Ex-No Angels-Star Lucy dreht in der Herforder JVA

Herford. So prominenten Besuch hatte die JVA in Herford vermutlich selten: Ex-No-Angels-Sängerin Lucy Diakovska verbrachte im Rahmen der Reportage von Stern TV "Knochenjob im Knast" zwei Tage im Herforder Jugendgefängnis. Die Stars sollen eine neue Perspektive einnehmen - ohne Glanz und Glamour. Gemeinsam mit dem Drehteam der RTL-Sendung machte sie sich ein Bild von der Lebenssituation der Häftlinge. Dabei sprach sie auch mit Straftätern, suchte mit dem Justizvollzugsbeamten Lars König die Räume der Gefangenen ab oder verteilte Frühstück. Unter anderem sprach die 44-Jährige mit einem Sexualstraftäter, der versucht hat, Frauen mit ihren eigenen Nacktbildern zu erpressen. Er wollte sie so zum Sex drängen. Auch Lucy Diakovska wurde Opfer einer Vergewaltigung. Bei den Dreharbeiten fragt sie den Häftling nach seinen Motiven: "Das hatte weniger damit zu tun, dass ich mich mächtig fühlen wollte, sondern einfach, dass ich die Mädels in der Hand hatte", sagt der Mann. In der Zeit hätten sich die Fantasien im Kopf abgespielt und danach hätte er eine Befriedigung gespürt und die Fantasie sei erfüllt gewesen. "Und das Mädchen im Endeffekt uninteressant." Er soll die Frauen über soziale Netzwerke erpresst haben, zum Sex kam es nur bei einer Betroffenen. Er soll erst im Frühjahr 2022 wieder aus dem Gefängnis entlassen werden. "Zu so einem Gespräch werde ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben kommen, der so privat und direkt über seine Fantasien spricht", sagt die Sängerin nach dem Gespräch. Diakovska spricht auch mit einem 22-Jährigen, der versucht hat, einem anderen das Leben zu nehmen. Er soll ihn mit einem Messer bedroht haben. "Ich war in dem Moment in einer großen Sinnkrise", berichtet der 22-Jährige der Popsängerin. Er sei davon ausgegangen, dass eh bald alles ende. Ins Gefängnis zu gehen, sei seine einzige Chance gewesen: "Es ist gut, dass keiner gestorben ist, auch wenn es das, was ich gemacht habe, nicht besser macht", zeigt der 22-Jährige Reue. Lucy ist sichtlich berührt von dem Erlebten: "Das hat mich schon sehr beeindruckt, auch wenn seine Tat die Extremste von allen war." Trotzdem habe sie viel in ihm gesehen habe: "Er war zart und verletzlich." "Hört auf zu filmen – das ist unser Herford." Die Popsängerin und das Drehteam werden aber nicht nur freundlich aufgenommen. In einer Szene sind laute Pöbel-Rufe der Gefangenen zu hören. Einer schreit: "Hört auf zu filmen – das ist unser Herford." Diese Seite der Gefangenen scheinen die Eltern nicht zu sehen, wie bei der Briefannahmestelle der JVA klar wird. Die Justizvollzugsbeamten müssen die Post kontrollieren und bekommen so auch mit, was Familien an die Insassen schreiben. "Wir kennen die Gefangenen anders als die Eltern und erkennen die Personen in den Briefen kaum wieder", sagt Verena Gärtner, Justizvollzugsbeamte. Dann stände in den Briefen Sätze wie "Bleib so wie du bist". Das sei für sie nicht nachzuvollziehen. Sie denke dann: "Wenn du wüsstest, wie sich dein Kind bei uns benimmt". Auffällig ist, dass bei den Dreharbeiten kein Abstand gehalten wird - dafür gibt es allerdings eine einfache Erklärung: In der anschließenden Talkshow-Runde stellt Moderator Steffen Hallaschka klar, dass die Dreharbeiten noch vor Corona stattfanden. Im Fokus steht auch die Sozialarbeiterin Martina Twelenkamp, die versucht, zu den Gefangenen durchzudringen. Vieles könne sie am Verhalten ablesen: "Es gehört zum Job dazu, zu akzeptieren, wenn sich jemand nicht öffnen möchte", so die Sozialarbeiterin. Sie habe aber am Ende des Tages die Hoffnung, dass die ein paar Gespräche, die sie mit den Häftlingen führe, vielleicht doch im Nachhinein eine kleine Veränderung bewirken könne. Am Ende teilt Diakovska noch ihre Gedanken mit dem Zuschauer: Sie wisse nicht, ob sie das Erlebte als traurig bezeichnen wolle. "Aber es ist traurig für das System, dass es soweit kommen musste."

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