Kein komplettes Böllerverbot: Was Feuerwehr und Notärzte dazu sagen

Kreis Herford. Ob an Silvester geböllert werden sollte, haben viele schon in den vergangenen Jahren immer wieder hitzig diskutiert. Dieses Jahr spielt die alles bestimmende Corona-Pandemie in dieser Debatte eine große Rolle, denn einige hatten für ein Verbot von Feuerwerk plädiert. So sollen große Menschenansammlungen verhindert, aber auch die Kliniken entlastet werden. Aus diesem Grund hatten kürzlich die Niederlande das Spektakel zum Jahreswechsel untersagt. Jetzt hatten Bund und Länder am Mittwoch bei der großen Corona-Besprechung entschieden, kein grundsätzliches Verbot auszusprechen: Sie wollen das Feuerwerk nur auf belebten Plätzen und Straßen untersagen. Es wurde lediglich empfohlen, zum Jahreswechsel auf privates Feuerwerk zu verzichten. Doch wie kommt diese Entscheidung bei denen im Kreis Herford an, die unmittelbar von ihr betroffen sind? Was ein Notarzt dazu sagt "Ein Böllerverbot im Rahmen der Corona-Einschränkungen halte ich nicht für eine extrem wichtige Sache", sagt Wilfried Schnieder, Leiter der Zentralen Notaufnahme im Klinikum Herford. Sie müssten zwar in der Nacht mehrere Verletzungen behandeln, die Feuerwerkskörper verursacht hätten, die hielten sich aber im Rahmen. Natürlich kämen schlimmere Fälle auch vor, seien aber seltener. Die meisten hätten weniger gravierende Verletzungen, wie beispielsweise leichte Verbrennungen. Zudem habe die höhere Auslastung in der Notaufnahme zum größten Teil keine Auswirkungen auf die Intensivstation, auf die es in Coronazeiten ankommt. "Dieses Aufkommen hätten wir auch, wenn gerade ein Volksfest wäre", sagt Schnieder. Natürlich wäre es schön, weniger Patienten zu haben. "Das ist aber kein ausreichender Grund für ein generelles Verbot." Sie könnten damit leben, dass es nicht untersagt werde. Was die Feuerwehr dazu sagt Kreisbrandmeister Bernd Kröger ist zwiegespalten. In seiner Position als Feuerwehrmann fände er es gut, wenn Menschen auf Feuerwerk verzichten würden. "Wenn die große Feier schon wegfällt, kann ich es aber verstehen, dass man den Leuten nicht alles nehmen will", sagt er und fügt hinzu: "Es schlagen da zwei Herzen in meiner Brust." Dass die meiste Arbeit an Silvester für die Einsatzkräfte durch irrlichternde Feuerwerkskörper entstehe, sei aber nicht zu leugnen: "Wir werden dann schon gefordert, das ist einfach so", sagt der Kreisbrandmeister. Allerdings handele es sich oft auch um kleinere Einsätze, wie Hecken- oder Balkonbrände. Das ginge um 23 Uhr los, erreiche von 0 bis zwei Uhr seinen Höhepunkt und flache dann in den frühen Morgenstunden ab. Das war auch beim vergangenen Silvester so: Im Kreis Herford gab es zu Neujahr keine schlimmeren Notfälle, niemand wurde schwer verletzt. Die Menschen im Kreis waren ruhig in das neue Jahr gestartet. "Für eine Silvesternacht war es ungewöhnlich ruhig", hatte Markus Siekmann von der Feuerwehr Herford am 1. Januar im Gespräch mit nw.de gesagt. Die Polizei musste an dem Abend allerdings zu 87 Einsätzen ausrücken. Darunter waren aber auch Einsätze, bei denen Personen mit Schwächeanfällen oder Kreislaufproblemen geholfen wurde, ein paar Fälle von Körperverletzungen und kleinere Sachbeschädigungen, bei denen unter anderem ein Böller in einen Zigarettenautomaten geworfen wurde. Was Bürgermeister Tim Kähler dazu sagt Die Diskussion um Feuerwehr zu Silvester war zuletzt in Herford aufgebrannt, da Bürgermeister Tim Kähler für ein Verbot plädiert hatte. Zu den jüngsten Nachrichten wollte er sich am Donnerstag noch nicht äußern: "Es ist wie so oft – es wird eine Überschrift produziert, aber uns liegt zurzeit keine Verordnung vor, in der die Kriterien festgelegt werden, nach denen wir als Kommune rechtsfest handeln können", hatte das Stadtoberhaupt auf Nachfrage von nw.de geantwortet.

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