
Herford. Der Bildungscampus als Erfolgsmodell. Nach anfänglichen Verlusten schreibt das Megaprojekt auf dem Stiftberg schwarze Zahlen. Durchschnittlich 805.000 Euro werden pro Jahr (2018 bis 2021) erwirtschaftet, so die Rechnung der für den Bildungscampus verantwortlichen Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Herford (SEH), Jan Miller und Norbert Landshut.
Bildungscampus belastet städtischen Haushalt nicht
Bürgermeister Tim Kähler darf sich bestätigt sehen: „Der Bildungscampus belastet den städtischen Haushalt nicht, sondern ist eine gute Investition in die Zukunft".
Noch wohnen die meisten der 500 Studierenden der Fachhochschule für Finanzen (FHF) in einer mobilen Container-Wohnanlage auf dem ehemaligen Gelände der Wentworth-Kaserne. Im nächsten Jahr sollen sie in neue Wohngebäude umziehen, die derzeit auf dem gegenüberliegenden Areal der einstigen Hammersmith entstehen.

Wobei die Verantwortlichen die Rechnung mit etwa 150 Studierenden in einer ersten Phase, als auch mit den jetzt 500 Studierenden in einer Folgephase erstellen. Jan Miller: „Die erste Stufe der FHF zeigt für sich in 2018 ein positives Ergebnis, die zweite Stufe führt jedoch aufgrund der außerplanmäßig notwendig gewordenen mobilen Wohnanlage mit den Containern zu einer Unterdeckung, welche sich im Gesamtergebnis für das Jahr 2018 auf einen Fehlbetrag von 2,3 Millionen Euro beläuft."
Kongress-Zentrum macht ein Minus von 39.000 Euro
Den anfänglichen Verlusten habe aber schon im Folgejahr 2019 ein positives Gesamtergebnis von etwas über 2 Millionen Euro gegenüber gestanden, welches sich aus positiven Teilerträgen der FHF in Höhe von etwa 2,1 Millionen Euro ergibt. Einkalkuliert werden müsse allerdings ein Minus von 39.000 Euro, da das Kongress-Zentrum noch nicht kostendeckend betrieben werde.
Eine ähnliche Konstellation lasse sich, so Miller, für 2020 prognostizieren. „Dann allerdings werden erneut außerordentliche Aufwendungen durch den Rückbau der Container-Anlage anstehen, wobei das Gesamtergebnis dennoch mit 656.000 Euro positiv ausfallen wird.".
Ab 2021 werde der Bildungscampus eine noch bessere Bilanz ausweisen. Von jährlich 2,8 Millionen Euro ist die Rede. Jan Miller: „Die erzielten Erlöse sind auch notwendig, um zum einen die neuen Wohngebäude auf dem Hammersmith-Gelände schnellstmöglich amortisieren zu können, zum andern ermöglichen die Erlöse auch die Finanzierung anteiliger Kosten der SEH für die Projektentwicklung des Bildungscampus."
500 Studierende sorgen für Belebung in der Stadt
Wobei SEH-Geschäftsführer Jan Miller gern über den Bildungscampus hinausblickt: „Die 500 Studierenden sorgen für zusätzlichen frischen Wind und die Belebung der Stadt. Auf dem Bildungscampus entsteht zudem so etwas wie eine Entwicklungsdynamik und durch die Ansiedlung inhaltlich passender Nutzungen werden wir hier ein Stück Zukunft für Herford auf den Weg bringen."
Schubkraft für den Bildungscampus
Peter Steinert
Bis 2027 läuft derzeit der Vertrag mit dem Land NRW für die Fachhochschule für Finanzen (FHF). Bis mindestens dahin sollte die Stadt vom Bildungscampus profitieren. Sollte der Vertrag verlängert werden, muss vom Glücksfall für Herford gesprochen werden.
Ganz abgesehen davon, dass sich die bislang noch leer stehenden Wohnblocks der britischen Soldaten auch anders reaktivieren lassen. Etwa durch ein Pflege-Ausbildungszentrum, das ursprünglich für bis zu 300 angehende Kranken-Pfleger und -Schwestern angedacht war. Mittlerweile sickerte durch, das ein Gesundheitskonzern auf die Hansestadt und deren Entwicklung aufmerksam geworden ist.
Demnach ist es keine Utopie mehr, wenn sich die Verantwortlichen der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEH) auf gutem Weg sehen. Und der war mit 1.000 Auszubildenden auf dem Stiftberg schon frühzeitig vorgegeben worden. Mit 500 FHF-Studierenden plus 500 Pflegeschüler wäre das Soll erfüllt.
Wenn es nicht noch den Freiraum für ein Start-up-Center geben würde. Mit weiterer Schubkraft für den Bildungscampus, der irgendwann einmal deutlicher als jetzt auf die Stadt abfärbt. Denn noch müssen die Herforder genau schauen, ob studiert wird – oder semesterfreie Zeit ist. Von einer Studentenstadt ist Herford weit entfernt.
Immerhin lebt der Stiftberg. Die jetzt abgelieferte Bilanz sollte Kritiker vorsichtiger werden lassen. Etwa die von der CDU im Stadtrat, die mehrfach und zuletzt beim Umbau der einstigen Hammersmith-Kaserne vor hohen Kosten gewarnt hatte. Die städtebauliche Zumutbarkeit sei nicht gegeben, hieß es. Wenn auf dem Areal der ehemaligen Briten-Kasernen nichts angeschoben worden wäre, der Leerstand sich hingezogen hätte, die Lokalpolitik zu zögerlich gehandelt und kein Geld bewilligt hätte – genau das wäre für Herford und seine Bürger unzumutbar gewesen.