Die schönsten Fotos der Oldtimer-Rallye: Pkw und die Geschichte dahinter

Herford. Wenn die Queen mitfährt auf der 37. Linnenbauer Oldtimerfahrt durchs sonnenverwöhnte Ravensberger Hügelland, dann ist die entscheidende Frage für die Klatschspalten: Welches Kleid und welchen Hut trägt sie? Das ist auch in einer seriösen Tageszeitung schnell beantwortet: Sie trägt ein blaues Paillettenkleid und keinen Hut, sondern ein Krönchen auf dem Kopf.Auch wenn das Fahrzeug ein standesgemäßer Rolls Royce Corniche 2 Cabrio Baujahr 1986 ist - bei aller Verbundenheit des britischen Königshauses zu "Happy Herford" sitzt nicht Queen Elisabeth II. höchst selbst auf dem Rücksitz sondern "Queen Lizzy". Das ist der große Teddybär von Val Shearer und wird gut angeschnallt. Die britische Monarchin war nicht abkömmlich - sie musste ja gerade daheim ihren 96. Geburtstag feiern. Britisches Paar lebt seit 40 Jahren in Deutschland Val Shearer und ihr Mann Chris gehen am Samstagmorgen auf dem Bildungscampus mit Startnummer 34 in der Touristenklasse an den Start. Val sitzt am Steuer, denn sie kann nicht so gut Karten lesen wie ihr Mann. Der hat das beim britischen Militär gelernt, doch das ist lange her. Val Shearer stammt aus Glasgow, Chris aus dem ostenglischen Hull. Beide leben seit 40 Jahren in Deutschland. Sie hat noch kürzlich bis zur Rente bei der Bad Oeynhauser Kurverwaltung gearbeitet, er ist im Außendienst einer britischen Firma tätig. Den Rolls Royce hat Chris Shearer vor vier Jahren in Holland gekauft. Den US-Import hat ursprünglich ein Banker gefahren. Er hat eine in den USA und in Deutschland übliche Linkslenkung. Man muss nicht über eine königliche Schatulle verfügen, um Rolls Royce zu fahren - aber doch gut bei Kasse sein. Der Wert liegt laut Gutachten bei 60.000 Euro. Der britische Hersteller hat um die Motorisierung der Fahrzeuge mit den Klassifizierungen "reichlich" und "sehr reichlich" gern ein Geheimnis gemacht. Tatsächlich treiben die 200 PS den Wagen souverän an. Die Fahrt macht dem Ehepaar Spaß. Der Nachteil: Sie brauchen eine große Garage.Mehr Youngtimer als Oldtimer Einer der Fahrleiter vom Ausrichter Herforder Motorsport Club ist Dieter Bäuerle. Auch er weiß, dass heute der überwiegende Teil der Fahrzeuge nicht so alt ist, dass sie landläufig als Oldtimer empfunden werden. Sind sie älter als 20 Jahre sprechen Liebhaber von "Youngtimern", sind sie älter als 30 Jahre von "Oldtimern". Man muss nicht Rentner sein, um die Vielzahl der Autos noch als Alltagsfahrzeuge erlebt zu haben. Das eine oder andere Auto ist aber doch dabei, das schon weit mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat. Die Fahrzeuge starten in den Klassen "Wanderer", "touristisch" und "sportlich". Die haben nichts mit dem Alter der Fahrzeuge zu tun, sondern mit der Erfahrung und Bereitschaft der Teams, mehr oder weniger kniffelige Aufgaben zu lösen. Um Tempo geht es nicht.Ganz naturbelassen - ohne Servolenkung Heinz Schatto aus Halle und seine Lebensgefährtin Petra Inderwisch sind mit einem Mercedes 190 SL unterwegs, auch ein US-Import. Dank des sonnigen Wetters in Kalifornien ist er gut erhalten, hatte wenig Rost. Dennoch wurde das Cabrio vor neun Jahren komplett restauriert. "115 PS reichen für so ein leichtes Auto", sagt Heinz Schatto. "Es kann aber auch stressig werden, wenn man sich verfahren hat. Das Auto hat - ganz naturbelassen - noch keine Servolenkung, die das Wenden erleichtert. Das Team ist seit Jahren immer wieder gern auf der Linnenbauer-Tour dabei. Er ist Autonarr, sie "macht es freiwillig mit". Schatto besitzt noch einen 330er Mercedes aus der Adenauer-Ära und einen 320er von 1938. Die fährt er, wenn die gestellten Aufgaben nicht so "tricky" sind. Rot-weißer Karmann Ghia wie im Krimi "Blind ermittelt" Wer am Donnerstagabend Krimi "Blind ermittelt" gesehen hat, erkennt im rot-weißen Karmann Ghia von Rainer und Irmgard Diet aus Rodenberg bei Hannover einen Zwilling des VW, in dem die Wiener Ermittler gefahren sind. Das in Osnabrück gebaute Fahrzeug auf Käfer-Basis stammt aus dem Jahr 1966 und wird von einem luftgekühlten 40-PS-Motor angetrieben. "Das reicht bei einem Gewicht von 800 Kilogramm", meint Rainer Diet. Bei 120 aber geht dem Flitzer die Puste aus. Dennoch: Er läuft und läuft ... Wie der Käfer eben.Der schwarze 190er Mercedes Baujahr 1957 der Familie Nolte aus Kirchlengern war seinerzeit ein "Brot-und-Butter-Auto" für gut situierte Bürger und ein beliebtes Taxi. Vater Oliver ist Kfz-Meister in der Lehrlingsausbildung und hatte dank Corona viel Zeit, das vor zehn Jahren gekaufte Auto endlich auf Vordermann zu bringen. Es ist ein Viertürer - schön für die Kinder Jolina und Julian, die hinten sitzen und ebenso wie Mutter Isabel gerne mitfahren.Der Opel Kapitän fährt sich wie eine Sänfte Bernd Blondin ist mit seinem silbernen Opel Kapitän aus Duisburg angereist. Der ist 57 Jahre alt und stammt aus einer Zeit, als Opel mit den Modellen Kapitän, Admiral und Diplomat noch in der Oberklasse unterwegs war. An Straßenkreuzer erinnert die durchgängige Sitzbank auch vorne. Er fährt sich "wie eine Sänfte".Das älteste unter den rund 100 Fahrzeugen ist der MG TC von Ulrich Helweg und Susanne Große-Wortmann aus Kalletal. Es wurde 1946 gebaut. Mit einem Kompressors hat der Hersteller die PS-Zahl von 54 um 30 erhöht. Die Karosserie ist aus Eschenholz, das mit dünnem Blech beplankt ist. Dem Ruf englischer Hersteller zum Trotz ist das alte Schätzchen nach einer Grundsanierung zuverlässig und alltagstauglich. Jenseits von Tempo 120 allerdings bekommt der Fahrer "Magenschmerzen".Damit der Magen nicht knurrt kehren die Teams zur Mittagspause auf den Bildungscampus zurück. Hier gibt es zeitlose Verpflegung im Lunchpaket: Frikadellen, Schnitzel, Nudel- und Kartoffelsalat.

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