Jeff Job muss gehen - das Für und Wider einer einschneidenden Entscheidung

Herford. Uwe Johann war am Samstag ein viel gefragter Gesprächspartner. &bdquo;Da klingelt schon wieder das Telefon“, sagte der HEV-Vorsitzende, als er gerade die Entscheidung des Vereins erklärte, den auslaufenden Vertrag von Trainer Jeff Job nicht zu verlängern. Johann musste sich darauf einstellen, dass die Nachricht vom Abschied des im Herforder Eishockey Kultstatus genießenden Kanadiers Wellen schlagen würde. Mit der Verpflichtung von Jeff Job als ersten hauptamtlichen Trainer des Vereins gelang den Verantwortlichen vor fünf Jahren eine echte Sensation. Der nun verkündete und alsbald anstehende Abschied dürfte so manchem schwerfallen: Der 57-jährige ist seit seiner Spielerzeit Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre eine echte Eishockey-Legende und auch über die Grenzen Herfords sehr bekannt. "Wir haben uns entschieden, etwas Neues auszuprobieren" &bdquo;Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, betont Uwe Johann. &bdquo;Es gab keinen einzelnen Grund oder ein Vorkommnis, was uns dazu bewegt hat“. Der HEV wolle vielmehr seine Mannschaft, die in dieser Saison in der drittklassigen Oberliga antrat, weiterentwickeln: &bdquo;Man hinterfragt sich jede Saison, wie man weiterkommt und sucht Antworten. Wir haben uns entschieden, etwas Neues auszuprobieren“, sagt Johann und verweist auch auf die Verweildauer Jobs beim Verein: &bdquo;Über diese längere Zeit kann man auch von einem Verschleiß auf beiden Seiten sprechen“. Zeit der Götterdämmerung hatte begonnen So bemerkenswert die Nachricht vom Abschied Jeff Jobs ist, ganz überraschend kommt sie nicht. Vom noch im Januar geäußerten Interesse des Vereins, den Vertrag mit Job zu verlängern, war nur einen Monat später nicht mehr die Rede. Fast zeitgleich kritisierte Kapitän Björn Bombis nach der 1:6-Niederlage gegen den Herner EV vor laufenden Kameras die Trainingsmethoden des Head-Coaches. &bdquo;Bei uns entscheiden nicht die Spieler, wer Trainer ist oder wird. Das Verhältnis von Björn Bombis und Jeff Job ist von gegenseitigem Respekt geprägt“, stellt Uwe Johann klar. Das bestätigte übrigens auch Bombis kurze Zeit nach dem Interview selbst, indem er seine Aussagen relativierte und als Wachrüttler an das gesamte Team verstanden wissen wollte. Mit Ex-Spieler Dennis Schmunk stellte der Verein ebenfalls in diesem Zeitraum dem Kanadier einen Co-Trainer zur Seite – eine Maßnahme, die Job offiziell begrüßte. Trotzdem: Die Zeit der Götterdämmerung hatte begonnen. Selbstkritisches Fazit Jeff Job kann auf eine sehr erfolgreiche Amtszeit als Trainer des Herforder EV zurück blicken. Er führte die Ice Dragons 2018 und 2019 zur Meisterschaft in der Regionalliga-West und erreichte zweimal das Play-Off-Halbfinale. Jetzt im ersten Oberliga-Jahr nach zuvor sieben Jahren Abstinenz schied der HEV am vergangenen Mittwoch in den PrePlay-Offs bei den Rostock Piranhas nach Verlängerung aus. &bdquo;Die Saison ist nicht gut gelaufen. Wir hätten eine bessere Abschlussplatzierung erreichen können“, so die selbstkritische Einschätzung Jobs, dem die viel zitierten Mechanismen des Geschäfts bekannt sind: &bdquo;Der Trainer ist der erste Verantwortliche für die Leistung der Mannschaft.“ »Natürlich tut das ein bisschen weh, ich werde die tollen Fans vermissen« Während der laufenden Saison hatte der 57-Jährige mehrfach erklärt, dass er durchaus gewillt sei, seinen Vertrag zu verlängern. &bdquo;Ich hätte gerne noch ein zweites Oberliga-Jahr an der Bande gestanden. In unserer ersten Oberliga-Saison sind von allen Seiten Fehler gemacht worden und wir hätten dazugelernt“, ist er überzeugt. Die häufigen Trainer- und Spielerwechsel bei anderen Vereinen in der Oberliga sind natürlich auch Jeff Job nicht entgangen: &bdquo;Dass man einen Trainer wechselt, passiert eben. Ich bin nicht überrascht. Der Verein möchte einen anderen Weg gehen und das respektiere ich.“ Derby würde besondere Würze erhalten Trotzdem war die Station Herford nicht wie jede andere für Job, der sich angesichts seiner teilweise unterkühlten Art fast schon zu einer Liebeserklärung hinreißen lässt: &bdquo;Natürlich tut das ein bisschen weh. Ich werde die tollen Fans vermissen. Vielleicht sehen wir uns ja nächste Saison wieder“. Job sollen bereits mehrere Anfragen vorliegen, auch von den Hammer Eisbären. Sinn würde das allemal machen: Job wohnt in der Nähe von Hamm. Und das ewig junge Derby würde im kommenden Jahr eine besondere Würze erhalten. Favorit auf Nachfolge gibt es schon Ein Nachfolger für Job stehe noch nicht fest. Es soll jedoch einen Favoriten geben, der bereits in der kommenden Woche beim HEV präsentiert werden könnte. Die Abkehr vom bisherigen Trainer könnte auch eine Neuausrichtung Richtung europäisches Eishockey bedeuten. Erster Fingerzeig in diese Richtung dürfte die Verpflichtung vom Slowenen Miha Zbontar (er wechselt aus dem italienischen Cortina nach Ostwestfalen) als Nachwuchstrainer sein. &bdquo;Natürlich haben wir schon Gespräche geführt, aber wir geben erst etwas bekannt, wenn der Vertrag unterschrieben ist“, erläutert Uwe Johann, der das Projekt, professionelles Eishockey in Herford zu etablieren, weiter vorantreibt. Dass Jeff Job nach der Runderneuerung der Mannschaft so etwas wie die letzte Herforder Identifikationsfigur und sprichwörtlich die Brücke zwischen Tradition und Moderne war, habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt: &bdquo;Das darf uns nicht beeinflussen. Es zählen nur sportliche Überlegungen“, sagt Uwe Johann. Heißt auch: Der Herforder EV ist endgültig im Profigeschäft angekommen.

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