozent der Fälle waren es Brände, 22 Prozent der Einsätze machten Fehlalarme aus. 278 Menschen konnten die Feuerwehrleute retten.

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