Discos in Gefahr: Machen der  Go Parc und das X für immer dicht?

Herford. Aus den Boxen dröhnt kein Bass, die Lichter bleiben aus. An den Pults stehen keine DJs, die ein Publikum mit der Musik in Ekstase versetzen. Auch am Bahnhof kommen freitags und samstags keine herausgeputzten jungen Menschen mehr an, die sich abends - meist angeheitert - auf den Weg in die Herforder Clubs machen. Seit März herrscht wegen Corona Stillstand im Go Parc und X. Großveranstaltungen hat die Regierung bis zum 31. Oktober untersagt. Tristesse statt Party. Wie geht es den beiden Discos, überleben sie die Krise? "Das ist schwer zu sagen und hängt von der weiteren Entwicklung ab. Wir sind die Ersten, die geschlossen wurden und werden die Letzten sein, die wieder öffnen", sagt Lukas Kuhlmann, Geschäftsführer des Go Parcs. Die Situation sei angespannt. "Wir alle machen uns Sorgen um unsere Zukunft. Derzeit ist aber alles noch im grünen Bereich." Kuhlmann betont jedoch, dass viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen und seitens der Politik keine klaren Infos kommen, wie es weitergehen soll. "Wir brauchen ein Ziel" Jüngst nahm Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Betreibern von Diskotheken oder Veranstaltern großer Konzerte und Festivals die Hoffnung, dass sie bald wieder loslegen können. Im Interview mit dem Bayrischen Rundfunk zeigte sich Söder skeptisch, dass bei Großevents eine Namensliste helfen könne. Er befürchtet Infektionsherde. Dagegen kritisiert Dirk Becker, Betriebsleiter vom X: "Wir brauchen ein Ziel vor Augen und ein konkretes Datum. Ansonsten können wir überhaupt nichts planen." Das X hat das im Juli stattfindende Electronic-Festival "Safari" abgesagt und verschoben. Weil im X häufig Musiker auftreten, können die Betreiber niemanden buchen und nicht vorausschauen. "Dafür brauchen wir etwa ein halbes Jahr Zeit", erklärt Becker. Der Betriebsleiter geht schon fast davon aus, das Veranstaltungen in diesem Jahr nicht mehr möglich sein werden. Derweil betont Herfords Citymanagerin Sandra Beckmann: "Ein Verlust beider Clubs wäre enorm. Beide sind überregional bekannt." Von den Discos würden auch andere Gastronomen profitieren, sagt sie. Teile des Go Parcs könnten gemietet werden Der Go Parc hat inzwischen ein Hygienekonzept entwickelt. "Wir haben unsere Vorräte an Desinfektionsmitteln aufgestockt. Wegen der Größe der Discothek können wir den Gäste ausreichend Platz ermöglichen", sagt Kuhlmann. Sein Kollege vom X kann nicht verstehen, warum sich die Politik nicht für die Kulturlandschaft zu interessieren scheint. "Geld für die Lufthansa ist vorhanden. Unsere Branche dagegen macht 130 Milliarden Euro Umsatz und geht leer aus." Becker fragt sich zudem: "Warum sind Demos erlaubt, aber keine Open-Air-Veranstaltungen?" Kuhlmann hofft darauf, dass das Land und die Stadt Herford sie nicht in Stich lassen. Verzichten musste der Go Parc in den vergangenen Wochen auf die Abschlussfeiern der Schüler. "Wir haben ihnen versprochen, dass es gigantische Nachholfeiern geben wird", sagt Kuhlmann. Ab sofort gebe es die Möglichkeit, Teile des Go Parcs für kleinere Privatanlässe zu mieten. "Natürlich immer angelehnt an die aktuellen Bestimmungen", fügt er hinzu. Fixe Kosten bleiben Beide Discos bieten auch Live-Streams von DJs an. "Doch das Interesse nimmt langsam ab, die Menschen wollen nicht mehr auf die Bildschirme schauen, sondern live in den Clubs tanzen und abschalten", sagt Becker. Im Go Parc waren die Streams ein Gemeinschaftsprojekt der gesamten Crew. "Alle - vom Techniker, über Betriebsleitung bis zu den DJs - haben sich ehrenamtlich zusammengeschlossen, um den Gästen, die zu Hause bleiben müssen, etwas Abwechslung und Stimmung ins Wohnzimmer zu bringen. Die Resonanz war überwältigend", sagt Kuhlmann. In der Krise hat sich der Go Parc zwar von Aushilfen getrennt, die festen Mitarbeiter konnten laut Kuhlmann aber wegen der Kurzarbeitsregelung gehalten werden.Die Soforthilfe sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Beim X sei das Team noch beisammen, sagt Becker. Die fixen Kosten für die Pachtverträge stehen dennoch an. Beide Discos schauen interessiert darauf, ob der Staat ihnen die ausgefallenen Einnahmen ersetzt. Die Verantwortlichen in den Discos betonen, dass sie den Betrieb in kürzester Zeit wieder hochfahren könnten. Dafür fehlt noch das grüne Licht. Und ohne das müssen sich Partyvolk und Betreiber weiterhin auf unbestimmte Zeit gedulden. Die Musik bleibt vorerst aus.

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