Leiter des HudL verabschiedet sich nach fast 30 Jahren

Herford. Langweilig wird Hartmut Giebel wohl nicht werden, wenn der Leiter des Bürgerzentrums Haus unter den Linden (HudL) am 16. Juli in die Alters-Phase wechselt: "Ich habe 2.500 Quadratmeter Garten, drei kleine Enkelkinder und meinen Sport Jiu-Jitsu", sagt der 62-Jährige. 29 Jahre lang war Giebel Leiter des Bürgerzentrums, dessen abgekürzter Name HudL fast gänzlich in den Sprachgebrauch der Herforder übergegangen ist. Gestartet als Seniorenzentrum habe sich das HudL vor allem seit der Sanierung im Jahr 2002 immer weiter in Richtung Bürgerzentrum entwickelt, sagte Sozialdezernent Patrick Puls bei der offiziellen Staffelübergabe im Haus Unter den Linden 12. "Sie haben es mal treffend als ,Jugendzentrum für Ältere' bezeichnet", wandte sich Puls an Giebel. Nicht zuletzt mit seinem Charisma habe Giebel mit dem Bürgerzentrum einen Ort der Begegnung geschaffen. "Dieser Ort ist enorm wichtig für die Stadtgesellschaft. Hier gibt es Teilhabe, soziale Netzwerke, Kontakte - eben all das, was gerade in den letzten eineinhalb Jahren während der Corona-Pandemie zu kurz gekommen ist." Froh sei er, betonte Puls, dass ein solch bedeutsamer Ort, mit allem was dazu gehöre, unter das Dach des städtischen Sozialdezernates gehöre. "Und die Fußabdrücke, die Sie hinterlassen, sind groß. Sie waren hier immer die Konstante", hob Puls hervor. "Eine tolle Zeit mit ein paar bitteren Momenten" Er habe seinen Abschied länger vorbereitet, sagte Giebel. "Mit Ende 50 habe ich mir Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll, und mich für ein Altersteilzeitmodell entschieden", so der gelernte Sozialarbeiter, der in Lemgo lebt. Die 29 Jahre seien insgesamt eine "tolle Zeit mit ein paar bitteren Momenten" gewesen. "Im Rückblick überwiegt aber das Schöne und das Positive deutlich", so Giebel. Bitter seien vor allem die Jahre 2010 bis 2013 gewesen, in denen im HudL ein Defizit von rund 380.000 Euro aufgelaufen sei. "Da hat die Politik laut aufgeschrien, aber mir war einfach nicht klar, wie wir hier noch einsparen sollten", erinnerte sich der 62-Jährige. Kritisch habe es da zeitweise ums HudL gestanden, bis das Café schließlich ausgegliedert wurde. Heute wird das Café von den Ev. Integrationsbetrieben Schweicheln gGmbH betrieben. "Da konnten wir erheblich - vor allem Personalkosten - sparen und es ging wieder bergauf." Heute erhält das Bürgerzentrum pro Jahr rund 230.000 Euro Zuschuss von der Stadt. Das Café wird darüber hinaus auch noch subventioniert. Bis zum Jahr 2023 gibt es hier eine Zuschussgarantie von 40.000 Euro pro Jahr. Sorgen habe er sich seit den kritischen Jahren eigentlich nicht mehr machen müssen, sagte Hartmut Giebel. "Vor allem jetzt, in der schwierigen Corona-Zeit, haben wir viele positive Signale auch von der Stadt bekommen." Den Menschen scheine die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung erst so richtig klar geworden zu sein, als diese aufgrund der Pandemie nicht mehr habe öffnen können. Nischeneinrichtung für lokale und regionale Kultur Besonders viel Spaß habe ihm immer die Ausbildung bereitet, sagte Giebel. Rund ein Dutzend Sozialarbeiter und Sozialpädagogen haben unter seiner Leitung im HudL ihr Anerkennungsjahr verbracht. Jetzt werden hier Veranstaltungskaufleute ausgebildet. "Bisher hatte ich sieben", berichtete Giebel und zählte aus dem Stand alle Namen auf. "Ich habe den Auszubildenden immer eigene Projekte übergeben, für die sie Freiraum und Verantwortung hatten. Und im Gegenzug haben sie immer viele tolle Ideen eingebracht. Das hat mir Spaß gemacht." Vor allem in den vergangenen Jahren sei das Bürgerzentrum somit auch eine Nischeneinrichtung für lokale und regionale Kultur geworden. "Es kann nicht jeder im Marta ausstellen", sagte Giebel. "Aber hier im HudL können Künstler sich zeigen." Unter anderem auf dieser Spur möchte auch Judith Stallner bleiben. Die 43-Jährige ist einigen Herfordern, vor allem denen aus Elverdissen, bekannt. Denn dort war die Sozialarbeiterin vor einigen Jahren als Quartiersmanagerin tätig. "Dabei habe ich meine Leidenschaft für Projekte entdeckt, die Begegnungen von Menschen und auch Veranstaltungen zum Inhalt haben", erklärte Stallner. Auch während ihrer Arbeit in Elverdissen war die Bielefelderin bereits regelmäßig im Austausch mit Hartmut Giebel. Und als sie dann von seinem Ruhestand hörte, habe sie sofort gewusst: "Das ist mein Ding, das möchte ich gerne machen." Nachbarschaftsfest soll neue Ideen bringen Etwas mehr weg vom Senioren-, noch mehr hin zum Bürgerzentrum möchte Stallner das HudL entwickeln. "Das soll hier kein Jugendzentrum werden. Aber die mittlere Generation, die würde ich gerne mehr ansprechen - mit neuen Projekten, zum Beispiel mehr Kindertheater für Familien oder Veranstaltungen mit etwas jüngerer Musik." Im Spätsommer könnte es ein Nachbarschaftsfest hier im HudL geben, bei dem wir gezielt neue Ehrenamtliche ansprechen und noch mehr neue Ideen sammeln wollen." Judith Stallner ist offiziell ab dem 19. Juli Leiterin des Bürgerzentrums. Außer ihr arbeiten hier noch eine fest angestellte Verwaltungsfachkraft sowie Jannis Krämer, der im HudL seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann abgeschlossen hat. Ein Jahr lang wird Krämer jetzt Judith Stallner unterstützen. Und im August kommt noch ein neuer Auszubildender dazu. Außerdem gehören rund 65 Ehrenamtliche zum Team.

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