Herford

Müssen Bäume gefällt werden? Wie es mit der Vlothoer Straße weitergeht

Die Planung der Vlothoer Straße geht voran – auch ein Supermarkt soll dort entstehen. Es können allerdings nicht alle Bäume bei dem umfangreichen Umbau gerettet werden.

Schon jetzt bleibt den Bäumen an der unteren Vlothoer Straße wenig Platz. | © Peter Steinert

Peter Steinert
30.07.2019 | 30.07.2019, 06:00

Herford. Kreisverkehre, Abbiegespuren und ein breiterer Querschnitt sollen die Antwort auf steigende Bewohnerzahlen an der Vlothoer Straße sein. Nachdem bekannt wurde, dass dafür 50 Bäume auf der Strecke bleiben, hagelte es Protest. Bürgermeister Tim Kähler reagierte und legte die Pläne Mitte Juni auf Eis. Die Bauverwaltung um Baudezernent Peter Böhm setzt jetzt auf ein Gespräch bei der Denkmalschutzbehörde. Die hatte den Zaun der Wentworth-Kaserne unter Denkmalschutz gestellt und damit den Spielraum der Planer eingeengt. Doch auch ohne Zaun fallen bis zu 30 Bäume.

1.000 Menschen sollen dort wohnen und arbeiten

Die Vorgabe für das Areal der beiden ehemaligen Briten-Kasernen auf dem Stiftberg ist nachvollziehbar. „Der Radweg ist in einem extrem schlechten Zustand", sagt Böhm. "Darüber beschweren sich die Leute. Unter anderem gibt es viele Baumwurzeln. Das nächste Problem ist, dass wir dort nur einen einseitigen Bürgersteig haben. Gleichzeitig wollen wir, dass 1.000 Menschen dort wohnen und dass 1.000 Menschen dort arbeiten." Der Beigeordnete will dem daraus resultierenden erhöhten Verkehrsaufkommen Rechnung. „Ich werde mehr Busse einsetzen müssen. Wir wollen aber auch etwas für Fahrradfahrer tun. Und dann kommt auch noch das Auto hinzu."

Auch ein Supermarkt ist auf dem Kasernengelände geplant

So soll die Vlothoer Straße voraussichtlich geplant werden. - © Peter Steinert
So soll die Vlothoer Straße voraussichtlich geplant werden. | © Peter Steinert

Böhms Amt plant die Umgestaltung der Vlothoer Straße seit einem halben Jahr. Dazu gehöre etwa der Abzweig zur Schuhmannstraße, der nicht nur für die Anwohner wichtig wäre. „Wir planen da auch einen Supermarkt. Die Lösung dafür ist ein Abbiegestreifen, ein kleiner oder ein großer Kreisverkehr", so der Baudezernent. "Weiter stadtauswärts ist auf lange Sicht ein Parkhaus für 800 bis 1.000 Parkplätze vorgesehen. An dieser Stelle ist ebenfalls eine Abbiegespur oder ein Kreisverkehr geplant. Dazu brauche ich aber auch einen Bürgersteig, einen adäquaten Radweg und im Endeffekt einen breiteren Straßenquerschnitt."

Auf der Vlothoer Straße parkende Fahrzeuge zwingen den Gegenverkehr oft auf den roten Streifen, der Fahrradfahrern vorbehalten ist. - © Peter Steinert
Auf der Vlothoer Straße parkende Fahrzeuge zwingen den Gegenverkehr oft auf den roten Streifen, der Fahrradfahrern vorbehalten ist. | © Peter Steinert

Ein Teil der Bäume könnte womöglich stehen bleiben, wenn der Geh- und Radweg in Höhe der Hammersmith-Kaserne in einem Bogen an den ehemaligen Briten-Blocks vorbeigeführt würde. Böhm: „Den Weg nehmen die Schüler aber nicht. Wenn die morgens zur Schule heizen, fahren die gerade aus und ignorieren den Bogen."

Weitere Bäume stehen aus anderem Grund auf der Kippe. Zum Beispiel, weil sie sich in einem befriedigenden bis ausreichenden Zustand befinden. „Diese Bäume werden auf Dauer so nicht stehen bleiben können. Hinzu kommt, dass wir bei Erneuerung der Straße 60 bis 80 Zentimeter tief in den Boden müssen. Damit stoßen wir auf das Wurzelwerk der Bäume. Daraus ergibt sich, dass wir 48 Bäume wegmachen müssen", sagt Peter Böhm, der nach dem Machtwort des Bürgermeisters umdenken muss. "Wir haben nach Varianten gesucht, bei denen die wenigsten Bäume wegkommen."

Neuer Spielraum ohne Kasernenmauer

„Wir planen neu", sagt der Baudezernent, der Ende August ein Gespräch mit der Denkmalschutzbehörde in Münster hat. „Ich werde fragen, ob die Mauer entfernt werden kann. Wenn die Mauer wegkommen könnte, dann hätten wir neuen Spielraum. Trotzdem müssten 25 bis 30 Bäume weg."

Alternativ dazu würden weitere Varianten geprüft. Etwa, dass die an der Vlothoer Straße stehenden Bäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden. Oder, dass die Bäume stehen bleiben und der Fuß- und Radweg auf das Kasernen-Gelände verlegt wird. Vorausgesetzt, der Kasernenzaun verschwindet.

Wobei der städtische Spitzenbeamte eine zusätzliche Möglichkeit nicht ausschließt. „Die letzte Variante ist, dass wir gar nichts machen", sagt Peter Böhm.

Kommentar der Redaktion

Der Schutz des Denkmals

Peter Steinert

Die Stadt ist die untere Denkmalbehörde. Wenn es bei unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden/Objekten (Beispiel Kasernen-Mauer) in irgendeiner Weise zu Veränderungen kommen soll oder über eine Veränderung nachgedacht wird, muss sich die Stadt zuvor mit der Fachbehörde in Münster (LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen) ins Benehmen setzen. Man spricht dann miteinander, spielt unter Umständen Varianten durch. Im besten Fall kommt es zu einer ähnlichen Auffassung/Entscheidung.

Der Kreis Herford hat als obere Denkmalbehörde die Fachaufsicht.