Kreis Herford

Handelskrieg und Brexit belasten Firmen im Kreis Herford

Bei heimischen Unternehmen herrscht vornehmlich gute Stimmung, die Erwartungen haben sich jedoch deutlich eingetrübt.

Sensibel: Die Konjunkturumfrage der IHK war Thema bei einem Treffen mit Marco Rieso (IHK, v. l.), Landrat Jürgen Müller, Norbert Burkhard (Perfact), Birgit Schnieder (Autohaus Schnieder), Harald Grefe (IHK), Alexandra Altmann (Altmann GmbH), Klaus Bockermann (IHK), Gero Frommholz und Uwe Grotemeier (IHK) im Herforder Unternehmen Perfact. | © Peter Steinert

Peter Steinert
19.09.2019 | 19.09.2019, 19:00

Kreis Herford. 95.525 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – so viele wie nie zuvor – können ein guter Indikator für das Klima der heimischen Unternehmen sein. Von einem „All-Time-High" spricht Harald Grefe als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), die jetzt beim Herforder IT- und Beratungsspezialisten „Perfact Innovation" die Ergebnisse ihrer jüngsten Konjunkturumfrage vorstellte.

Erwartungen an die kommenden zwölf Monate trüben sich ein

Fraglich, ob sich das Hoch hält. „Aktuell ist die Geschäftslage in Industrie, Handel und bei Dienstleistungsunternehmen im Kreis Herford noch gut, aber die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate trüben sich ein", sagt IHK-Vizepräsident Klaus Bockermann.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie der Brexit belasten schon jetzt die Betriebe. Was sich auch daran festmachen lässt, dass der Investitionswille innerhalb Deutschlands ungebrochen gut ist. 47 Prozent der Unternehmen wollen wachsen. Im Ausland haben die Firmen ihre Aktivitäten jedoch deutlich zurückgefahren. Nur noch 12 Prozent der Firmen wollen jenseits der Grenzen investieren.

Insgesamt aber herrscht gute Stimmung. Klaus Bockermann: „42 Prozent der Industrieunternehmen sprechen aktuell von einer guten, fünf Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Mehr als jedes zweite Unternehmen beurteilt seine Lage als befriedigend. Bei der erwarteten Geschäftslage kippt die Stimmung zum ersten Mal seit dem Herbst 2011 ins Negative. Für die kommenden zwölf Monate erwarten 16 Prozent der Unternehmen eine bessere, 26 Prozent hingegen eine schlechtere Geschäftslage."

Großhandel spürt die konjunkturelle Schwäche der Industrie

Fast identisch ist die Geschäftslage beim Handel und den Dienstleistern. „Die Erwartungen der Händler an die kommenden zwölf Monate gehen deutlich zurück und sind im Saldo negativ: 19 Prozent erwarten eine bessere, 22 Prozent eine schlechtere Geschäftslage", sagt IHK-Vollversammlungsmitglied Uwe Grotemeier. Wobei gerade der industrienahe Großhandel die konjunkturelle Schwäche der Industrie zu spüren bekomme.

Bei den Dienstleistungsbetrieben sei die Geschäftslage zwar rückläufig, aber immer noch auf hohem Niveau. „44 Prozent sprechen von einer guten, neun Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die aktuellen Umsätze bleiben stabil, die Ertragslage konnte sogar im Vergleich zur Frühjahrsumfrage leicht gesteigert werden. In den kommenden zwölf Monaten erwarten 30 Prozent eine bessere Geschäftslage, 14 Prozent eine schlechtere", so Uwe Grotemeier.

Das Dienstleistungsgewerbe hebt sich aber in einem Punkt von den anderen Branchen ab. Während das Problem des Fachkräftemangel in Industrie und Handel erkennbar abnimmt, besteht es nach wie vor bei den Dienstleistern. „Gesucht wird vor allem im IT-Bereich und im Gesundheitswesen", teilt Uwe Grotemeier mit.

Insgesamt aber könnten die Unternehmen im Kreis Herford zufrieden sein. Harald Grefe: „Der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe ist von Januar bis Juli 2019 um 2 Prozent auf 3,88 Milliarden Euro gestiegen."

Die heimischen Unternehmen erreichen damit einen überdurchschnittlichen Wert. Im gesamten IHK-Bezirk beträgt das Umsatz-Plus 0,3 Prozent, Nordrhein-Westfalen verzeichnet gar ein Minus von 1,5 Prozent. Und bundesweit steht die Zahl 0,0 Prozent.