Das nachhaltigste Gebäude in OWL steht in Enger

Enger. Nachhaltiges Bauen und Wohnen - was heißt das eigentlich? Dass kein Öl oder Gas in der Heizung verbrannt wird, dass die Wärmedämmung stimmt, dass das Bauholz aus nachhaltigem Anbau kommt, dass Photovoltaik-Panels auf dem Dach für Strom sorgen? Und wenn es dann abgerissen wird, kommt der nutzlose Bauschutt auf die Halde. Mit diesem Gedanken mag sich Klaus Bockermann, Chef der Unternehmensgruppe Bockermann Fritze, nicht anfreunden. Also geht sein Unternehmen &bdquo;BF-Designhaus“ neue Wege. Nachhaltigere. In Pödinghausen stellt das Unternehmen jetzt ein Haus mit 13 Eigentumswohnungen von 64 bis 101 Quadratmeter Größe vor, das in Sachen Energieeffizienz und Klimaneutralität, Ressourcenschonung durch nachwachsende Rohstoffe, umweltfreundliche Materialien und mit seinem geringen Flächenverbrauch vorbildlich ist. Kurz: Das erste Gebäude dieser Art in Ostwestfalen-Lippe, das das Nachhaltigkeitszertifikat &bdquo;Gold“ der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) bekommt. Mieten, Bauen, Wohnen: Hier entstehen neue Wohngebiete im Kreis Herford Kosten sollen auf Dauer geringer sein Bei einem aufwendigen Zertifizierungsprozess bewertet die DGNB die Bereiche Ökologie, Ökonomie, Prozess, Soziokultur, Funktion, Technik und Standort. Das Gebäude steht an der Jöllenbecker Straße 221. Es trägt den Namen Granum Aureum. &bdquo;Goldfarbenes Getreide“ übersetzt Bockermann, denn: &bdquo;Bis in die 60er Jahre wurde diese Fläche auf dem Höhenzug landwirtschaftlich genutzt“. Diese neue Art des Bauens sei sicherlich kostenintensiver als die bisherige. Das räumt Bockermann ein. Doch aufgrund der größeren Nachhaltigkeit würden die Bau- und Betriebskosten unterm Strich irgendwann geringer sein. Zudem nutzt BF-Designhaus das Projekt auch als Basis zum Sammeln mannigfaltiger Erfahrungen: mit Rohstoffen, mit Bauvorschriften, in Sachen Wärmeplanung und natürlich auch als Basis für eine langfristig angelegte Zusammenarbeit mit den Handwerksbetrieben. Bockermann: &bdquo;Auf Dauer sollen die Kosten geringer sein als bisher.“ Zudem haben die BF-Designhaus-Mitarbeiter und die zahlreichen Handwerker und Materialbeschaffer alle aus dem Projekt gelernt. Geschäftsführer Matthäus Biro erläutert, dass weitere nachhaltige Projekte geplant seien. Und sei es, um das Erlernte umzusetzen - und dann kosteneffektiver auf hohem Niveau arbeiten zu können. Landrat gratuliert zum Projekt Die Gäste zur Projektvorstellung, BF-Mitarbeiter, Handwerker und Planer, und auch Landrat Jürgen Müller und Bürgermeister Thomas Meyer sind voll des Lobes. &bdquo;Glückwunsch“, sagt der Landrat. &bdquo;Chapeau für so viel Mut und Konsequenz“. Er sieht auch das finanzielle Engagement. &bdquo;Mit fünf Millionen Euro“ beziffert Bockermann das Investment. Müller bewertet das umgesetzte Vorhaben umso höher: &bdquo;In der Politik sind wir mit Worten schnell dabei. Aber nicht mit der Umsetzung.“ In Pödinghausen sieht er ein Beispiel fürs Machen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Kreis und der Verwaltung sei prima gelaufen. Thomas Meyer erklärt: &bdquo;Hier geht es nicht ums kurzfristige Denken. Hier geht es um Nachhaltigkeit. Ich bin froh, dass wir in Pödinghausen so ein Objekt haben. Bockermann Fritze zeigt hier seine Innovationsfreude. Das ist für Enger elementar wichtig. Und das spricht für die engagierten Mitarbeiter.“ Bauingenieurin Sabine Schleicher hat als DGNB-Auditorin des Unternehmens &bdquo;Gost + Partner baumanagement“ das Projekt über zwei Jahre begleitet. Am Montag, 5. Mai, dem Tag der öffentlichen Vorstellung des Gebäudes, ging sie auf das Datum ein: &bdquo;Seit zwei Tagen verbrauchen wir Ressourcen, über die wir gar nicht mehr verfügen.“ Denn am Samstag, 3. Mai, war in Deutschland der &bdquo;Earth Overshoot Day“. Der Tag der Erdüberlastung, an dem alle natürlich Ressourcen, die bei nachhaltiger Nutzung für dieses Jahr bereitstehen, bereits aufgebraucht sind. Lesen Sie auch: Beliebter Wohnort im Kreis Herford: Warum Enger so attraktiv ist Wohnungen von Sonnenlicht durchflutet Deshalb sei ein ökologisches, ökonomisches, aber auch soziokulturelles Bauwesen besonders wertvoll und unerlässlich. Bereits in der Planungsphase werden dabei die langjährige Nutzung und auch der Abriss mit angedacht. Bockermann: &bdquo;Schon bei der Planung haben wir darüber nachgedacht, mit welchem Strom unsere Rechner betrieben werden; mit Kohlestrom oder erneuerbarem.“ Die Auditorin erwähnte aber auch, dass möglichst viele schadstofffreie Materialien verbaut worden sind. &bdquo;Mit der Innenraumluftqualität liegen wir weit unter den Grenzwerten. Besonders wichtig, da wir uns 80 Prozent des Tages in Gebäuden aufhalten.“ In den Fluren liegen Steine aus Jura-Marmor aus dem Altmühltal in Franken, die Wohnungen sind mit einem speziellen bindemittelfreien Holzwerkstoff ausgelegt, sie sind besonders hell und mit Glastüren ausgestattet, damit das Licht von außen die künstliche Beleuchtung so lange als möglich obsolet macht. Die zentrale Wärmepumpenheizung mit Pufferspeicher wird mit Sonnenstrom betrieben. Und mittels einer speziellen Lüftung in jedem Raum bleibt trotz frischer Luft der Wärmeverlust mit 14 Prozent minimal. Auch interessant: Immobilien im Kreis Herford 2025: Preistrends und Kaufverhalten im Detail analysiert Kunststoffplanen nicht fest verklebt Und wenn das Gebäude irgendwann einmal abgerissen werden sollte, dann wird die Müll-Materialtrennung einfacher, weil beispielsweise viele Holzkonstruktionen nicht mit Kunststoffplanen fest verklebt sind. Dass auf dem Dach und im Staffelgeschoss großzügige Grünflächen angelegt sind, und dass es für sechs Stellplätze Ladevorrichtungen für Elektroautos und natürlich einige Ladevorrichtungen für E-Bikes gibt, erscheint da schon selbstverständlich. Nachhaltigkeit pur eben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen