Tödlicher Unfall: 21-Jähriger aus Enger filmte sich nach Kollision

Enger/Osnabrück. Das Landgericht Osnabrück hat einen 21-jährigen Mann aus Enger zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung verurteilt. Damit bestätigte die Jugendkammer das Urteil des Amtsgerichts Osnabrück aus dem März dieses Jahres. In der Berufung vor dem Landgericht ging es nicht mehr um die Frage, ob die Verurteilung des jungen Mannes wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge korrekt war. Der damals 20-Jährige hatte bereits in erster Instanz gestanden und die volle Verantwortung für den Tod der 63-Jährigen übernommen. Verteidiger Frank Otten beschränkte die Berufung auf den Rechtsfolgenausspruch, wie es Juristen ausdrücken. Heißt vereinfacht gesagt: Es ging nur noch um die Strafhöhe. Schon vor dem Amtsgericht hatte Otten dazu erklärt, dass es im Gerichtsbezirk Osnabrück völlig unüblich sei, jemanden wegen fahrlässiger Tötung in den Knast zu schicken. Angeklagter und Beifahrer filmten sich nach Zusammenstoß Die Vorwürfe gegen seinen Mandanten wogen allerdings schwer. Am Morgen des 4. Februar saß er am Steuer eines Audi, neben ihm sein Kollege und Besitzer des Wagens. Beide hatten am Abend zuvor in einem Club gefeiert und getrunken. &bdquo;Wir haben drei bis vier Stunden geschlafen“, sagte der Angeklagte vor dem Landgericht. Auf dem Heimweg nach Enger rasten die beiden mit bis zu 200 km/h über die Icker Landstraße (L87). Auf Höhe einiger Erdbeerfelder kam es dann bei maximal 130 km/h, wie ein Sachverständiger in erster Instanz feststellte, zu dem furchtbaren Unfall. .responsive23-ZUVGDQL7kPZ08eBn-map-icker-landstrasse { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ZUVGDQL7kPZ08eBn-map-icker-landstrasse { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ZUVGDQL7kPZ08eBn-map-icker-landstrasse { padding-top: 142.86%; } } Das Auto des Angeklagten kam in einer Kurve von der Fahrbahn ab und kollidierte frontal mit dem Nissan der Frau aus Belm. Während der Angeklagte und sein Beifahrer leicht blutend aus dem Wagen stiegen, starb die 63-Jährige in ihrem deutlich kleineren Nissan noch am Unfallort. Fahrer filmten sich – anstelle der Frau zu helfen Der Angeklagte hatte zum Tatzeitpunkt etwa 0,8 Promille im Blut. Während der Fahrt hatte er seinen Tacho gefilmt, auch nach dem Unfall filmten sich die beiden jungen Männer selbst, statt sich um die Frau zu kümmern, mit deren Wagen sie gerade kollidiert waren. Zum Hintergrund: 63-Jährige verstorben: Gerichtsurteil für jungen Mann aus Enger nach tödlichem Autorennen Noch stärker als bereits vor dem Amtsgericht engagierte sich nun in der Berufung Carl Wippermann von der Jugendgerichtshilfe im Kreis Herford für den Angeklagten. Zur Einordnung: Bei Prozessen gegen Jugendliche und Heranwachsende ist die Jugendgerichtshilfe immer vertreten. &bdquo;Ich halte eine Bewährungsstrafe für angemessen“, sagte Wippermann. &bdquo;Er hat aus dieser Sache seine Lektion gelernt, und ich sehe bei ihm auch keine Verrohung.“ Der junge Mann, der mit 14 das Elternhaus in Rumänien verlassen und in ganz Europa gearbeitet hat, erschien in Wippermanns Darstellung als verletzlicher Mensch, der Probleme hat, seine Gefühle zu äußern. &bdquo;Ich sehe die Gefahr, dass jemand wie er in so einer Haftanstalt zum Opfer wird oder sich grundsätzlich negativ entwickelt.“ Verteidiger findet Bewährungsstrafe ausreichend Unterstützung bekam er naturgemäß von Verteidiger Frank Otten. &bdquo;Hier sitzt ein junger Mann, der im Grunde seines Herzens noch ein kleines Kind ist.“ Otten sagte, eine Verurteilung nach Jugendstrafrecht – nicht nach Erwachsenenstrafrecht – sei bei seinem Mandanten im Grunde zwingend und eine Bewährungsstrafe völlig ausreichend. &bdquo;Er wird in Zukunft mit Sicherheit ein vorsichtiger Autofahrer sein.“ Zum Urteils-Artikel: 63-Jährige verstorben: Gerichtsurteil für jungen Mann aus Enger nach tödlichem Autorennen Der Vertreter der Staatsanwaltschaft, die ebenfalls Berufung eingelegt hatte, sah das völlig anders. Seiner Meinung nach hatte der Angeklagte durch die deutlich überhöhte Geschwindigkeit, den Alkoholkonsum und das Filmen eine fahrlässige Tötung begangen, die weit mehr als das übliche Augenblicksversagen war. Im Übrigen erkenne er keine Reifeverzögerung, weshalb der 21-Jährige nach Erwachsenenstrafrecht zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt werden solle. Nach einer knapp einstündigen Unterbrechung verwarf die Kammer die Berufung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung und folgte dem Urteil der ersten Instanz. &bdquo;Wegen der Schwere der Schuld kommt nur eine Jugendstrafe in Betracht“, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Willinghöfer. Zur Erklärung: Die Jugendstrafe ist im Jugendstrafrecht die Entsprechung der Haftstrafe im Erwachsenenstrafrecht. Und während der Angeklagte im Erwachsenenstrafrecht nach der Berufung noch die Chance hätte, in Revision zu gehen, ist das im Jugendstrafrecht nicht möglich. Der 21-Jährige muss also in den nächsten Monaten seine Strafe in einer Jugendanstalt antreten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen