Das sind die Ideen der Kandidaten zum Thema Stadtentwicklung

Herford. Stadtentwicklung ist ein Dauerbrenner in allen Kommunen, denn schließlich möchten die Innenstädte ein eigenes &bdquo;Gesicht" haben und stetig am Puls der Zeit sein. Deshalb ist dieses Thema das nächste, zu dem die sieben Bürgermeisterkandidaten Antworten geben sollten. Wir fragten ganz konkret: Was wollen Sie für die Weiterentwicklung der Herforder Innenstadt tun? Wie sieht Ihre Vision für den Bildungscampus aus? Wohin würden Sie den Janup entwickeln? Bitte ergänzen Sie folgenden Satz: &bdquo;Das OWL-Forum ist..." Außerdem fragten wir noch: Sie haben einen noch ungeplanten Posten von 100.000 Euro im Stadtetat übrig und dürfen selbst entscheiden: Wofür geben Sie diesen aus? Ganz aktuell sind die Folgen der Corona-Krise in der Stadt abzulesen, mit denen sich der künftige Bürgermeister oder die künftige Bürgermeisterin ganz sicher beschäftigen muss. Deshalb fragten wir als letzte Frage: Was kann Herford aus der Corona-Zeit lernen und davon aktiv umsetzen? Anke Theisen (CDU) Das ISEK wird fortgeführt. Die Neugestaltung des Alten Marktes wird im Rahmen eines Architektenwettbewerbs gefunden. Der Alte Markt soll weiterhin auch mit dem Bus erreichbar sein. Nur so können wir die Geschäfte in der Innenstadt halten. Das Projekt &bdquo;Herford am Wasser" wird begonnen. Die Entwicklung des Janup wird eingeleitet und verfolgt.Vision für den Bildungscampus: Er ist durch private Investoren ausgelastet. Die Fachhochschule der Finanzen etabliert sich über das Jahr 2025 hinaus, weitere Projekte für Studium, Lehre und Forschung haben sich etabliert, die Gesundheitswirtschaft hat ihren Platz gefunden, innovative Firmen siedeln sich an.Der Janup eignet sich für private Investitionen in Richtung eines Komplexes mit (Senioren-)Wohnungen, Grünanlagen und Ärzten.Ein OWL-Forum ist überflüssig, überdimensioniert und ein Prestigeobjekt, das in Herford fehl am Platz ist. Der ungeplante Posten von 100.000 Euro wird zunächst nicht ausgegeben, sondern für Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind zurückgelegt.Corona vor 25 Jahren hätte unsere Stadt und unser Land wirtschaftlich in eine weitaus tiefere Krise gestürzt. Die fortgeschrittene Technik hat Schlimmeres verhindert. Die Digitalisierung muss vorangetrieben, der Breitbandausbau angegangen werden. Homeoffice sollte im Hinblick auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Alternative werden. Besprechungen oder Seminare müssen auch künftig nicht immer im persönlichen Austausch stattfinden. Das spart Zeit, Geld und ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Frauen ermöglicht es den schnelleren Wiedereinstieg in den Beruf. Herbert Even (Bündnis 90/Die Grünen) Zur weiteren Innenstadtentwicklung gehören für mich, die Erneuerung der Fußgängerzone, des Münsterkirchplatzes, des Stadtwalls, der Flussbereiche (Werre und Aa), der Verbindung zwischen Marta und Innenstadt sowie des Güterbahnhof-Areals weiterzuführen und möglichst schnell und gründlich abzuschließen. Dabei sollten Baulücken geschlossen und das Wohnen im Innenstadtbereich verstärkt gefördert werden.Vision für den Bildungscampus: Ihn als Bildungs- und Innovationscampus mit deutlich ökologischem Profil und stärkeren privatwirtschaftlichen Anteilen weiterzuentwickeln. Den Janup würde ich zu einem interessanten innerstädtischen Wohn- und Dienstleistungsquartier mit hoher Wohn- und Aufenthaltsqualität entwickeln. Das OWL-Forum für Herford ist ein Projekt, dessen Sinnhaftigkeit und Maßstäblichkeit sich erst noch erweisen muss. Zum ungeplanten Posten von 100.000 Euro im Stadtetat: In einer guten Haushaltsplanung sollte alles Erforderliche berücksichtigt sein – dann gäbe es auch keinen weiteren Ausgabebedarf.Was Herford aus der Corona-Zeit lernen und auch aktiv umsetzen kann, ist folgendes: In Anbetracht der Verletzlichkeit der Menschheit und der Zerstörung von Umwelt und Lebensräumen brauchen wir ein anderes Gesellschaftsmodell, eines der Selbstbeschränkung und der Wachstumsbegrenzung.Dies muss und wird Konsequenzen haben insbesondere für die