„Er hat zwei Leben auf dem Gewissen“: Hinterbliebene konfrontiert Engeraner nach Todesfahrt

Enger/Osnabrück. Ein Zusammenstoß mit dem Audi eines Mannes aus Enger kostete eine 63-Jährige aus der Nähe von Osnabrück das Leben. Die Schwester der Getöteten sagt, der Unfall habe noch ein weiteres Leben gekostet. Als die Verhandlung gegen den 20-jährigen Mann für die Beratung des Gerichts unterbrochen ist, geht Ira Brack zu Verteidiger Frank Otten. &bdquo;Zwei Leben – er hat zwei Leben auf dem Gewissen“, sagt die Schwester der Getöteten unter Tränen. &bdquo;Und Sie wollen auch noch Bewährung!“ Frank Otten hört sich die Vorhaltungen ruhig an und sagt später: &bdquo;Ich kann die Frau schon verstehen.“Vor dem Saal sitzt währenddessen der 20-jährige Angeklagte, den Kopf in den Händen vergraben. Im Februar vergangenen Jahres, als er auf einer Landstraße in Belm bei Osnabrück betrunken auf die Gegenfahrbahn geriet, machte der Mann aus Enger einen verheerenden Fehler. In seiner Einlassung, die Verteidiger Otten für ihn vortrug, und in seiner Körpersprache vermittelte der Angeklagte den Eindruck, dass er sich dessen bewusst ist. Sohn der Frau aus Belm stirbt sechs Tage später Die Tragödie ist allerdings noch größer, als sie sich in der Verhandlung darstellte. Sechs Tage nach dem tödlichen Unfall starb der 36-jährige Sohn der Frau aus Belm. Und nicht nur Ira Brack, sondern ihre ganze Familie macht den 20-Jährigen aus Enger dafür verantwortlich. &bdquo;Er hat auf seine Mutter gewartet“, sagt Ina Brack über ihren Neffen. &bdquo;Er hat auf sie gewartet, aber sie ist nie gekommen.“ Ihr Neffe hatte eine schwere körperliche Behinderung, er arbeitete in der Wallenhorster Werkstatt der Heilpädagogischen Hilfe und lebte in einem Heim für Menschen mit Behinderung. Am Tag vor ihrem tödlichen Unfall kamen Ira Brack und ihr Mann Theodor aus dem emsländischen Spelle nach Belm, um ihre Schwester zu besuchen. Die Schwestern gingen in Osnabrück shoppen, abends saß die Familie zusammen beim Essen, als das Telefon klingelte. Lesen Sie auch: Engeraner nach Todesfahrt mit 199 km/h vor Gericht So verlief der Abend vor dem Unfall &bdquo;Ihr Sohn war dran und hat gesagt, dass er eine Woche Urlaub hat“, sagt Ira Brack. &bdquo;Richtig gut sprechen konnte er nicht, ein Betreuer hat ihn dabei unterstützt. Und er meinte, wenn sie will, dann kann sie ihren Sohn gerne ab jetzt abholen.“ Theodor Brack sagt, er habe seiner Schwägerin vorgeschlagen, dass sie zusammen losfahren. Doch die 63-Jährige habe abgelehnt. &bdquo;Sie hat gesagt, wir sehen uns so selten, wir wollen noch den Abend gemeinsam verbringen.“ Wäre sie dem Vorschlag gefolgt, würde sie heute noch leben, sagt Theodor Brack. Am nächsten Morgen starb die 63-Jährige auf dem Weg zu ihrem Sohn auf der Icker Landstraße. &bdquo;Wir haben es ihm nicht gesagt. Wir wussten einfach nicht, wie wir es ihm hätten sagen sollen“, erklärt Ira Brack unter Tränen. .responsive23-DO9bmhRJL0ty3YgA-map-icker-landstrasse { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-DO9bmhRJL0ty3YgA-map-icker-landstrasse { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-DO9bmhRJL0ty3YgA-map-icker-landstrasse { padding-top: 142.86%; } } Sohn soll an Herztod verstorben sein Sechs Tage später sei der 36-Jährige plötzlich gestorben. War er, abgesehen von seiner Behinderung, schon vorher krank? &bdquo;Nein“, sagt Ira Brack. &bdquo;Er hatte immer etwas mit den Knochen, aber er soll an einem Herztod gestorben sein.“ In der ersten Sitzung des Verfahrens rief in einer Verhandlungspause auch der ältere Sohn der Getöteten, dass der 20-Jährige zwei Menschenleben auf dem Gewissen habe. In der zweiten Sitzung sind nur die Bracks da. &bdquo;Alle anderen mussten arbeiten“, sagt Ira. Nach dem Tod seines Bruders habe der ältere Sohn den Bestattungsunternehmer angerufen und gebeten, die Trauerfeiern zusammenzulegen. &bdquo;Er hat gesagt, dass er zwei Beerdigungen hintereinander seelisch nicht schafft“, sagt Ira Brack. &bdquo;Wir waren sieben Schwestern. Jetzt sind wir nur noch sechs. Und ein Sohn fehlt auch noch.“ 63-Jährige verstorben: Gerichtsurteil für jungen Mann aus Enger nach tödlichem Autorennen Urteil des Gerichts noch nicht rechtskräftig Das Amtsgericht Osnabrück hat den 20-Jährigen aus Enger wegen fahrlässiger Tötung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Entscheidung ist allerdings nicht rechtskräftig, Verteidiger Frank Otten hat bereits angekündigt, in Berufung zu gehen.Der Tod des 36-jährigen Sohnes wird für den Verurteilten keine Konsequenzen haben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen