So hat sich die Anzahl der Straftaten in der Pandemie entwickelt

Kreis Herford. Im vergangenen Jahr 2020 gab es weniger bekannt gewordene Straftaten als im Vorjahr. Das gab die Kreispolizei Herford jetzt bekannt. Während die Zahl landesweit um knapp 1 Prozent sank, ging sie im Kreis Herford sogar um 1,55 Prozent zurück. Damit ist diese Zahl auf dem niedrigsten Stand der vergangenen 35 Jahre. Der Abteilungsleiter der Polizei Herford, Polizeidirektor Dirk Zühlke, fasste es zusammen: "Man lebt also relativ sicher im Kreis Herford." Kommunen Aufgeschlüsselt nach Kommunen ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild: Während die Zahl der Straftaten in der Stadt Herford um 1,28 Prozent (56 in absoluten Zahlen), in Bünde um 4,54 Prozent (85) und in Hiddenhausen um 8,65 Prozent (54) zurück ging, gab es auch Orte, in denen sie anstieg. So wurden in Löhne 1,96 Prozent mehr Straftaten mehr bekannt als in 2019, in Kirchlengern sogar 8,25 Prozent. Auch in Enger und Spenge wurden Anstiege um 1,57 Prozent und 9,75 Prozent verzeichnet. Alle anderen Kommunen des Kreises weisen in der Kriminalitätsstatistik aber rückläufige Zahlen auf. "Sicherlich ist der generelle Rückgang auch mit der Pandemie-Situation zu erklären", sagt Kriminalhauptkommissar Detlef Oertel. Es gebe an manchen Stellen einfach weniger Gelegenheiten, wenn das öffentliche Leben lahm liege. "Wir merken es zum Beispiel schon, dass die Diskotheken geschlossen haben", fügt Dirk Zühlke hinzu. Eventuell sei auch in diesem Bereich mit einem "Nachholbedarf" zu rechnen, wenn die Schutzmaßnahmen irgendwann umfassend gelockert werden können. Häusliche Gewalt Ein Bereich, in dem man aufgrund der Lockdowns mit einer Zunahme gerechnet hatte, waren die Fälle häuslicher Gewalt. "Blickt man auf das gesamte Land NRW sind die bekannten Fälle hier auch angestiegen", so Zühlke. Im Kreis Herford allerdings sei sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen. "Aber wir haben den Bereich der häuslichen Gewalt, für die die Rahmenbedingungen in diesem Zeiten sicherlich günstig sind, weiterhin sorgsam im Blick." Aufklärungsquote Eine herzlichen Dank sprach Landrat Jürgen Müller den Beamtinnen und Beamten vor allem für eine Zahl der Kriminalitätsstatistik aus - die Aufklärungsquote. Über die Hälfte aller bekannter Straftaten, nämlich 5.869 von 10.249, konnten im vergangenen Jahr aufgeklärt werden. Damit stieg die Aufklärungsquote im Vergleich zu 2019 um 3,43 Prozent und liegt auf einem Höchststand seit 35 Jahren. "Und das ist trotz Corona gelungen", betont Zühlke. Die Pandemie habe schließlich auch die Polizeibehörde gezwungen, bei Arbeitsabläufen und zum Beispiel auch bei Vernehmungen und Zeugenbefragungen andere Wege zu gehen. "Auch die Zusammenarbeit mit den Bürgern des Kreises Herford, die die Augen offen halten und Hinweise geben, ist an dieser Stelle zu erwähnen", so Zühlke. Auch andere Arbeitsabläufe und Prioritäten innerhalb der Polizei hätten zu den Aufklärungserfolgen beigetragen. "Wir arbeiten zunehmend mit Ermittlungskommissionen", erklärt der Leiter der Direktion Kriminalität Peter Lehmann. Ein extra zusammengestelltes Team arbeite so an konkreten Taten und sei in einem begrenzten Zeitfenster dafür frei von anderen Aufgaben. "Mit dieser Priorisierung haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, und das tut auch wieder der gesamten Motivation gut", ergänzt Zühlke. Wohnungseinbrüche Verstärkt eingesetzt wurden diese Ermittlungskommissionen zum Beispiel im Deliktbereich der Wohnungseinbrüche. Die Zahl der angezeigten Taten ging hier von 307 im Jahr 2019 auf 278 in 2020 zurück. Die Aufklärungsquote liegt im Kreis Herford bei 15,83 Prozent gegenüber 14,33 Prozent im Landesdurchschnitt. Die Aufklärungsquote bei diesen Delikten konnte im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent gesteigert werden. Der Schwerpunkt der Wohnungseinbrüche lag - wie auch in den Vorjahren - in 2020 mit 87 von 278 Taten im Stadtgebiet von Herford. Es folgen Löhne (58 Taten), Vlotho (37), Bünde (35), Hiddenhausen (19) und Enger (18). Deliktarten Insgesamt sind Diebstahlsdelikte die am meisten vertretenen im Kreisgebiet. "Ihre Gesamtzahl ist zwar in 2020 auch rückläufig gewesen und von 39 auf 35 Prozent gesunken, aber sie dominieren weiterhin die Kriminalstatistik", so Peter Lehmann. Mit 20 Prozent haben auch Vermögens- und Fälschungsdelikte einen hohen Anteil, ebenso wie so genannte Rohheitsdelikte - darunter fallen Raub, Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung oder Bedrohung - mit 16 Prozent und Sachbeschädigungen mit 12 Prozent. 11 Prozent fallen auf die Kategorie "übrige Delikte". "Darunter befinden sich auch Straftaten des so genannten Cybercrime, also Taten, bei denen Datennetze oder IT-Systeme Tatmittel oder Angriffsziel sind", erklärt Detlef Oertel. In diesem Bereich sei eine umfassende Steigerung - sowohl landesweit als auch im Kreis zu verzeichnen. "Auch coronabedingt hat sich offensichtlich einiges an Kriminalität ins Internet verlagert." Kinderpornografie Auch deutlich steigend sind die Fallzahlen im Bereich der Kinderpornografie. "Im Land NRW ist die Zahl der bekannten Straftaten in diesem Bereich um 102,5 Prozent gestiegen, im Kreis Herford um über 130 Prozent", so Peter Lehmann. Damit steige auch der Umfang der auszuwertenden Daten in diesem Bereich exponentiell. Gründe für die extreme Steigerung der Zahlen seien, dass sich hier der einerseits der Schwerpunkt der Polizei geändert habe und dass verstärkt mit Unterstützung von Regierungsbeschäftigten und IT-Experten gearbeitet werde und dass auch der Fokus in der Bevölkerung durch Fälle wie Lügde geschärft worden sei. "Je mehr angezeigt wird und je mehr Daten wir auswerten, desto mehr Hinweise bekommen wir auch wieder. Deshalb ist das auch ein exponentieller Anstieg", so Lehmann. Der Leiter der Direktion Kriminalität hob in diesem Zusammenhang lobend hervor, dass Ermittler im Bereich Kinderpornografie seit Januar eine Erschwerniszulage von 300 Euro für diese belastende Arbeit bekommen. "Das ist eine sehr begrüßenswerte Entwicklung", so Lehmann.

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