
Oldenburg/Herford. Michael Heidkamp gilt als Architekt des Herforder Energie-Dienstleisters WWE. Ende 2013 war der Volkswirt von fast 50 Bürgermeistern und Landräten unter Federführung von Paderborn und Herford zum alleinigen Geschäftsführer der Nachfolgegesellschaft von Eon Westfalen-Weser gewählt worden. Unter Heidkamps Federführung konnte WWE 114 Konzessionen halten und gewann 48 Städte, Gemeinden und Kreise als Eigentümer. Was sich in der Branche herumsprach und im niedersächsischen Oldenburg dazu führte, dass der Herforder 2015 zum Vertriebsvorstand der EWE AG berufen wurde. Eben dort steht Michael Heidkamp gehörig unter Druck.
Manager sollen gegen Konzern-Richtlinie verstoßen haben
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat den früheren EWE-Chef Matthias Brückmann und den aktuellen EWE-Marktvorstand Michael Heidkamp wegen Untreue angeklagt. Nach Recherchen der Oldenburger Nordwest-Zeitung sollen die beiden Manager 2016 aus dem EWE-Vermögen eigenmächtig eine Spende in Höhe von 253.000 Euro an die Stiftung der Boxer-Brüder Wladimir und Vitali Klitschko veranlasst haben. Damit hätten sie gegen die „Regularien der EWE AG" und „insbesondere gegen die Konzern-Richtlinie ,Spenden verstoßen", teilte die Staatsanwaltschaft jetzt mit.
Aufgefallen war der Deal, weil Matthias Brückmann mit seiner Frau Claudia am 25. März 2016 im Großen Ballsaal des Luxushotels „Intercontinental" in Kiew gesehen worden war, wo Boxer Wladimir Klitschko seinen 40. Geburtstag gefeiert hatte und wo der EWE-Vorstand diese Spende zugesagt haben soll. Chefreporter Karsten Krogmann schrieb im September 2017 für die Nordwest-Zeitung in einem Dossier: „Auf dem rotgoldenen Ballsaalteppich stehen weiß gedeckte Rundtische voller Fingerfood, davor sitzen lächelnde Pärchen, die Männer gekleidet zumeist im lässigen Klitschko-Look: blaugrauer Anzug, weißes Hemd, keine Krawatte, oberster Hemdknopf offen. Die Frauen tragen bevorzugt Schwarz."
Klitschko-Affäre sorgt nicht nur in Norddeutschland für Schlagzeilen
Diese sogenannte Klitschko-Affäre hatte nicht nur in Norddeutschland für Schlagzeilen gesorgt. In dessen Folge war Bruckmann fristlos gekündigt worden. Heidkamp soll nach der Klitschko-Feier eine notwendige zweite Unterschrift für die Überweisung der Summe geleistet haben. Die Nordwest-Zeitung zitiert den Herforder, der „auf Zuruf", seinen Namen auf das Papier gesetzt habe. Heidkamp durfte im Gegensatz zu Bruckmann auf seinem EWE-Posten bleiben, da Prüfer seinen Beitrag zur Spende als verzeihlich bewertet hatten.
EWE ist in der Ems-Weser-Elbe-Region, in Bremen, Brandenburg, auf der Ostseeinsel Rügen und in Westpolen tätig. 2018 wies das börsenorientierte Unternehmen einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro Umsatz aus.
Der Hansestadt Herford blieb er als Vorsitzender der hiesigen Erich-Gutenberg-Gesellschaft (EGG) erhalten. In dieser Funktion hatte Heidkamp noch 2018 den Vorstandsvorsitzenden Stefan Dohle als Gastredner für die Gutenberg-Gesellschaft gewinnen können. Was auf einen kurzen Draht schließen ließ, denn auch Heidkamp sitzt im Vorstand der EWE AG.
Über die Zulassung der Anklage entscheidet nun die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Oldenburg.