Grund zur Sorge: Unfälle mit E-Bikes haben sich fast verdoppelt

Herford. Zwei Monate lang stand ein weißes Fahrrad am Kreisverkehr Diebrocker Straße/Westring. Es galt als Mahnung für Radfahrer, aber vor allem für Auto- und Lkw-Fahrer hier besonders gut aufzupassen, umsichtig und rücksichtsvoll zu fahren. Wenige Wochen zuvor verunglückte an dieser Stelle eine 27-jährige Radfahrerin. Glücklicherweise enden die wenigsten Radunfälle in Herford tödlich. Laut der Statistik der Polizei sind 2018 zwei Radler verunglückt, 2019 gab es mit dem Unfall im Herforder Kreisverkehr einen tödlichen Ausgang. "2020 gab es keine Todesfälle", sagt Sprecherin Simone Lah-Schnier. Doch die Zahl der Unfälle bleibt nicht unerheblich. Ob auf der Berliner Straße, auf der Waltgeristraße oder auf dem Westring: Radunfälle passieren im ganzen Stadtgebiet. Hinzu kommt, dass die Unfälle mit E-Bikes deutlich zugenommen haben. Statistik bereitet Sorgen Das E-Bike ist beliebt wie nie: Im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 1,95 Millionen Exemplare verkauft. Das sind etwa 38,7 Prozent aller im Jahr 2020 in Deutschland abgesetzten Fahrräder. Ein Trend, der sich leider nicht nur in den Verkaufszahlen niederschlägt. Denn im Kreis Herford haben sich die Unfälle mit Elektrofahrrädern fast verdoppelt. Die Polizei hat dazu unlängst ihren &bdquo;Verkehrssicherheitsbericht 2020" veröffentlicht. Darin sind für den Kreis Herford die meisten Zahlen im Sinkflug: Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle ist gesunken (-14 Prozent) und auch die Unfälle mit Personen- (-14 Prozent) oder Sachschaden (-14,5 Prozent). Eine Zahl aber schlägt rot aus und wird von der Polizei sorgenvoll betrachtet: Unfälle mit Elektrofahrrädern haben deutlich zugelegt, nämlich um 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Immerhin: Die Gesamtzahl der Radunfälle ist gesunken - zumindest minimal. Mehr Verletzte unter den Rad- und Pedelecfahrern In konkreten Zahlen heißt das: 2020 gab es im Kreis Herford laut Polizei 229 Unfälle mit Radfahrern. 64 davon entfallen auf E-Bikes. Auf dem Herforder Stadtgebiet hat die Polizei im vergangenen Jahr 85 Unfälle gezählt. 15 Mal war ein E-Bike oder Pedelec beteiligt. &bdquo;Ein E-Bike bekommt schon ordentlich Geschwindigkeit", sagt Polizeisprecherin Lah-Schnier. Das werde schon mal unterschätzt. Nicht nur, aber auch wegen der Geschwindigkeit, &bdquo;muss man erst damit umgehen lernen", sagt sie. Und natürlich muss auch eingerechnet werden: Die Zahl der E-Bikes auf den Straßen nimmt zu und damit geht auch die Zunahme der Unfälle einher. Besorgniserregend ist die Zahl der Verletzten. Die Polizei zieht dabei in ihrem Bericht die Zahl der Rad- und Pedelecfahrer zusammen. Bei 161 Unfällen wurden Radfahrer leicht verletzt, in 39 Fällen waren die Verletzungen schwer. Laut Lah-Schnier gab es 2020 keinen Toten zu beklagen und auch in den ersten fünf Monaten diesen Jahres nicht. 2019 verunglückte eine Radfahrerin tödlich, 2018 und 2017 waren es jeweils zwei Radfahrer. Das gängige Klischee, dass vor allem Senioren E-Bikes kaufen und somit auch häufiger verunglücken bestätigt die Statistik nicht: Die Unfallopfer sind in der Regel Erwachsene zwischen 25 und 64 Jahren. Sie machen 67 Prozent aus. &bdquo;Die Senioren (65+) sind nur mit 30 Prozent beteiligt", schreibt die Polizei in ihrem Bericht. Die Zahlen aus dem Kreis Herford liegen übrigens deutlich über den Landeszahlen. In einer aktuellen Veröffentlichung schreibt das Statistische Landesamt, das im Jahr 2020 bei Straßenverkehrsunfällen in Nordrhein-Westfalen 3.896 Fahrer oder Mitfahrer von E-Pedelecs verunglückten. Das waren 1.190 (+44 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. &bdquo;Seit 2015 ist die Zahl der Verunglückten bei Unfällen mit E-Bikes um 377,5 Prozent gestiegen. Bei Unfällen mit Fahrrädern gab es einen Anstieg um 20,9 Prozent", heißt es dort weiter.

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