
Herford. Für junge Menschen ist der Erwerb des Führerscheins eine wichtige Etappe in ihrem Leben. Endlich können sie alleine mit dem Auto von A nach B fahren und müssen sich nicht von Mama oder Papa kutschieren lassen. Doch zunächst müssen sie zeigen, dass sie die Regeln des Straßenverkehrs beherrschen und sicher ein Fahrzeug manövrieren. Ein Paar Monate können vergehen, bis sie die theoretischen und praktischen Prüfungen machen dürfen. Die Wartezeiten seien zu lang, das Straßenverkehrsamt und der TÜV haben Schuld an dem Zustand, kritisieren manche Fahrschulen. Andere haben nichts zu beanstanden. Funktioniert das Zusammenspiel nicht? nw.de hat sich umgehört.
Die Fahrschule Knollmann muss regelmäßig ihre Schüler vertrösten, weil sie auf die Anträge für die Prüfungen warten muss. Das liege am Straßenverkehrsamt und nicht an uns, sagt Mitarbeiter Patrick Bartczak. "Wir erreichen dort niemanden, was zu einem Teufelskreis führt." Das Straßenverkehrsamt in Kirchlengern benötigt für die Anträge zum Beispiel den Sehtestbescheid oder den Nachweis des absolvierten Erste-Hilfe-Kurses. "Manchmal warte ich bis zu acht Wochen, dass dort etwas passiert", sagt Sven Bielke von der gleichnamigen Fahrschule.
Probleme sind behoben
Doch das Straßenverkehrsamt ist sich keiner Schuld bewusst. "Die eingereichten Anträge der Fahrschulen für die Führscheinprüfungen werden innerhalb von zwei bis höchstens drei Wochen bearbeitet", teilt Kreissprecherin Petra Scholz mit. Verzögerungen entstehen, wenn die Anträge unvollständig seien. Zugleich erklärt Scholz, dass das Amt tatsächlich Engpässe hatte: "Dieses Problem konnte behoben werden. Die Rückstände der Anträge waren bis Ende März vollständig abgearbeitet."
Auch für Michael Holler von "Du Fährst - Die Fahrschule" dauert der Prozess zu lange. Er sagt: "Der TÜV ist unterbesetzt und hat zu wenig Prüfer." Holler bekomme keine Termine, muss manchmal drei Wochen warten und könne nicht richtig planen, wodurch die Schülerenttäuscht wären. "Die Eltern verstehen das nicht", sagt auch Sven Bielke. Mit der Wartezeit entstehen auch mehr Kosten für die Schüler, weil sie zusätzliche Fahrstunden benötigen, um nichts zu verlernen. Manchmal würden Prüfungstermine ausfallen, was ärgerlich sei, wenn die Schüler extra Urlaub dafür nehmen.
Für die Theorietests weicht Bielkebereits auf andere Städte wie Bielefeld aus, weil dort mehr Plätze frei sind. Entsprechend müsse jeder Schüler mindestens ein halbes Jahr für den Erwerb desFührerscheins brauchen. Bielke glaubt, dass das am Monopol des TÜV liegt. Nur dieser Konzern darf in Nordrhein-Westfalen prüfen, in den neuen Bundesländern ist es die Dekra.
TÜV verteidigt sich
Wie das Straßenverkehrsamt verteidigt sich auch der TÜV. "Es ist uns ein Rätsel, wie Fahrlehrer in Herford behaupten können, dass Schüler mehrere Wochen auf einen Prüftermin warten müssen", informiert Rainer Camen auf nw.de-Anfrage. Der TÜV halte laut Camen alle Termine verabredungs- und fristgemäß ein.
Eine komplett andere Sicht auf die Dinge als seine Kollegen hat Michael Buschmann. Die Fahrschule Buschmann habe keine Engpässe, weil sie halbjährig vernünftig plane. "Alles hängt von der eigenen Organisation ab." Buschmann ist seit mehr als 40 Jahren Fahrlehrer und weiß, dass beim Amt und TÜV nichts von heute auf morgen spontan funktioniert. "Auch die benötigen Zeit." Gerade vor den Ferien wollen alle ihre Prüfungen ablegen, da könne es zu Engpässen kommen. Probleme beim TÜV oder Straßenverkehrsamt habe er nicht.
Ähnlich sieht das Hans Offer, Fahrschulinhaber und stellvertretender Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Westfalen: "Ein paar Kollegen haben keinen Plan." Offer nimmt gar das Straßenverkehrsamt in Schutz: In Bielefeld oder Detmold müsse man länger warten. Zudem steigen bei ihm die Schüler in keine Autos, wenn sie nicht vorher alle nötigen Papiere für die Anträge abgegeben haben. Das verkürzt die Wartezeit, die für die einen völlig normal ist und die andere wiederum zum Motzen bringt.