Rückschau nach Tornado in Herford: Wenige Minuten, viele Schäden

Herford. Es reichten wenige Minuten. Das Unwetter am Freitagabend traf Herford kurz, aber heftig. Innerhalb von Minuten gingen bei der Feuerwehr mehr als 50 Notrufe ein. Die Auswirkungen sind immens: Eine Schlammlawine trifft die Anwohner vom Bünder Fußweg, zahlreiche Straßen stehen bis zu 40 Zentimeter unter Wasser und der heftige Wind deckt am Altensenner Weg etliche Häuser ab. Am Sonntagfrüh bestätigt der Meteorologe Friedrich Föst was Augenzeugen schon gedacht haben: Ein Tornado hat Herford getroffen (hier sehen Sie ein Video). Vier Tornados soll es nach bisherigen Erkenntnissen in Nordrhein-Westfalen gegeben haben - alle sind mittlerweile bestätigt, so Föst. Neben Herford ist auch die Höxteraner Ortschaft Ovenhausen/Lütmarsen betroffen gewesen. Auch hier reichten zwei Minuten, um Bäume zu entwurzeln, Dächer abzudecken und die Einzelteile teilweise mehrere hundert Meter weit wegzuwehen. Besonders extrem wütete ein Tornado in Paderborn. Den Liveticker lesen Sie hier. Hier ist von 43 Verletzten die Rede, davon 13 schwer. Ein vierter bestätigter Tornado hat Lippstadt verwüstet. In Herford wurde eine rotierende Wolke beobachtet Friedrich Föst ordnet das Extremwetter in Herford ein und bezieht sich dabei auf die ehrenamtliche, gemeinnützige Organisation "Tornado-Arbeitsgruppe". Diese hat unter der Federführung von Thomas Sävert den Tornado in Herford bestätigt. Die Arbeitsgruppe erfasst akribisch alle Tornados und Verdachtsfälle in Deutschland und dokumentiert diese auf der Homepage tornadoliste.de/. Dort heißt es, dass gegen 17.31 Uhr ein Tornado unter anderem von Elverdissen aus beobachtet worden ist. Davon gibt es Videoaufnahmen, die auf nw.de zu sehen sind. Die Entfernung könne schlecht eingeschätzt werden, beträgt aber wahrscheinlich höchstens fünf Kilometer, also in etwa über der Stadt Herford, schreiben die Experten. In der Aufnahme können umherfliegende Teile und eine rotierende Wolke beobachtet werden. Straßen wegen Überflutung gesperrt Aufgrund des Tiefs Emmelinde hat die Feuerwehr Herford zahlreiche Notrufe erhalten. "Innerhalb von Minuten hatten wir 50 Einsätze", sagt Karsten Buschmann, Leiter der Feuerwehr, am Sonntag. "Da konnten wir nur priorisieren." Zudem kamen im Laufe des Abends immer neue Notrufe hinzu. Die Schäden beschreibt Buschmann als "erheblich". Verletzungen aufgrund des heftigen Gewitters gab es laut der Feuerwehr glücklicherweise nicht. Am Altensenner Weg hat der Tornado etwa 20 Hausdächer stark beschädigt. Buschmann wohnt selbst nur 200 Meter Luftlinie von dort entfernt und war innerhalb von drei Minuten vor Ort. Gesehen hat er die Windhose mit eigenen Augen nicht, aber Videos von Anwohnern zeigen den Luftwirbel. "Die Unwetterlage trat extrem punktuell auf", sagt Buschmann und nennt ein Beispiel: So regnete es bei ihm zuhause zwar heftig und es war Donnergrollen zu hören, einen Tornado gab es dort aber nicht. Dafür stand etwa die Ringstraße massiv unter Wasser. Im Bereich der Füllenbruchstraße in Fahrtrichtung Detmold musste die Straße kurzfristig wegen mehrerer Überflutungen gesperrt werden. Und die Anwohner am Bünder Fußweg wurden von einer Schlammlawine getroffen. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen" Dass es einzelne Straßenzüge so heftig treffen kann, macht die Vorbereitung der Einsatzkräfte so schwierig. Die Leitstelle ist zwar mit dem Deutschen Wetterdienst in Kontakt und verfolgt die Ankündigungen stündlich. Aber Freitagmittag hieß es noch, so Buschmann, "dass uns das Unwetter streifen werde". Wo genau mit Folgen zu rechnen sein könnten, war da nicht bekannt. So plante die Feuerwehr auch noch mit ihrer Jahreshauptversammlung am Freitagabend. Die wurde dann wenige Stunden später gestrichen. Stattdessen waren 145 Feuerwehrleute im Einsatz, um die Auswirkungen des Tiefs Emmelinde unter Kontrolle zu halten. Laut dem Meteorologen Föst ist die Stärke des Tornados in Herford auf der sechsstufigen Fujita-Skala (F0 bis F5) anhand der aufgetretenen Schäden mit F1 einzuordnen. "Das bedeutet Windgeschwindigkeiten von 118 bis 180 km/h, ab 118 km/h sprechen wir in der Meteorologie bereits von Orkanstärke - Windstärke 12", so Föst. Die Stärke der anderen Tornados, insbesondere jener in Paderborn, wird nach ersten Sichtungen der Schäden auf F2/F3 geschätzt. "Da liegen wir dann schon in einer Größenordnung von 180 bis etwas über 300 km/h." Zum Vergleich: Die Orkane Zeynep, Friederike und Kyrill brachten es - allerdings auf breiter Fläche - auf Windgeschwindigkeiten von 120 bis 140 km/h in OWL. Auch wenn es für die betroffenen Anlieger "sehr bitter" ist, habe Herford generell "großes Glück" gehabt, sagt Buschmann: "Wir sind im Gegensatz zu Paderborn mit einem blauen Auge davon gekommen."

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