Zieht das Straßenverkehrsamt nach Herford?

Kreis Herford. Als das Gebäude der Sparkasse an der Berliner Straße in Herford 2019 zum Verkauf stand, gab es Überlegungen, das Straßenverkehrsamt von Kirchlengern nach Herford zu holen. Der Kreis erwarb das Gebäude tatsächlich Mitte vergangenen Jahres. Die Idee, die Zulassungsstelle dort unterzubringen, ist aber vorerst vom Tisch. Grundsätzlich gab und gebe es immer wieder Ideen für Umstrukturierungen in der Kreisverwaltung, teilt die Pressestelle des Kreises mit. Falls die Bürger künftig Online-Angebote verstärkt in Anspruch nehmen würden, sei es auch nicht ausgeschlossen, den Umzug erneut in Erwägung zu ziehen. Für diese verstärkte Nutzung von Online-Angeboten müsste der Bund erst einmal die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, sagt Landrat Jürgen Müller. Nach seinen Erfahrungen mit politischen Entscheidungsprozessen dauert das jedoch mindestens noch fünf Jahre. Zwar gibt es schon jetzt einige Möglichkeiten, seine Anliegen im Straßenverkehrsamt online zu erledigen, so die Kreis-Pressestelle. Trotzdem nehme die Anzahl der persönlichen Kontakte im Amt nicht signifikant ab. Teilweise funktionieren die Kontakte zwar online, aber die Bürger kommen trotzdem ins Amt Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit einer internetbasierten Kfz-Zulassung (ikfz). Die Nutzung sei aber so, dass darauf kaum ein Bürger zurückgreife. Der Kreis habe aber konkrete Pläne, das Verfahren in dem Bereich einfacher zu gestalten, teilt Sprecher Patrick Albrecht mit. Die Führerscheinstelle tausche sich schon länger mit dem Rechenzentrum aus, um digitale Antragstellungen in der Zukunft zu ermöglichen. Da gibt es aber noch kein Ergebnis. Die Bußgeldstelle, die den mit Abstand geringsten Publikumsverkehr hat, habe ein elektronisches Verfahren. In großer Mehrheit kämen die Bürger allerdings trotzdem ins Amt, um ihre Führerscheine bei einem Fahrverbot abzugeben. Hinzu kommt allerdings auch: Der Kreis benötigt das Gebäude an der Berliner Straße derzeit dringend selbst: "Es ist zu 100 Prozent ausgelastet", sagt Müller. Die Büros würden von einem Teil des Jugendamtes genutzt, vom Rechnungsprüfungsamt und vom Finanzmanagement. In dem Gebäude befindet sich auch das Medienzentrum des Kreises. Die Sanierungskosten schätzt der Kreis auf 1,5 Millionen Euro Nach dem Lockdown eröffnete zudem im März dieses Jahres die Verbraucherberatung als externer Mieter im Erdgeschoss ihre Türen. Und in Pandemie-Zeiten arbeiten im Haus die Mitarbeiter des Kontaktpersonenmanagements. "Zurzeit ist die Lage entspannt. Aber um Ostern herum wussten wir nicht, wo wir die Leute noch lassen sollten", sagt Müller. Sollte es irgendwann nicht mehr nötig sein, die Kontaktpersonen von Covid-19-Infizierten zu ermitteln und genügend Platz frei werden, würde Müller zunächst gerne die Mitarbeiter des Ausländeramtes an der Berliner Straße unterbringen. Sie arbeiten zurzeit im Gebäude des früheren Kreiswehrersatzamtes an der Wittekindstraße. Vor einem Umzug müsste der Kreis jedoch im alten Sparkassen-Gebäude umbauen. Denn weil die Räume kurzfristig wegen der nötigen Abstände, die Beschäftigte des Kreises in der Corona-Pandemie einzuhalten hatten, dringend gebraucht wurden, sind sie unsaniert bezogen worden. Nach der Pandemie will der Kreis das Nutzungskonzept überarbeiten. Die Sanierungskosten schätzt die Verwaltung auf rund 1,5 Millionen Euro. Noch gibt es die Ungewissheit, wie sich die Delta-Variante auf den Personalbedarf auswirken wird Solange aber keiner weiß, wie sich die Pandemie mit ihrer neuesten Delta-Variante in den nächsten Monaten entwickeln wird, ist das kein Thema. Deutliche Veränderungen erwartet Müller jedoch in den nächsten Jahren im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung, die vielerorts ein Vorsprechen an den Schaltern der Behörden nicht mehr erfordert. Beschleunigt hat sich die Entwicklung in der Pandemie durch das Homeoffice. Auf Dauer werde sicherlich auch die Kfz-Zulassung online möglich sein. Gekauft hat der Kreis das Gebäude, das eine Bruttogeschossfläche von 4.300 Quadratmeter hat, Ende Mai 2020 zum Preis von 3,1 Millionen Euro. Dazu gehören 20 Stell- und 17 Tiefgaragenplätze.

Meistgelesen