Aufgelöster Gottesdienst in Freikirche: Gemeinde schweigt zu Vorwürfen

Herford. &bdquo;Das ist Privatgelände! Verschwinden Sie!" Eine Frau mit Mund-Nasen-Maske will noch am Sonntagvormittag vermeiden, dass Fotos auf dem Gelände des Homberghofes in Herford-Falkendiek gemacht werden, von dem Teile seit dem Jahr 2013 der freikirchlichen Gemeinde Jesu Christie gehören. Hier hat die Polizei am Samstagabend – mitten in der Corona-Pandemie – einen Gottesdienst mit mehr als 150 Teilnehmern aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt trugen die Gläubigen der Gemeinde Jesu Christie aber offenbar keine Mund-Nasen-Bedeckungen und sangen, wie ein Sprecher der Polizei am Sonntagmorgen mitteilte. Auch Abstände seien nicht eingehalten worden und ein Hygienekonzept habe auch nicht existiert. Überhaupt kein Verständnis Und offensichtlich lagen bei den Mitgliedern der Gemeinde auch am Sonntagvormittag noch die Nerven blank, denn neben des ausdrücklichen Verbotes, auf dem Privatgelände der Gemeinde zu fotografieren, war auch an eine Stellungnahme seitens der Gemeinde zu den Vorfällen von Samstagabend nicht zu denken. &bdquo;Hier kommen Samstagabends regelmäßig viele Autos – da wird wohl immer Gottesdienst gefeiert. Aber eigentlich sind das nette Leute", sagt eine Spaziergängerin am Homberg, unterhalb des Privatweges. Dafür, dass sie meinen, die Corona-Schutzmaßnahmen hätten für sie keine Bedeutung, habe sie allerdings überhaupt kein Verständnis. Herfords Bürgermeister übt Kritik Als die Polizeibeamten nach einem Hinweis aus der Bevölkerung am Samstagabend um 18.20 Uhr auf dem Homberg eintraf, wurden über 150 Gläubige – zum Teil in unterschiedlichen Räumen und auch im Keller – angetroffen. Die Gäste und den Veranstalter erwarten nun Anzeigen wegen des Verstoßes gegen die Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Laut Polizei wurden 111 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten gefertigt. Herfords Bürgermeister Tim Kähler drückte noch am Sonntag sein Unverständnis aus und kündigte an, auch ordnungsrechtlich gegen die Verstöße vorgehen zu wollen. &bdquo;Für mich ist die Botschaft des Glaubens eine Botschaft der Solidarität des Miteinanders. Wie lässt sich so etwas damit vereinbaren, wenn sich Gemeinden einfach abseits vom Konsens der gelebten Solidarität bewegen und sich nicht an die einfachsten Regeln halten?" so Kähler. Es mache ihn schlichtweg fassungslos, wie unverantwortlich sich einige Wenige in dieser Situation verhielten. Infektionsketten in einzelnen Freikirchen Ein staatliches Gottesdienstverbot gibt es übrigens in keinem Bundesland. Artikel 4 im Grundgesetz schützt die Religionsfreiheit, wörtlich heißt es dort unter anderem: &bdquo;Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet." Zu Weihnachten und auch zum Jahreswechsel hatten allerdings vielerorts evangelische und katholische Gemeinden Präsenzgottesdienste abgesagt. Jedoch war es zu Infektionsketten in einzelnen Freikirchen im Kreis Gütersloh und Lippe gekommen, die sich durch ein familiär geprägtes Gemeindeleben mit frommer Prägung auszeichnen. Der Vorfall in Herford sei kein Einzelfall, so auch Bürgermeister Tim Kähler. Er sei allerdings auf den Ausgang der Verfahren gespannt, wenn er sich die derzeitige Rechtsprechung und die Auslegung der Religionsfreiheit vor Augen führe.

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