Herford

„Jaguar-Club“: Der legendäre Herforder Musikclub erobert die Kino-Leinwand

Bielefelder Filmemacher widmet sich den späten 1960er Jahren mit dem Einzug des Rock’n’Roll in Herford und lässt den Wandel der Zeit dank Zeitzeugen wieder lebendig werden.

Unglaublich: Mit Jimi Hendrix ließ sich ein Superstar jener Jahre im Herforder "Jaguar-Club" blicken. | © Kommunalarchiv Herford

Peter Steinert
17.09.2019 | 17.09.2019, 09:22

Herford. Er läuft! Die Legende lebt! Zwei Stunden und zehn Minuten! „Der Streifen ist viel länger geworden, als geplant", sagt Rainer Bärensprung. Dessen Kind ist die Dokumentation „Als der Jaguar nach Herford kam". 30 Monate dauerte es bis zu Geburt des Films, der am 8. November (18 Uhr) im Herforder Capitol-Kino Premiere hat und der anschließend im „Capitol" (13. November, 18 Uhr) sowie in der Bielefelder „Kamera" (18. Dezember, 18 Uhr) gezeigt wird.

Jimi Hendrix, The Cream, Bill Hayley oder The Who bilden das Korsett

Stars wie The Hollies, Jimi Hendrix, The Cream, Bill Hayley oder The Who bilden das Korsett für diese Aufarbeitung, die den Einzug des Rock’n’Roll in Herford beschreibt und dessen Ursprünge sich im „Jaguar-Club" (1966 – 1970) an der Mindener Straße widerspiegeln. Der damals über die Grenzen der Hansestadt bekannte Club hatte die ehemalige „Scala" direkt neben der Meierfeld-Schule als Kino abgelöst und sich schnell zum Treffpunkt der damals zumeist berüchtigten und heute mitunter verklärten „68-Generation" entwickelt.

Noch dreht sich auf dem Plattenteller Marschmusik zum Sportunterricht. Doch gleich ertönt "I feel free" von der Band "Cream" als unüberhörbares Zeichen neuer Freiheiten. So zu sehen im Film "Als der Jaguar nach Herford kam", der im November Premiere hat. - © Peter Steinert
Noch dreht sich auf dem Plattenteller Marschmusik zum Sportunterricht. Doch gleich ertönt "I feel free" von der Band "Cream" als unüberhörbares Zeichen neuer Freiheiten. So zu sehen im Film "Als der Jaguar nach Herford kam", der im November Premiere hat. | © Peter Steinert

„Am Anfang habe ich gedacht, dass ich damit in einem Jahr durch bin", sagt der Bielefelder Filmemacher, der sich ursprünglich auf drei Zeitzeugen konzentrieren wollte. Und der dann doch 20 Interviews führte. „Mein Konzept hat sich im Lauf der Zeit verändert, weil Menschen dazu gekommen sind", so Bärensprung, der sich letztlich auf neun Protagonisten konzentrierte.

Alle Beteiligten erhalten für die Premiere eine Einladung

„Jede dieser Personen hat etwas mit dem Jaguar-Club zu tun und wird im Schnitt 15 Minuten porträtiert. Jeder weitere Zeitzeuge hätte den zeitlichen Rahmen gesprengt", sagt Rainer Bärensprung, der nicht verrät, wer diese neun Ausgewählten sind. Und wer herausgefallen ist. Spätestens bei der Premiere werde feststehen, welcher „68-er" zu Wort kommt. Bärensprung: „Alle Beteiligten erhalten für die Premiere eine Einladung. Damit die Enttäuschung nicht zu groß wird, muss ich vorher noch ein paar Telefonate führen."

Beharrlich: Der Bielefelder Filmemacher Rainer Bärensprung biss sich an dem Projekt fest, so dass aus den ursprünglich geplanten 45 Minuten ein mehr als zweistündiger Dokumentarfilmlm wurde. - © Peter Steinert
Beharrlich: Der Bielefelder Filmemacher Rainer Bärensprung biss sich an dem Projekt fest, so dass aus den ursprünglich geplanten 45 Minuten ein mehr als zweistündiger Dokumentarfilmlm wurde. | © Peter Steinert

Auf Nachfrage verrät der Filmemacher immerhin vier Namen, die es in die Dokumentation geschafft haben. Dazu gehört wie selbstverständlich die inzwischen verstorbene und unvergessene Carola Frauli, die als Managerin, Organisatorin und heimliches Herz hinter dem „Jaguar-Club" stand. Teil der auskunftsfreudigen Oldies ist auch Carlo Dewe, der in Herford als Frontmann der „Kakadu-Combo" bekannt ist.

In Szene gesetzt worden ist zudem ein gewisser Bart Zen, der als Gitarrist jener einst schwer angesagten Band „ Missus Beastly" auf der Bühne stand. Und „Rocky", der ohne Handy oder Waschmaschine in einem Bad Salzufler Steinbruch jenseits der heutigen Zivilisation lebt, die Arbeit beim Babynahrungsmittelhersteller „Humana" links liegen ließ und der den „Jaguar-Club" sowie die damit verbundene Zeit in seinen Erinnerungen bewahrt hat.

Der Film hat nichts mit einer rührseligen Heimatschnulze gemein

Trotz allen Lokalkolorits – „Als der Jaguar nach Herford kam" hat nichts mit einer rührseligen Heimatschnulze gemein. „Das ist kein Herford-Film, das ist kein Film über den ’Jaguar-Club’. Das ist ein Film über Menschen, die ich alle lieb gewonnen habe. Das sind Leute, die so viel zu erzählen haben und die sonst kein Podium für ihre Geschichten finden", sagt Rainer Bärensprung, der derzeit für das Werk einen bundesweiten Verleiher sucht.

Dass der stolze Vater des Films die Musik nicht zu kurz kommen lässt, versteht sich von selbst. „Die Dokumentation soll ja nicht nur in Herford oder Bielefeld, sondern auch in Frankfurt oder Berlin ankommen", sagt dessen Schöpfer.

The Hollies werden zu hören sein, oder die Spencer Davis Group. Und eine Formation mit den Musiklegenden Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker. Als „The Cream" lassen sie mit ihrem Hit „I feel free" die von scheppernder Marschmusik geprägte Vergangenheit uralt aussehen.

Damals live auf der Bühne in der „Scala". Schon bald im Kino in „Als der Jaguar nach Herford kam".