Klappt es diesmal? Kandidat will im dritten Anlauf Bürgermeister werden

Herford. Das Treffen, so wollte es Herbert Even, beginnt Auf der Freiheit am Übergang zum Janup. Auf der einen Seite rauschen Autos und Busse vorbei, auf der anderen parken sie. Es zeige sich die "Unwirtlichkeit der Stadt", so Even, der damit Bezug nimmt auf einen Essay von Alexander Mitscherlich. Doch die Auseinandersetzung mit diesem Ort soll nicht im Theoretischen verbleiben. Kommunalpolitische Themen sind auf engstem Raum sichtbar: die Verkehrswende, der Klimaschutz und die Frage nach einer attraktiven Innenstadt. "Herford als Mittelstadt hat eine Menge Potenzial, das man entwickeln muss", sagt Even bestimmt. Früh positionierte sich Bündnis 90/Die Grünen in Herford in diesem Jahr mit Blick auf die Kommunalwahl. Dass Even als Bürgermeisterkandidat antreten möchte, war bereits im Februar ausgemacht. "Die Grünen können angesichts ihrer gestiegenen Bedeutung nicht ohne ein Angebot auskommen", begründet er die zeitige Entscheidung. Doch wer ist der grüne Kandidat, der zum dritten Mal seinen Hut in den Ring wirft? Vor 40 Jahren ist Even nach Herford gezogen Aufgewachsen im niedersächsischen Wildeshausen ist es Ende der 1960er ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, das den jungen Herbert Even erstmals politisiert. Im Anschluss an die 68er schließt er sich den damaligen Bewegungen an: für Umwelt und Frieden und gegen Atomkraft und die Militarisierung im Kalten Krieg. Damals studiert er Soziologie an der Universität Bielefeld, macht sein Diplom und wird wissenschaftlicher Mitarbeiter. Als 1979 die Grünen an den Start gehen, ist er von Beginn an mit dabei. "Seitdem kann ich mir nicht mehr vorstellen, in einer anderen Partei zu sein", sagt Even heute. Der Liebe wegen sei er vor 40 Jahren nach Herford gezogen, wo er 1984 erstmals in den Stadtrat einzieht. Seitdem hat sich in der Partei vieles getan. Die Grabenkämpfe zwischen sogenannten Realos und Fundis gehören der Vergangenheit an. Even selbst bezeichnet sich als "Zentrist", als jemand, der stets den Ausgleich der Interessen sucht. "Wir müssen den Laden zusammenhalten", ist schon damals sein eher pragmatisches Credo. Nicht jede Frage verdiene es, zu einer Existenzfrage hochstilisiert zu werden. Diesen Weg würde auch ein Bürgermeister Herbert Even gehen wollen: "Ich glaube, wenn man Kommunalpolitik nachhaltig gestalten will, muss man breite Mehrheiten organisieren." Die Kommunalpolitik sei eine Teamaufgabe. Eigene Profilierungswünsche müssten zurückgestellt werden. Even ist jemand, so entsteht der Eindruck, der über Ideologien hinweg an der Sache interessiert ist und handlungsbezogen Lösungen für bestehende Probleme sucht. "Ein Punkt wird sicherlich der Klimaschutz sein" Und was würde er nach einer erfolgreichen Wahl zuerst in den Fokus nehmen? "Ein Punkt wird sicherlich der Klimaschutz sein. Die Bedeutung und die Dringlichkeit des Themas sind noch nicht angekommen", resümiert der 64-Jährige. "Wir sollten die Welt als eine gute Freundin sehen, die man pfleglich behandelt." Gleichzeitig treiben ihn soziale Fragestellungen um. Etwa wie gesellschaftlicher Zusammenhalt organisiert werden kann. Dazu gehörten Themen wie der Wohnungsbau, Partizipation und Migration. "Alle Menschen, die hierherkommen, sollen sich aufgenommen fühlen als Herforder." In diesem Zusammenhang zeigt sich Even irritiert über eine Aussage der CDU-Bürgermeisterkandidatin Anke Theisen. In der Diskussion um den Muezzin-Ruf sagte sie: "Wir wollen keine Gebetsrufe hören." Wen beinhalte dieses "wir"?, erwidert Even auf den Satz und plädiert für ein umfassendes, weitergehendes Verständnis des Begriffs "wir". Abseits der politischen Diskussionen und der Bürgermeisterkandidatur ist Even mittlerweile seit 30 Jahren Geschäftsführer eines Unternehmens, das Blockheizkraftwerke in Enger herstellt. Der Privatmann Herbert Even ist unverheiratet und kinderlos. Seine freie Zeit nutzt er etwa zum Lesen und zum Wahrnehmen der Welt, wie er sagt. Er trifft Freunde und einmal in der Woche fährt er nach Bielefeld, wo er als Organist musiziert. Zudem tanzt er seit einem Jahrzehnt Tango Argentino: "Das ist wie schwimmen lernen. Irgendwann bleiben Sie über Wasser. Dann macht es Spaß."

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