Neubau im Überschwemmungsgebiet - Anwohner im Kreis Gütersloh sind entsetzt

Schloß Holte-Stukenbrock. Direkt am Ölbach in Schloß Holte soll ein Mehrparteienhaus gebaut werden. Auf der Fläche wächst derzeit ein Garten, sie ist als Überschwemmungsgebiet deklariert. Während Anwohner schon Wasser in ihren Kellern befürchten und sich um ein Verkehrschaos auf der engen Straße &bdquo;Am Ölbach“ sorgen, haben die Stadtverwaltung und die Naturschutzbehörde des Kreises keine grundsätzlichen Einwände gegen das Projekt. Denn: Das Gebäude soll auf Säulen stehen. Seit Monaten werde an dem Objekt geplant und es habe auch bereits Gespräche mit den Anwohnern gegeben. Bei einem Ortstermin sollten nun weitere Fragen geklärt werden, doch beide Seiten – Anwohner und Behördenvertreter – gingen eher unzufrieden aus dem Gespräch. Die Politik hatte dem Projekt vor eineinhalb Jahren zugestimmt. Schließlich sei angesichts des knappen Wohnungsangebotes eine Innenstadtverdichtung durchaus gewünscht. Wenn der Bauherr die gesetzlichen Vorgaben einhalte, habe er auch Anspruch auf die Zulassung des Projektes, sagt Bürgermeister Hubert Erichlandwehr. Der Bauherr und Investor, ein Geschäftsmann aus der Stadt, ist ebenfalls anwesend, hält sich aber im Hintergrund. Schon jetzt tritt der Ölbach über die Ufer Das Haus soll länglich an der Straße &bdquo;Am Ölbach“ / Ecke Bahnhofstraße entstehen, zwischen der Hubertus-Apotheke und &bdquo;Krispy Kebab“. Die Anwohner der näheren Umgebung haben ihre Einwände verschriftlicht, 45 Nachbarn haben unterzeichnet. In erster Linie geht es ihnen dabei um den Schutz ihrer eigenen Immobilien vor Hochwasser. Andre Schrand zeigt Fotos, auf denen zu sehen ist, dass jetzt schon das Wasser gelegentlich über die Ufer tritt und in den angrenzenden Gärten steht. Tatsächlich ist der Lauf des Ölbachs an dieser Stelle offiziell als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. Schon jenseits der Bahnlinie, ab Friedhofweg. Die Anwohner argumentieren: Wenn jetzt ein Haus ins Überschwemmungsgebiet gebaut werde, würde sich das Wasser neue Wege suchen – und finden. &bdquo;So ein Gebäude hängt doch nicht in der Luft“, sagt Anwohnerin Adelheid Tenace. &bdquo;Doch“, entgegnet zur Überraschung Architekt Volker Weege. Sein Büro ist mit der Planung beauftragt. Seine Lösung sieht vor, das Haus auf Säulen zu bauen. So bleibe die Retentionsfläche, so heißt es in der Wasserwirtschaft, erhalten. Die Situation bleibe also wie jetzt. Das bestätigt auch die Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde, die daher keine Einwände gegen die Planung hat. Lesen Sie auch: Anwohner kämpfen gegen großen Neubau mit 21 Wohnungen Die Anwohner sehen diese Einschätzung skeptisch. Sie glauben, dass der Dreckbach – im Normalzustand ein Rinnsal, das vom Wasserwerk kommend neben der Apotheke in den Ölbach entwässert, bei Starkregen aber anschwillt und zusätzliches Wasser mitbringt –, grundsätzlich nicht in die Hochwasser-Bewertung eingeflossen ist. Zudem müsse das Regenwasser, das auf das Dach des neuen Hauses prasselt, auch irgendwo bleiben. Naturschutzbehörde und Stadtverwaltung – auch Pascal Lideck (Umweltamt) und Martin Venne (Bauaufsicht) sind anwesend – entgegnen, dass der Zulauf des Dreckbaches geprüft werden. Für die Bewertung sei die Bezirksregierung als Obere Naturschutzbehörde zuständig. Der Niederschlag werde in den Abwasserkanal abgeführt. Natürlich könne es bei Starkregen vorkommen, dass Kanäle volllaufen und überschüssiges Wasser in die Bäche fließe. Aber: Extreme Starkregenereignisse spielen bei der Betrachtung und Genehmigung dieses Vorhabens keine Rolle. Lediglich die Retentionsfläche bei zu erwartendem Hochwasser. Beiden Betrachtungen liegen, kurz gesagt, verschiedene Berechnungen und Annahmen zugrunde. Anwohner bleiben skeptisch Der Bau bringe angesichts der Hochwassererwartung keine Nachteile für die Anwohner, bekräftigt die Mitarbeiterin des Kreises. Diese beiden Ausgangsereignisse, ein Hochwasser einerseits und ein Starkregen andererseits, können bei dem Ortstermin nicht in Einklang gebracht werden. &bdquo;Wir sprechen über verschiedene Dinge“, sagt der Bürgermeister. Die Skepsis der Anwohner bleibt bestehen. Andere Aspekte der Nachbarn: Schon jetzt werde die schmale Straße &bdquo;Am Ölbach“ gerade an der Zufahrt von der Bahnhofstraße aus mitunter zugeparkt. Sechs weitere Parteien mit weiteren Autos würden das Problem wohl zuspitzen. Darüber soll im Planungsverfahren gesprochen werden. Und: Ein so großes Gebäude füge sich architektonisch nicht in die Nachbarschaft. Zurzeit steht dort ein Einfamilienhaus mit großem Garten. Bürgermeister Hubert Erichlandwehr entgegnet, dass nicht die unmittelbare Nachbarschaft zähle, sondern die Umgebung. Er verweist auf das Gesundheitszentrum von Orthopäde Ekrem Khoja an der Bahnhofstraße und die Holter Pflege &bdquo;Am Ehrenmal“. Beide Komplexe ragen über die Firsthöhe eines Einfamilienhauses hinaus. Lesen Sie auch: Mieten, Bauen und Wohnen im Kreis Gütersloh

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