So geht's weiter rund ums Theater

Herford. Ist der Neubau eines Veranstaltungszentrums für Theateraufführungen und Konzerte der Nordwestdeutschen Philharmonie auf dem Stadttheatergelände an der Mindener Straße realisierbar? CDU und SPD im Herforder Rat haben nach der Kommunalwahl in ihrer Koalitionsvereinbarung festgeschrieben, dass diese Frage vorrangig vor anderen Möglichkeiten geprüft werden soll. Das sogenannte OWL-Forum würde dann die nur mit großem Aufwand zu sanierenden Gebäude Stadttheater und Stadtgarten-Schützenhof mit jeweils einem spezialisierten Saal ersetzen. Möglicherweise könnten weitere Räume Kulturträgern wie dem Musik-Kontor ("Stichwort Jazzkeller") oder der Wirtschaft für Veranstaltungen angeboten werden. Denkmalschutz Kernfragen sind nun: Wird die Denkmalschutzbehörde in Münster überhaupt ihr Einverständnis zum Abriss geben? Würde sich die NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach über ein "Nein" der Denkmalschützer hinwegsetzen? Wenn ja: Reicht dann der Platz auf dem Lübberbruch und können auch andere Anforderungen wie die nach Parkplätzen erfüllt werden? Wenn nein: Wo könnte dann gebaut werden? Was kostet der Erhalt des Theaters, wenn es nicht mehr als Theater genutzt wird? Was kostet eine Ertüchtigung des Theaters? Am Ende muss das Projekt auch trotz Corona-Krise finanzierbar sein. Fördergelder in Höhe von rund 70 Millionen Euro haben Bund und Land vor der Krise in Aussicht gestellt. Corona-Krise Bürgermeister Tim Kähler, der den Stein ins Rollen gebracht hatte, favorisierte ursprünglich das Gelände am Alten Güterbahnhof. Kähler hat das Projekt aber vor der Wahl auf Eis gelegt, nachdem sich im alten Rat keine Mehrheit dafür fand und sich das Ausmaß der Corona-Pandemie mit noch nicht vorhersagbaren Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte abzeichnete. Er sieht das Projekt nun allerdings auch als Wirtschaftsförderung in der Krise. Der Rat braucht Antworten, um weitere Entscheidungen treffen zu können - auch ob man das bisher als 100-Millionen-Objekt gehandelte OWL-Forum wirklich in der ursprünglich angedachten Größe oder angepasst an das Grundstück kleiner bauen will. Die Diskussion wurde im Dezember noch einmal befeuert, als sich herausstellte, dass die Brandschutzprobleme im Theater gravierender sind, als zunächst angenommen. Bürgermeister Kähler hat stets die Meinung vertreten, dass die Kosten-Nutzen-Relation bei einem Neubau besser sei. Das sahen nicht alle so im alten Rat. Antrag auf Abriss Um herauszufinden, ob das Theater aus dem Denkmalschutz genommen werden kann, muss offenbar mit stichhaltigen Argumenten dessen Abriss beantragt werden. "Das Theater wird aber nicht morgen weggerissen", beruhigt der Bürgermeister. Die Herforder Kultur gGmbH mit ihrem Geschäftsführer Andreas Kornacki sucht nun ein Architekturbüro, das die Aufgabe übernimmt, einen Abrissantrag zu erstellen. In dem Gutachten muss nach Kornackis Angaben dargelegt werden, dass ein Neubau wirtschaftlicher ist, als eine Sanierung unter Denkmalschutzkriterien. Es muss auch dargestellt werden, wie viel Originalsubstanz des 60 Jahre alten, zwischendurch nie ertüchtigten Gebäudes nach einer zeitgemäßen Sanierung überhaupt noch übrig bliebe. Parallel zur Frage des Abrisses, deren Beantwortung sich ein Jahr hinziehen kann, wird in Kultur gGmbH und Bauverwaltung geklärt, ob die Fläche überhaupt die Bedingungen für ein OWL-Forum erfüllt. Parkplätze Bürgermeister Tim Kähler erklärte jetzt, dass er nah an einer Lösung des Parkplatzproblems sei, aber noch nichts Konkretes verraten könne. Auch ohne OWL-Forum ist im Quartier mit Theater, neuer Großsporthalle, Gymnasien, Beach-Club und Arbeitsagentur der Parkdruck groß. Brandschutzgutachten Mit einem neuen, umfassenden Brandschutzgutachten für das Theater wurden inzwischen das Architekturbüro BKS und die Brandschutzexperten HHP-West beauftragt. "Wir sind in einem engen Austausch und das Gutachten soll im ersten Quartal fertig sein", sagt Andreas Kornacki. "Dann kann man sagen, wohin die Reise geht." Kornacki hofft, im alten Theater mit verbessertem Brandschutz für eine Übergangszeit noch einmal spielen zu können. Der Rat wird entscheiden müssen, was er sich das kosten lassen will. Neuer Spielplan Kornacki glaubt nicht, dass die Theater nach dem Lockdown schon im März wieder geöffnet werden dürfen: "Das scheint mir extrem unwahrscheinlich, ich denke eher an den Mai. Doch selbst wenn wir dürften, wir könnten nicht, bevor nicht der Brandschutz den Vorschriften entspricht." So sei noch nicht klar, ob das Theater zur nächsten Spielzeit im Herbst wieder starten kann. Kornacki bedauert den Theaterleiter Karl-Heinz Rohlf, der in Verhandlungen mit den Theatergruppen einen Spielplan mit Verträgen unter Vorbehalt vorbereiten soll: "Das ist kein einfacher Job." Museum Marta Die Techniker des Theaters sind unterdessen nicht arbeitslos. "Sie prüfen nach Vorschrift die elektrischen Geräte im Museum Marta", sagt Andreas Kornacki. "Wir hoffen, dass das Museum als erste Kultureinrichtung Mitte oder Ende März wieder öffnen kann." Während man im Theater in begrenztem Luftraum zusammensitze und es vor und nach der Vorstellung vor den Toiletten eng werden könne, sei es im Museum viel leichter, die Besucher gestaffelt einzulassen und mit Abstand auf Wegen zu führen. Für die Wiedereröffnung der Musikschule wünscht er sich mehr Vorlauf als beim letzten Mal. Die Stadtbücherei funktioniere mit komplett kontaktloser Online-Ausleihe und Abholen über eine Schleuse auch jetzt recht gut.

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