Werre-Wehr: Welche Sorgen hinter dem geplanten Umbau stehen

Herford. Das Bergertor-Wehr soll, wie berichtet, eine raue Gleite in Form einer Beckenstruktur erhalten. Diese Becken entstehen, wenn neben dem halbseitigen Wehr Steine quer zur Fließrichtung versetzt in Reihen aufgeschichtet werden. Dadurch fließt das Wasser im Zickzack neben dem Wehr flussabwärts. Die Alternative wären bis zu zwei Meter große Störsteine gewesen, die vom Wasser um- und überspült worden wären. Die Entscheidung trafen die Bau- und Umweltpolitiker nach längerer Diskussion. Die Beckenstruktur ist auch die voraussichtlich günstigere Lösung. Die Grünen hatten zuvor beantragt, dass die Stadt noch einmal mit den übergeordneten Genehmigungsbehörden über mögliche neue Erkenntnisse im Hochwasserschutz sprechen und letztlich auf neue Vorgaben warten solle. Grund: Die Anpassungen an den Klimawandel werden voraussichtlich zu höheren Anforderungen führen. Die Frage ist auch, wie lange das heutige Wehr einem Hochwasser noch standhalten würde Baubeigeordneter Peter Maria Böhm warnte jedoch eindringlich davor. Das Bauwerk sei marode, Verwaltungsmitarbeiter, die mit dem Wehr beschäftigt sind, würden schon nicht mehr ruhig schlafen angesichts eines Lochs im Bauwerk und der veralteten Technik. Letztere wird zwar regelmäßig gewartet, könne aber nach 52 Jahren irgendwann auch einfach mal versagen. Zudem diskutierten sie schon zehn Jahre. Und die Stadt werde mit den Plänen sowieso erst Ende 2022 in das Planfeststellungsverfahren gehen. Sollte es neue Vorgaben zu den Anforderungen an den Hochwasserschutz geben, könne die Stadt den Planer immer noch beauftragen, diese einzuarbeiten, sagte Böhm. Zurzeit ist nicht absehbar, wann neue Vorgaben kommen. Auch Bauausschussvorsitzender Werner Seeger (CDU) warnte eindringlich davor, Entscheidungen weiter hinauszuzögern. Er befürchtet, dass sich das Wehr nicht herunterfahren lässt, wenn es bei steigenden Wasserpegeln dringend geboten wäre. Bei der Debatte hatten die Baupolitiker das Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen noch sehr präsent vor Augen. Weitere mögliche Retentionsflächen gibt es in Herford nicht, sagt die Verwaltung Ein Bürger regte an, im Hochwasserschutz von vornherein mehr zu machen. Stadtplanerin Maike Wöhler erteilte dem allerdings eine Absage: Es gebe keine weiteren Flächen in Herford, die sie als Retentionsflächen nutzen könnten, sagte sie. Für die Überflutung komme allenfalls die Spatzenwiese in Frage, die dann aber tiefer gelegt werden müsste und nicht mehr mehr nutzbar wäre wie bisher. Zudem begrenze die Brücke den Wasserabfluss. Der Abfluss wird, wie berichtet, durch den Wehr-Umbau von 275 auf rund 200 Kubikmeter in der Sekunde reduziert. Allerdings gibt es inzwischen das Bega-Becken mit einem Stauvolumen von 2,78 Millionen Kubikmetern Wasser. Zwei weitere Becken sind geplant: ein Becken in der Werre auf Bad Salzufler Gebiet mit einem Stauvolumen von 2,1 Millionen Kubikmetern und ein weiteres in Detmold mit einem Volumen von 660.000 Kubikmetern. Beide sind noch nicht in die Berechnungen eingeflossen. Aber dadurch könne der Hochwasserabfluss deutlich gemindert und zurückgehalten werden, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für den Haupt- und Finanzausschuss. Der Wasserabfluss ist nach den Daten der Bezirksregierung gewährleistet Ihr zufolge sind die derzeitigen Planungen ohne die geplanten beiden Becken ausreichend: Bei der Planung zum Wehrumbau seien die offiziellen Abflussdaten der Bezirksregierung als Grundlage zu verwenden. &bdquo;Abweichungen sind nicht von uns zu entscheiden.“ Die Abflusswerte würden von der Bezirksregierung durch hydrologische Modellierung ermittelt und regelmäßig erneuert. &bdquo;Daten des Deutschen Wetterdienstes fließen gemäß Aktenvermerk in die Berechnung ein.“ Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004) erinnerte im Bau- und Umweltausschuss daran, dass die Stadt das der Spatzenwiese gegenüber liegende Grundstück vor Jahren verkauft hat, damit ein Investor darauf drei Hochhäuser errichten konnte. Die Fläche wäre möglicherweise als Überflutungsfläche geeignet gewesen.

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