Herford. Den Heiligabend nutzten Landrat Jürgen Müller, Bürgermeister Tim Kähler und Polizeidirektor Dirk Zühlke, um den Kräften von Polizei und Feuerwehr für ihren Einsatz in diesem Jahr zu danken. Bei einem Weihnachtsfrühstück blickten sie auf Erfolge und Rückschläge des Jahres zurück und sprachen über die Zukunft von Polizei und Feuerwehr in Herford.
„Ich möchte mich herzlich dafür bedanken, dass sie immer da sind und vor allem in Herford mit seinen zwei Diskotheken gute Arbeit im Kreis leisten." So begrüßte Landrat Müller die Polizisten an der Hansastraße. Kähler ergänzte: „Dieses Weihnachtstreffen ist eher symbolisch, eigentlich müssten wir häufiger vorbeikommen, um Danke zu sagen. Die Stadt weiß ihre Arbeit sehr zu schätzen. Die Bürger wissen, dass sie durch sie sicher sein können, das ist nicht selbstverständlich."
Kähler betonte, dass die Arbeit der Polizei durch Stellenabbau erschwert ist und die Beamten neue Herausforderungen wie Cyberkriminalität zu bewältigen haben. Seit dem Jahr 2000 hätten sich die Polizeikräfte von 360 auf 310 reduziert, das Thema Kinderpornografie rücke auch im Kreis immer mehr in den Fokus der Wache.
Volker Huß, Leiter der Polizeiwache, lobte die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, vor allem beim Brand des Hochhauses am Lübbertor: „Was da geleistet wurde war enorm. Die Logistik war schnell aufgebaut. Und erstaunlicherweise haben sehr viele Ehrenamtliche und junge Leute mitgeholfen. Auch bei dem schrecklichen Unfall an der Diebrocker Straße wurde sehr professionelle Arbeit geleistet."
Kreisweit rund 33.000 Polizeieinsätze
Der Leiter der Herforder Feuerwehr, Michael Stiegelmeier, schätzte im Gegenzug die Arbeit mit der Polizei: „Wir danken den Kollegen auf der Straße, vor allem für die Zusammenarbeit bei der Ausbildung der Brandbekämpfer in Selbstverteidigung. Leider ist das nötig geworden, da es immer mehr Störer gibt, die die Arbeit der Rettungskräfte behindern, sie in Gefahr bringen und nicht mehr nachdenken."
Im auslaufenden Jahr gab es kreisweit rund 33.000 Einsätze, davon alleine die Hälfte in der Stadt Herford. Zudem gab es Großeinsätze in den Diskotheken GoParc und X.
„In den vergangenen zehn Jahren, gab es schon einige Veränderungen", sagte Thomas Krebs von der Polizeiwache. „Es gibt immer mehr einzelmotivierte Täter, an der Synagoge mussten wir stärkeren Objektschutz betreiben, und der Respekt vor Rettungskräften ist gesunken. Ärzte und Krankenpfleger werden immer wieder angegriffen, das ist zum Teil ein unerträglicher Zustand. So extrem gab es das früher noch nicht."
Zudem seien die Anforderungen an die Polizei höher geworden. „Wir sind Psychologen und Helfer. Mein Wunsch ist, dass die Menschen ein bisschen entspannter werden und Verständnis und Geduld mitbringen, wenn zum Beispiel eine Straße wegen eines Unfalls gesperrt wird", so Krebs.
In der Feuerwache bedankte sich Kähler mit den Worten: „Danke, dass sie dafür sorgen, dass wir ruhig schlafen können. Der Stadt ist es dieses Jahr gelungen in ihre neue Ausrüstung zu investieren. Was wir als Stadt machen können, das tun wir auch."
Landrat Müller fügte hinzu, dass die gute Leistung der Feuerwehr und der Rettungskräfte besser entlohnt werden müsste. Auch vor der Feuerwehr hätten die Menschen immer weniger Respekt.
„Manchmal ist man fassungslos", erzählte Wachführer Markus Siekmann, „die Leute wollen sich in Notsituationen nichts mehr sagen lassen und fangen an zu diskutieren. Es gab auch einen Bürger, der hier bei uns eingebrochen ist, einen wachhabenden Kollegen angegriffen und verletzt hat."
Im gesamten Jahr gab es 951 Brand- und rund 14.0000 Rettungseinsätze, gleichzeitig fehlt Personal. „Viele Bürger melden sich immer häufiger wegen Lappalien. Da hat zum Beispiel jemand einen Krankenwagen nach drei Tagen Bauchschmerzen gerufen, im Endeffekt hatte er ein paar Nächte zu viel Alkohol getrunken. Für solche Fälle muss der Kassenärztliche Notdienst mehr beworben werden", sagte Rettungsassistent Christian Lange. Es gebe auch Bürger, die bis zu 50 Mal im Jahr anrufen, dann aber nur ihren Rausch ausschlafen müssten.
„Leider müssen wir immer häufiger Türen öffnen, wegen vereinsamter Menschen, die gestorben sind", sagte Wachführer Siekmann. Ein skurriler Fall sorgte am Ende des Weihnachtsfrühstücks jedoch noch für Gelächter am Tisch: Ein Verdacht auf ein eingeklemmtes Kätzchen unter einem Gullideckel, stellte sich als eine kleine Waschbärenfamilie heraus, die nicht darüber erfreut war, gefunden worden zu sein.