Bau-, Umwelt-, Verkehrs- und Infrastrukturpolitik in Herford – und nicht zuletzt auch für die Gesundheitsvorsorge. Jürgen Josting (Einzelbewerber) Die Innenstadt muss grüner werden, denn das macht sie auch attraktiver. Mehr Bäume auf den Plätzen, &bdquo;hängendes Grün" (zur Abschattung, ähnlich der Weihnachtsbeleuchtung) in den Einkaufsstraßen brauchen wir. Dazu mehr kleinere Events à la &bdquo;Hoeker-Häppchen". Und eine gute digitale Plattform, die die Geschäftswelt abbildet. Der Bildungs-Campus ist tatsächlich das einzige Projekt der letzten sechs Jahre, das relativ gut gelungen ist. Dieses würde ich im Prinzip so weiterverfolgen, vielleicht noch ergänzt mit einer Seilbahn, vom Campus bis zum Lübbertor und zum Bahnhofs- und Marta-Areal, falls dies technisch und wirtschaftlich vernünftig ist. Das OWL-Forum ist in der Form als Zwei- Säler nicht nötig. Das Theater wird vernünftig saniert, und sollte der Schützenhof aufgrund von zu langer Tatenlosigkeit &bdquo;nicht mehr zu retten sein", wird dafür eine neue Halle gebaut. Entweder an gleicher Stelle oder – falls es eine vernünftige Alternative gibt – auch an anderer Stelle. Vielleicht käme hier ja auch der Janup in Frage. Zu den 100.000 Euro im Stadtetat: Nicht alles Geld was da ist, muss auch immer gleich ausgegeben werden. Wenn zum Beispiel alle &bdquo;Basics" wie Schulen, Feuerwehr oder Gesundheitsversorgung in Ordnung sind, beim Klimaschutz echte Schritte nach vorn getan werden, die Digitalisierung läuft, Kultur wieder möglich ist, eben einfach ein pralles Stadtleben da ist, dann kann man so einen Posten auch mal für spätere Zeiten aufheben. Denn: Irgend etwas Ungeplantes kommt garantiert. Und das ist es, was uns Corona gezeigt hat. Inez Déjà (Die Linke) In der Innenstadt soll sich die Wirtschaftsförderung verstärkt dafür einsetzen, Inhaber kleiner Geschäfte zu unterstützen und Anreize schaffen, den Leerstand zu beseitigen. Wir brauchen in der ganzen Stadt so genannte &bdquo;Dritte Orte", an denen sich Menschen treffen können. Wir brauchen mehr Grün und Bäume.Auf dem Bildungscampus sollte neuer Wohnraum für alle soziale Schichten angeboten werden. Es sollten auch kulturelle Anziehungspunkte entstehen. Der gesamte Campus soll verkehrsberuhigt werden. Die Allee an der Vlothoer Straße bleibt erhalten. Die Bürgerbeteiligung in dem Quartier muss intensiviert werden. Das Engagement privater Investoren sehen wir kritisch.Für den Janup kann ich mir ein Wohnprojekt vorstellen, wo &bdquo;Jung" und &bdquo;Alt", Singles und Familien, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung aus allen sozialen Schichten zusammen leben können.Das OWL-Forum ist überflüssig. Wir brauchen keine neuen &bdquo;Leuchttürme". Die Folgekosten sind nicht kalkulierbar. Das Theater soll saniert werden. Für die Philharmonie soll an einer Lösung gearbeitet werden. Die 100.000 Euro würde ich ausgeben für einen Sozialpass, der freien Eintritt zu Kultur- und sonstigen Veranstaltungen und kostenlose ÖPNV-Nutzung ermöglicht. In der Corona-Zeit hat sich gezeigt, wie wichtig für Kinder und Jugendliche der Kontakt zu Gleichaltrigen in Kita und Schule sind. Deshalb sollte alles dafür getan werden, um Kita- und Schulschließungen zu verhindern. Diese müssen ausgebaut werden, um Angebote in kleinen Gruppen vorhalten zu können. Kulturschaffende und Solostelbständige brauchen direkte Unterstützung und Jobangebote. Stefan Kannegießer (Die Partei) Statt in der Innenstadt immer weiter zu expandieren solle man erst einmal das in Ordnung bringen was da ist. Die Flüsse müsste man viel mehr herausarbeiten (z.B. mit Terrassierung auf dem jetzigen Sparkassengrundstück neben dem Rathaus). Außerdem: - Erstellung eines Naherholungskonzeptes in Verbindung mit der Innenstadt - Grüngebiete mit einem Radwegenetz an die Innenstadt anbinden. - Busse raus aus der Innenstadt – Haltestellen am Ring um den Stadtkern Für den Bildungscampus möchte ich eine dauerhafte Etablierung einer richtigen Hochschule, von der eine Ansiedlung und Integration von Studenten und Universitätspersonal in die Stadt ausgeht. Nur so können von dort Impulse