Alle paar Stunden füttern: Landwirt aus dem Kreis Herford rettet Lämmchen vor dem Hungertod

Enger. Hof und Garten der Eheleute Möller an der Wertherstraße sind ein einziges Idyll. Vor allem &bdquo;nach hinten raus.“ Eine genauere Beschreibung wäre schon eine Geschichte für sich. In dieser hier soll es aber um Schafe gehen. Noch etwas konkreter: um ein Lamm namens &bdquo;Lämmchen“. Das junge Tier wäre sehr schnell gestorben, wenn Henning Möller nach zwei Tagen nicht bemerkt hätte, dass etwas nicht stimmte. Also zog er das Tier von Hand auf. Nun sieht es sogar so aus, als könnte das Tier deutlich älter werden als die meisten anderen Schafe auf dem Hof Möller. Es ist kurz vor drei am Nachmittag, und im Garten der Möllers ist ein lautes Blöken zu vernehmen. &bdquo;Das ist Lämmchen“, sagt Möller und lacht. &bdquo;Es ist Zeit für die Flasche. Wenn die nicht pünktlich kommt, wird so lange geblökt, bis es was gibt.“ Kaum sind Ziehvater und Flasche in Sichtweite, kommt ein flauschiges braunes Lamm angelaufen – und kaum ist die Flasche mit der Milch angesetzt, ist sie auch schon wieder alle. &bdquo;Die längste Zeit hat es gedauert“, sagt Möller und streichelt seinem Schützling über den Kopf. &bdquo;Lämmchen kann jetzt auch schon selber fressen.“ Ein kurzer Rückblick: Am 28. April bringt ein Hausschaf der Rasse &bdquo;Coburger Fuchs“ an der Wertherstraße Zwillinge zur Welt. &bdquo;Durchaus keine Seltenheit“, sagt Henning Möller, der den Hof seit vielen Jahren gemeinsam mit seiner Frau im Nebenerwerb führt. Im Hauptberuf ist Möller Lehrer. Lesen Sie auch: Kartoffeln ausgraben: Auf diesem Hof in Enger kann alles selbst geerntet werden Eine Zitze ist verstopft - was tun? Nach Lämmchens Geburt läuft zunächst alles normal. Das Muttertier nimmt beide Lämmer gut an, leckt sie trocken und beginnt auch, beide zu säugen. Aber schon nach zwei Tagen fällt Henning Möller auf, dass etwas nicht stimmt: Eines der Lämmer scheint schwächer zu sein als das andere. Es will auch nicht so recht wachsen und schreit viel. Eine genauere Kontrolle bringt Klarheit: Eine von zwei Zitzen des Mutterschafs scheint - warum auch immer - verstopft oder blockiert zu sein. So kann nur eines der beiden Lämmer richtig trinken. &bdquo;So etwas kommt hin und wieder vor“, sagt Möller. &bdquo;Darum habe ich immer etwas Schafsmilch-Pulver auf Vorrat.“ Möller macht das schwächere Lamm kurzerhand zum Flaschenkind. Ab sofort wird alle paar Stunden gefüttert - Tag und Nacht. Das Lamm hat mit der künstlichen Ernährung durch einen Menschen kein Problem. Intuitiv und ohne sich viele Gedanken zu machen, nennt Möller seinen Schützling &bdquo;Lämmchen“. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Widu - Dein Kleinstadtmagazin (@wirsindwidu) Lämmchen ist längst über den Berg Wochen später sind die beiden ein eingespieltes Team. Möller muss jetzt auch nur noch ein paarmal am Tag zur Flasche greifen. Lämmchen ist längst über den Berg, ist zu einem kräftigen und gesunden Tier geworden und tut sich regelmäßig am saftigen Grün seiner Weide gütlich. &bdquo;In ein paar Tagen braucht es gar keine Milch mehr“, sagt Möller und freut sich. Interessant: Von der Geburt bis zum heutigen Tag ist die Schafsmutter ein fürsorgliches Tier geblieben, auch wenn es Lämmchen nicht säugen konnte. &bdquo;Sie hat sich weiterhin liebevoll um beide Lämmer gekümmert“, erzählt Möller. Sie warte sogar mit dem Weidegang, bis Lämmchen mit dem Trinken fertig sei. Natürlich sei ihm Lämmchen in den vergangenen Wochen noch mehr ans Herz gewachsen als die anderen Tiere auf seinem Hof. Trotzdem hatte es lange Zeit so ausgesehen, als blühe ihm kein anderes Schicksal als den übrigen Tieren: Im Alter von gut einem halben Jahr und mit einem Gewicht von etwa 50 Kilo sollte Lämmchen - wie alle anderen Jungschafe auch - geschlachtet werden. So sei nun mal der Kreislauf auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, der sich (unter anderem) der Produktion von Fleisch verschreibe, erklärt Möller und zuckt mit den Schultern. Eine Geschichte mit Happy End? Und nun? Wieso könnte Lämmchen diesem Schicksal jetzt doch entgehen? Henning Möller lächelt. &bdquo;Über die sozialen Medien ist der Fall einigermaßen bekannt geworden. Es regt sich gewisser Widerstand. Es hat sogar Angebote für Patenschaften gegeben“, erzählt er. Ob er sich darauf einlässt, sei dahingestellt. Solche Geschichten seien für einen Landwirt immer etwas zweischneidig. Aber möglicherweise, so Henning Möller, verwende er sein Flaschenkind demnächst zur Weiterzucht. Als Mutterschaf. Dann wären Lämmchen noch viele weitere Jahre auf dem idyllischen Hof Möller an der Wertherstraße beschieden. Lesen Sie auch: Enkel (23) reaktiviert den Hof seines Großvaters in Spenge

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