Das Aus für die Herforder Erich-Gutenberg-Gesellschaft

Herford. Der damalige Manager von Borussia Dortmund, Michael Meier, war schon in Herford, ebenso Hartmut Mehdorn, seinerzeit Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, oder auch der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn. Die Liste der besonderen Referenten, die die Erich-Gutenberg-Gesellschaft zu Gast hatte, ist lang. 27 Jahre nach der Gründung löst sich der Verein nun auf. Mit Theo Koll, dem ehemaligen Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, und Ulrich Kater, einst einer der fünf Wirtschaftsweisen, schließt die Gesellschaft ihr Kapitel. Alles habe seine Zeit, und die Zeit der Gesellschaft ende jetzt - so formulieren es die beiden Vorsitzenden der Erich-Gutenberg-Stiftung, Michael Heidkamp und Hermann Jahnke, beim letzten Forum im Marta. Dabei sei der Verein durchaus sehr erfolgreich gewesen. &bdquo;Doch das Format hat sich trotz guter Themen und Referenten überholt“, sagt Heidkamp. &bdquo;Wir als Gesellschaft überaltern und der Transfer auf jüngere Nachfolger ist nicht passiert.“ Etwa 180 Mitglieder hat die Erich-Gutenberg-Gesellschaft, das durchschnittliche Alter schätzen die Vorsitzenden auf über 60 Jahre. Seit zwei Jahren nehme zudem der Zuspruch zu den Veranstaltungen ab. &bdquo;Wir wollen als Verein nicht dahinsiechen. Dann lieber jetzt angemessen die Arbeit beenden“, sagt der 1. Vorsitzende Heidkamp. Jahnke, der als Professor an der Universität Bielefeld lehrt, bekräftigt: &bdquo;Wir könnten es noch eine Weile auf professionaler Ebene fortführen, aber wir wollen nicht, das irgendwann ein schaler Beigeschmack übrig bleibt.“ Herforder Erich-Gutenberg-Gesellschaft hat 70 Stipendien vergeben Inspiriert durch den 100. Geburtstag von Erich Gutenberg, der als Begründer der modernen deutschen Betriebswirtschaftslehre gilt, haben am 23. Dezember 1997 zwölf Bürger, die alle in einer persönlichen Beziehung mit dem Herforder Wissenschaftler standen, die Gesellschaft gegründet. Mit dem Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Wirtschaftspraxis zu transferieren und einen Kontakt zwischen Wissenschaft, Praxis und Schulen herzustellen. Eine wichtige Säule war zudem, herausragende Studierende auszuzeichnen, sie mit der Vergabe von Stipendien und Preisen zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu geben, um ihre Abschlussarbeiten einem breiten Plenum vorzustellen. Lesen Sie auch: Wirtschaftsprofessor Sinn zweifelt am Nutzen der Energiewende fürs Klima &bdquo;Unser Setting als Kontaktforum zwischen Studierenden und Wirtschaftspraxis hat sich in Zeiten von Instagram, Youtube, Tiktok und Co. leider überholt“, sagt Heidkamp. Um weiter auf einem hohen Niveau zu existieren, hätte der Verein grundlegend verändert werden müssen. Um der Frage nachzugehen, wie ein Wandel hätte aussehen müssen, hat die Gesellschaft eine studentische Unternehmensberatung beauftragt. Die habe dem Verein attestiert, neue Formate zu entwickeln und soziale Medien aufzubauen, um so zukünftig interessant für Schüler, Studierende und die nachwachsende Unternehmergeneration zu sein. &bdquo;Wir akzeptieren das Ergebnis. Und haben uns als Vorstand entschieden, den Verein aufzulösen“, sagt Heidkamp. Auch Ursula Brinkmann, Mitglied des ersten Vorstandes, die Gutenberg als Doktorvater hatte und sehr schätzte, falle die Auflösung zwar schwer, aber auch sie akzeptiere es. Damit die Gesellschaft in guter Erinnerung bleibt, heißt es von Brinkmann dazu. Journalist und Moderator Theo Koll auf der Bühne im Marta Neben dem Erhalt des Gedenkens an einen Sohn der Stadt Herford sowie die Förderung der Stadtbibliothek, einst das Wohnhaus von Gutenberg, hat die Gesellschaft in 27 Jahren 70 Stipendien an Studierende der Wirtschaftswissenschaften vergeben und sie so mit mehr als 200.000 Euro gefördert. 50 Abschlussarbeiten sind zudem mit fast 50.000 Euro gefördert worden. Lesen Sie auch: Herforderin Brinkmann machte in internationaler Finanzwelt Karriere Und auch am letzten Abend im Marta zeichnet die Gesellschaft noch einmal zwei herausragende Studierende aus und vergibt je ein Stipendium an Maya Vienken, die in Bielefeld ihren Master Data Science macht, und an Mohammad Ammi, der in Paderborn seinen Master in Wirtschaftsinformatik anstrebt. Und selbstverständlich erleben der akademische Nachwuchs und die zahlreichen Mitglieder der Gesellschaft letztmalig auf Einladung des Vereins auf der Bühne im Marta-Forum den Dialog zweier hochkarätiger Persönlichkeiten. Journalist Theo Koll und Dekabank–Chefvolkswirt Ulrich Kater debattieren, ob unsere Wirtschaftspolitik realitätsfremd ist. Einen Rat richtet der einstige Wirtschaftsweise Kater an die künftige Regierung: &bdquo;Werden sie flexibler. Eine Volkswirtschaft lässt sich nicht durchplanen.“

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