Der Neubau für Theater und Orchester kostet 97 Millionen Euro

Herford. "Unter der Voraussetzung, dass sich Bund und Land jeweils mit einem Drittel an den kalkulierten Kosten von 97 Millionen Euro beteiligen, beschließt der Rat der Hansestadt Herford den Neubau eines Konzert- und Theatergebäudes mit zwei Sälen und multifunktionalen Nutzungsoptionen auf dem Gelände des Güterbahnhofs als neue Veranstaltungsstätte für Kultur, Live Entertainment, Tagungswirtschaft und bürgerschaftliche Veranstaltungen." Der erste Satz aus der Beschlussvorlage (RA/101/2019) des Bürgermeisters an den Rat wird in die Herforder Geschichtsbücher eingehen - wenn die Kommunalpolitiker sich am Freitag, 20. September, trauen, fast 33 Millionen Euro städtisches Geld für die Herforder Kultur in die Hand zu nehmen. Immerhin versichert ihnen Tim Kähler unter Berufung auf die Gutachten, dass die sonst unausweichliche Sanierung des Stadttheaters und des Schützenhofes als Spielstätte der Nordwestdeutschen Philharmonie ebensoviel Geld kosten würde wie der städtische Anteil an einem neuen kulturellen Leuchtturmprojekt "OWL-Forum" an der Bahnstrecke. Ja er sagt sogar, dass die Stadt beim Neubau mehr fürs gleiche Geld bekommt und höhere Einnahmen erzielen kann. Renovierung von Theater und Schützenhof auf 30 Millionen Euro geschätzt Bürgermeister Tim Kähler und der Geschäftsführer der städtischen Kultur gGmbH, Andreas Kornacki, stellten am Montagnachmittag die Machbarkeitsstudie "OWL-Forum" der Büros ICG und Heinrich Böll vor. Darin werden der multifunktionale Neubau und der Standort Güterbahnhof favorisiert. "Es geht darum, die Kulturangebote Theater und Orchester langfristig zu sichern", sagte Kähler. Wenn man das heutige Niveau halten wolle, müsse die Stadt rund 30 Millionen in die vorhandenen Gebäude stecken - rund 16 Millionen in das Theater und 13,6 Millionen in den Schützenhof. Ein mehr an Plätzen, Qualität und Möglichkeiten gebe es dann nicht. Fördermittel seien dafür nicht zu erwarten. Die Betriebskosten blieben hoch, die Energieeffizienz vergleichsweise gering. Ganz anders, so Kähler und Kornacki, sehe das beim Neubau aus. Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass Theater und Musik spätestens bei einem Publikum ab 700 Menschen je einen eigenen Saal brauchen, schon um die heutige Qualität zu halten. Zu unterschiedlich, so Kornacki, seien die Anforderungen an die Akustik. Während die Bühne im Theater wegen der Technik nach oben offen sei, brauche das Orchester einen "Deckel" über der Bühne. Beim klassischen Konzert sitzt das Orchester besser oberhalb des Publikums, beim Theater hat der Zuschauer auf erhöhter Position die bessere Aussicht. Musik Kontor könnte noch größere Konzerte organisieren Die Planung geht von einem neuen Konzertsaal für 1.000 Besucher aus (Schützenhof: 800), und von einem Theatersaal mit 600 Plätzen. Die NWD braucht zusätzlich Raum für Proben und Verwaltung. Die Betriebskosten sollen beim Neubau nicht höher sein als heute. Steigen sollen aber die Einnahmen durch ein höheres Kartenkontingent und Vermietung der Räume für Kongresse etwa von Unternehmen oder Konzerte eines Kalibers, wie sie das Musik Kontor jetzt in der Oetkerhalle organisieren muss. Parallelveranstaltungen sollen möglich sein. Parkplätze sollen unter dem Gebäude gebaut werden. Sie könnten tagsüber auch als Park&Ride-Parkplätze genutzt werden, insbesondere wenn die Bahn den Tunnel vom Bahnhof zum Güterbahnhof durchsticht. Das OWL-Forum soll gleichzeitig ein ökologisches Modellprojekt werden. "Das Gebäude soll mehr Energie produzieren als verbrauchen" verspricht der Bürgermeister. "Es ist klar, dass wir als Stadt mit erklärtem Klimanotstand auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit setzen." Bürgermeister erwartet Zuschüsse von Bund und Land Bürgermeister Kähler ist zuversichtlich, die Zuschüsse zu bekommen, hat aber noch keine Zusagen und kann auch nicht sagen, wann genau die zu erwarten sind. Als Argument wirft er das erfolgreiche Landesorchester NWD und die Aufnahme des Projekts in die Regionale 2022 in die Waagschale. Mit einem Baubeginn im Jahr 2021 und einer Eröffnung im Jahr 2025 wird also in der Ratsvorlage kalkuliert. Das denkmalgeschützte Theater bliebe als Schulaula des Ravensberger Gymnasiums erhalten und müsste mit weitaus geringerem Aufwand renoviert werden. Der Schützenhof würde abgerissen und das Gelände könnte verkauft werden. Die Stadt verhandelt derzeit mit den Schützen über deren Anteil in Höhe von knapp 30 Prozent.

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