Herforder in Österreich auf der Suche nach einem Vorbild fürs OWL-Forum

Feldkirch/Herford. Werner Seeger mag sich vorab nicht festlegen. &bdquo;Ich bin zu allen Seiten offen", sagt der Christdemokrat. Im österreichischen Feldkirch wird sich der CDU-Ratsherr gut aufgehoben gefühlt haben, da das dortige Monforthaus ebenfalls allen Seiten offen steht. Und: Dieses Veranstaltungszentrum könnte künftig als Vorbild für ein OWL-Forum in Herford dienen, das Schützenhof und Stadttheater an einem Standort vereint. Eine Herforder Delegation sammelte jetzt Eindrücke. Österreich: hohe Berge. Herford: hohe Hürden. Denn noch ist nichts beschlossen. Zuletzt rückte ein Abriss des bestehenden Stadttheaters und ein Neubau des OWL-Forums an selber Stelle in den Fokus. Zuvor aber müssen die Denkmalschützer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster dem Plan zustimmen. Sicher ist das nicht. Erst beim &bdquo;OK" aus Münster käme der Rat ins Spiel. In der Dezember-Sitzung würde entschieden. Eine Vorstudie für erste Berechnungen ist bereits in Auftrag gegeben, sie soll dann präsentiert werden. Eine Rats-Mehrheit für Forum und Standort gilt als sicher. FDP strebt einen Bürgerentscheid an Allerdings sträubt sich die FDP. Die strebt laut Eckhard Klemens einen Bürgerentscheid an, da die Freidemokraten den Janup und die Fläche am früheren Dom-Hotel als künftiges Zentrum der Herforder Kultur ausgemacht haben. Ein Bürgerentscheid würde die Finanzierung des OWL-Forums jedoch gefährden, weil vom Land und dem Bund avisierte Fördermittel von jeweils bis zu 33 Millionen Euro lediglich bis zum Jahr 2027 abrufbar sind. Zudem droht ein Störfeuer seitens der Herforder Schützengesellschaft. Deren Vorstand um Sylvia Czentarra-Thies hatte sich am 9. September mit Vertretern der Stadt zu Beratungen über den Schützenhof getroffen, der Heimat der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) ist. 27,5 Prozent des Objekts auf dem Stiftberg gehören den Schützen. Die möchten dem Vernehmen nach &bdquo;alles beim Alten" belassen. Ein Verkauf der Anteile käme nicht in Frage, obwohl der Schützenhof jährliche Verluste schreibt und dringender Sanierungsbedarf, nicht nur für die NWD, besteht. Eine Entscheidung sei Ende März zu erwarten. Dann soll die nächste Mitgliederversammlung der Schützengesellschaft stattfinden. 44 Millionen Euro wurden in Feldkirch verbaut Schließlich geht es auch ums Geld. 44 Millionen Euro wurden in Feldkirch für das Montforthaus verbaut. &bdquo;Ein Viertel oder gar ein Drittel mehr" müssten die Herforder wohl berappen, schätzt Beigeordneter Peter Böhm beim Besuch des Montforthauses. In einem lichtdurchfluteten Forum werden beispielsweise Nachwuchskünstlern Auftrittsmöglichkeiten geboten. Nach dem Konzert können die Zuhörer ein Restaurant in der obersten Etage des markanten Komplexes aufsuchen. Darunter befinden sich Seminarräume sowie ein kleiner und ein großer Konzertsaal. &bdquo;Wenn die Leute draußen sehen, dass hier was passiert, dann setzen sie sich dazu", weiß Technik-Direktor Stephan Untertrifalla. Dabei ist der gesamte Komplex vielfältig nutzbar. Die Gastronomie, inklusive Dachgalerie, kann je nach Anspruch unterteilt werden. &bdquo;Wir haben Vereins-Versammlungen, Hochzeitsgesellschaften, aber auch Abi-Bälle", sagt der Feldkirchner auf seinem Rundgang mit der Herforder Delegation. Multifunktionalität steht ganz oben Das eigentliche Highlight aber ist der große Konzertsaal mit einer geschwungenen Galerie. Über mobile Wände und eine verschiebbare Tribüne kann das Fassungsvermögen des Saals variiert werden. Steuerbare Wand- und Drehelemente an den Außen-Seiten verfeinern die Akustik. Plexiglas-Segel an der Decke optimieren den Hörgenuss. Eine Plattform für einen Orchestergraben hebt oder senkt sich auf Saal- oder Bühnenniveau. Diese Plattform dient zugleich als Lift für schwere Lasten bei Anlieferung oder Abtransport. &bdquo;Multifunktionalität steht bei uns ganz oben", sagt Untertrifalla. Die Flexibilität ist Vorteil und Nachteil zugleich. Der Betrieb sei mitarbeiterintensiv und kostspielig, wie Geschäftsführer Markus Klebel der Herforder Reisegruppe um Bürgermeister Tim Kähler, Kulturchef Andreas Kornacki, Theater-Fördervereins-Vorsitzende Heidrun Münter oder NWD-Betriebsdirektor Friedrich Luchterhandt sowie einigen Ratsmitgliedern offenbart. 45 Beschäftige zähle das Kulturzentrum in Feldkirch. Bis zu 220 Veranstaltungen finden jährlich statt. &bdquo;Das reicht vom Seminar für fünf bis zehn Personen bis zu großen Konzerten mit bis zu 1.100 Zuhörern oder Bällen von 800 bis 1.000 Gästen", sagt Klebel. Das Haus mache inklusive der Gastronomie einen Umsatz von 2,3 Millionen Euro, hören die Herforder. Unterhalt, Betrieb und Wartung machten einen Zuschuss der Stadt Feldkirchen unumgänglich. &bdquo;Wir schreiben eine kräftige Minus-Null", sagt Markus Klebel. Genaue Zahlen behält er für sich. Definieren Sie ganz genau, was Sie wollen Konkrete Ratschläge aber gibt der Österreicher den Besuchern mit auf den Heimweg nach Westfalen: &bdquo;Wenn man sich so ein Haus leisten will, dann muss man schauen, dass man es ordentlich betreibt, damit es unterm Strich nicht all zu große Löcher in die jährliche Kasse reißt. Und bei einem Neubau definieren Sie ganz genau, was Sie wollen, wofür sie es wollen und was Sie da Jahr für Jahr finanzieren wollen. Denn das bedingt das Konzept." Tim Kählers Fazit: &bdquo;Von der Multifunktion nehme ich eine ganze Menge mit. Fehler, die andere gemacht haben, wollen wir nicht wiederholen. So ein Forum muss aber auch ein architektonisches Highlight sein und einen gewissen Aha-Effekt haben." Der Bürgermeister ist von der Realisierung des OWL-Forums überzeugt. Eventuell schlage das neue kulturelle Herz Herfords schon 2025. "Spätestens 2026 muss es fertig werden, sonst haben wir keine Fördermittel mehr", sagt Tim Kähler.

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