Herford

Knappe Mehrheit für den Kauf eines großen Areals der Hammersmith-Kaserne

Ratssitzung: Mehrheit spricht sich für den Kauf eines 26.000 Quadratmeter großen Areals der früheren Hammersmith-Kaserne und den Umbau von drei Wohnblocks aus

Hammersmith: Die Gebäudestruktur der ehemaligen britischen Kaserne an der Vlothoer Straße. | © Grafik: Architekturbüro R. Cziesla

Peter Steinert
30.01.2019 | 30.01.2019, 09:50

Herford. Über nichts Geringeres als die Zukunft des Bildungscampus auf dem Stiftberg debattierte der  Herford Stadtrat. Denn noch leben 340 der 500 Studierenden der Fachhochschule für Finanzen (FHF) in Containern. Dieser Übergang soll sich spätestens 2020 erledigt haben, weil dann der FHF-Nachwuchs in ehemaligen Gebäuden der Hammersmith-Kaserne unterkommen soll.

Eine knappe Ratsmehrheit von SPD, Grünen und Bürgern für Herford sprach sich am späten Abend für den Kauf des 26.000 Quadratmeter großen Areals und eine von der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEH) bevorzugte Variante aus, wonach drei an der Vlothoer Straße gelegene Gebäude (2, 3 und 4) umgebaut werden und statt des derzeitigen Dachs eine zusätzliche Etage sowie ein weiteres Staffelgeschoss erhalten sollen. Dazu müssen die ehemaligen Kasernen-Blocks der Briten nach den Bauvorschriften schadstoffsaniert, mit bodentiefen Fenstern versehen und ihre Fassaden gedämmt werden.

Wobei die Gesamtsumme von 38 Millionen Euro den Kauf und den Umbau, 700.000 Euro pro Gebäude für eine sogenannte „Sicherheitsposition" bei eventuellen Nachbesserungen sowie den Abriss der nicht benötigten Gebäude (2,3 Millionen Euro) beinhaltet. Block 1 spielt beim Umbau keine Rolle mehr. Die frei werdenden Flächen der Gebäude 1, 5 und 10 sollen später vermarktet werden.

Neubauten kommen nicht in Betracht obwohl das Eckhard Klemens (FDP) als deutlich günstige Variante ins Spiel gebracht hatte. Die Appartements müssen im September 2020 bezugsfertig sein. Daran hängt auch die Verlängerung des derzeit bis 2027 laufenden Vertrags mit der FHF. Die Variante mit Voll- und Staffelgeschoss verschafft der SEH zudem einen zeitlichen Vorteil: Sie sei zwei bis drei Monate schneller zu realisieren.

Wolfgang Rußkamp äußerte sich für die CDU ablehnend. „Die Vertragslaufzeit mit der FHF ist viel zu kurz. Städtebaulich haben wir für die Hammersmith-Kaserne immer eine hochwertige private Bebauung favorisiert, das rückt mit dieser Entscheidung in weite Ferne. Zudem sind die Risiken einer Nachnutzung sehr hoch. Ferner liegt bis heute kein Schadstoffgutachten vor.

Und alles geschieht nur unter Zeitdruck, das hat schon viel Vertrauen zerstört und zu Korrekturen in Millionenhöhe geführt. Darum sprechen wir von einem Millionengrab", so der CDU-Fraktions-Chef.

Die Ratsfraktion der Grünen stellte sich dagegen hinter den Vorschlag der SEH, da er städtebaulich vertretbar sei. „Die Gebäude werden sich in der Höhe nicht wesentlich von der gegenüberliegenden Seite mit den Blocks der ehemaligen Wentworth-Kaserne unterscheiden. Außerdem ist das die wirtschaftlichere Lösung, weil wir vier Millionen Euro einsparen", so Herbert Even.

Zustimmend äußerte sich ebenfalls Horst Heining (SPD): „Die FHF hat in einem zweiten Schritt ein längerfristiges Bleiben in Herford signalisiert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und darum geht es heute unter anderem. Der Großteil der Studierenden ist im Augenblick in Containern untergebracht, was nur eine Übergangslösung sein kann und soll. Wir müssen also für dauerhafte Quartiere sorgen, wenn die FHF bleiben soll.

Dazu ist es jetzt nötig, die entsprechenden Gebäude möglichst bald zu kaufen und umzubauen, um den ambitionierten Zeitplan bis zur Fertigstellung im Sommer 2020 umsetzen zu können. Der vorliegende Plan der SEH stößt dabei auf unsere Zustimmung."

Die Studierenden der FHF werden die gestrigen Entscheidung des Herforder Rates positiv zur Kenntnis nehmen. Zwar sollen die zur Verfügung gestellten Wohncontainer auf dem Gelände der einstigen Wentworth-Kaserne gemütlich sein, hellhörig seien sie aber auch. Probleme bereite zudem die Heizung. „Entweder Sauna oder Kältekammer", so die weniger positive Erfahrung einer Studentin.