für die Innenstadtentwicklung ausgehen. Zum Janup: Wenn schon eine Alternative für Philharmonie oder Theater – dann am Janup. Das OWL-Forum ist in seiner geplanten Form am geplanten Ort nicht sinnvoll. Die 100.000 Euro würde ich investieren in Maßnahmen, die in Zukunft Ressourcen sparen. Irgendeine Schule benötigt immer eine Reparatur oder Modernisierung. Aus der Corona-Zeit kann Herford lernen, dass die Schulen und Lehrmittel nicht die vorhandenen Möglichkeiten ausnutzen – die Schüler sind technologisch viel weiter als ihre Lehrer und die Schule. Videokonferenzen finden im privaten ständig statt, in der Schule ist es ein Problem.Dass es zu wenig ÖPNV gibt und dass es zu wenig Ärzte gibt, war vorher auch schon so. Lernen könne wir im Großen und Ganzen, dass das Berufsleben insgesamt viel flexibler gestaltet werden könnte. Richard Adriaans (FW/Liste 2004) Die Innenstadt in Herford weist eine ungewöhnlich lange Fußgängerzone auf, die nach der grundsätzlich richtigen Vermeidung des Pkw-Verkehrs nicht adäquat für andere Verkehrsformen, wie den gewünschten Fahrrad-Verkehr hergerichtet wurde. Immer wieder auftretende Leerstände mit System-Gastronomie oder Konzern-Einzelhandel zu füllen wird ebenso keinen Erfolg bringen wie die Belieferung der Geschäfte mit einem halben dutzend verschiedene Paketdienst-Anbietern. Da wäre ein Hub vor den Toren Herfords und das Verteilen mit E-Scootern sehr viele hilfreicher. In Bezug auf den Bildungscampus habe ich keine von der eingeschlagenen Richtung abweichende Vorstellung.Den Janup würde ich entwickeln mit einem Spezial-Park-Konzept (Park-Palette) für kleine E-Mobile und Fahrräder, um die umliegenden Geschäfte zu unterstützen und vor allem neue anzuziehen für die dort parkenden Menschen. Das OWL-Forum ist nicht sinnvoll, nicht nachhaltig herzustellen und zu teuer.Ich würde mit 100.000 Euro eine Befliegung der Stadt mit Drohnen durchführen, aus der sich der technische und energetische Zustand der Flachdächer und der Ziegeldächer insbesondere in der Altstadt ablesen ließe. Daraus ließen sich substanzerhaltende Sanierungsmaßnahmen ableiten und bei Flachdächern Szenarien z. B. für Begrünung. Die &bdquo;Corona-Zeit" hat leider viele Verlierer, wie kleine Schüler mit Masken und kleine Gastronomen, Einzelhandel und Schausteller, dass ich dringend dazu aufrufen würde, mit dem Selbstbewusstsein einer alten Hansestadt selbstbewusst nach Beweisen für die Richtigkeit aller von Land oder Bund verhängten Maßnahmen zu suchen. Tim Kähler (SPD) Viele Bereiche sind saniert. Einige Schritte fehlen aber noch, wie der Umbau des Bergertor-Wehres, die Erreichbarkeit der Aa mit dem Umbau des dortigen Wehres oder die Umgestaltung der Verbindung vom künftigen Archäologischen Fenster am Münster (AFaM) zum Marta und die Neugestaltung des Rathausplatzes und des Quartiers Radewig. Der Janup ist als Parkplatz zu schade. Es bietet sich an, dort eine Kombination aus Wohnen, Gastronomie und Dienstleistungen zu etablieren. Der Bildungscampus wird weiterwachsen. Wenn es uns gelingt, zusammen mit der TH OWL einen ersten Studiengang zu etablieren, wird das ein weiterer Erfolg.Das OWL Forum ist im Zusammenhang mit der Frage zu diskutieren, was wir uns in Zukunft leisten können. Erst wenn die Stadt nach Corona wieder finanzielle Planungssicherheit hat, kann erörtert werden, ob wir Millionen in die Sanierung der Kulturstätten oder in einen Neubau investieren. Wenn ich 100.000 Euro zur freien Verfügung hätte, könnten möglichst viele Kinder in einem Sportverein Sport machen. Wenns nach mir ginge, sollte der Sport in Herford für Kinder und Jugendliche kostenlos sein. Der Sport ist für mich eine der besten Vorbeugungen gegen Rassismus und Diskriminierung. Herford kann aus der Corona-Zeit lernen, dass Solidarität ein wichtiges Element unserer Gesellschaft ist, wie wichtig es ist, dass wir uns alle an Regeln halten und füreinander Verantwortung übernehmen. Außerdem zeigt uns die Krise, welche Berufe und Dienste wirklich für das Funktionieren von Deutschland relevant sind und dass sie oft am schlechtesten bezahlt sind.

Meistgelesen