Erfolgreiches Ingenieursbüro

Wenn Milliarden fließen: Wie ein Unternehmen aus Enger Deutschlands Infrastruktur mitplant

Ein Blick hinter die Kulissen des Engeraner Unternehmens Bockermann Fritze mit 35 Millionen Euro Umsatz.

Ein Mann - drei Unternehmen. Klaus Bockermann, seine Geschäftsführerkollegen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für großes Know-How in Sachen Planung. | © Andreas Sundermeier

Andreas Sundermeier
07.06.2025 | 07.06.2025, 14:01

Enger. Hunderte von Milliarden Euro will die Bundesregierung in den nächsten Jahren in den Bereich Infrastruktur investieren. Geld, das dafür sorgen soll, dass die Straßen wieder fit gemacht, dass marode Brücken wieder nutzbar werden, dass Menschen sich in ihrem Umfeld wohlfühlen. Maßnahmen für bürgerfreundlichen öffentlichen Personennahverkehr und gute Radwege. Ein Teil des Geldes wird voraussichtlich in der Widukindstadt landen. Denn: Alles das muss geplant werden. Und da gibt es ein Unternehmen, das deutschlandweit und auch in Europa sehr aktiv ist: Bockermann Fritze.

Dieser Name steht synonym für den Begriff Planung. An der Dieselstraße in Enger und in den Niederlassungen Rhein-Ruhr in Bottrop, Berlin-Brandenburg in Potsdam und München, Frankfurt/Main und Bremen sind Ingenieure tätig und Bauzeichner. In dem Unternehmen mit 35 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr arbeiten Architekten und Ingenieure, die sich mit dem Bereich Weiterentwicklung eines Quartiers oder der Überprüfung von Bauwerken und jährlich 3.000 Brücken beschäftigen. Spezialisten, die die Wünsche von Logistikunternehmen oder auch des Einzelhandels mit entwickeln, nachfragen, ansiedeln und dann bis zur Schlüsselübergabe begleiten. Wenn es bei Projekten bundesweit und auch über die deutschen Grenzen hinaus um Bauen, Umsetzen, Realisieren oder Prüfen geht, steht der Name der Engeraner Spezialisten oft mit auf der Vergabeliste.

Das resultiert einerseits aus dem großen Erfahrungsschatz, andererseits aber auch aus dem Ansatz, sich stetig weiterzuentwickeln. Auch die Zahl der Angestellten steigt stetig: Mittlerweile liegt sie bei knapp 300. Und das Unternehmen expandiert weiter.

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„Wir stellen jeden ein, der sich bei uns bewirbt und gut ist“

Das Angebot an Fachleuten auf dem Arbeitsmarkt in diesem Bereich ist eher überschaubar. Bockermanns Credo: „Wir stellen jeden ein, der sich bei uns bewirbt und gut ist.“

Zudem bildet das Unternehmen selbst vermehrt aus. Christian Barndt kommt aus Bielefeld. Mit Mathe und Physik als Leistungsfächer im Abitur absolvierte er ein Schulpraktikum beim Engeraner Unternehmen. „Und das passte gut“, sagt er.

Jetzt steht der 21-Jährige nach einem dualen Studium bei BF und der Technischen Hochschule OWL in Detmold vor dem Bachelor-Titel im Bauingenieur-Wesen. Danach soll das Masterstudium an der Hochschule Hannover folgen. Wo er sich in vier Jahren sieht? „Natürlich hier“, sagt er. Sein Chef Klaus Bockermann schmunzelt derweil zufrieden. „Prima.“

Christian Barndt absolviert derzeit ein duales Studium und strebt eine Festanstellung im Hause BF an. - © Andreas Sundermeier
Christian Barndt absolviert derzeit ein duales Studium und strebt eine Festanstellung im Hause BF an. | © Andreas Sundermeier

Das Unternehmen scheint partiell ein Platz für Durchstarter: Marwah Alqurmo kam 2016 mit ihrer Familie aus dem Irak. Sie ging zur Schule, lernte schnell Deutsch und hat bald die Ausbildung zur Bauzeichnerin bei BF abgeschlossen. Ihr Ziel: Architektur studieren. Wo sie als Realschulabsolventin ihr Fachabi ablegen kann, ist schon klar. Wo sie studiert, noch nicht. Aber sicher wird sie sich nach dem Studium auch an ihre Zeit der Ausbildung denken. Und sich vielleicht in Enger bewerben.

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Beim Rundgang durch die Unternehmenszentrale wird klar: Hier arbeiten viele junge Menschen. Das Durchschnittsalter liegt derzeit bei 36 Jahren. Es gibt viel zu tun. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich für ganzheitliche Systemlösungen im Bereich Infrastrukturplanung und schlüsselfertiger Bauleistungen für Logistik, Gewerbe sowie im Wohnungsbau für die öffentlichen sowie privaten Auftraggebenden, Kundinnen und Kunden.

Drei Geschäftsbereiche mit vielen Schnittstellen

Auf drei Etagen arbeiten die Angestellten in Enger in drei Bereichen: „bf ingenieurConsult“, „bf planforbuildING“ und „bf DesignHaus“. Ingenieure treffen dort also auf Bau-Logistiker und Architekten. Und auf viele Menschen mit weiteren Expertisen. „Durch so viel Kompetenz im Haus sind die Schnittstellen gering“, sagt Matthias Kruse, Prokurist der Logistikplanung.

Er beschreibt eine typische Planung: Ein potenzieller Kunde aus der Logistikbranche suchte einen neuen Umschlagplatz. Die Engeraner Planer sehen sich mögliche Standorte an, nehmen Gespräche mit der Verwaltung und der Politik in der Kommune auf, bringen ihre eigenen Makler ins Spiel, planen das Gebäude und Gebiet in Abstimmung mit dem Kunden, haben schon im Vorfeld die Verkehrsströme untersucht und berechnet, führen die Bauaufsicht und übergeben das Projekt dann schlüsselfertig.

Marwah Alqurmo lernt Bauzeichnerin und möchte Architektur studieren. Ihr schaut Prokurist Matthias Kruse über die Schulter. - © Andreas Sundermeier
Marwah Alqurmo lernt Bauzeichnerin und möchte Architektur studieren. Ihr schaut Prokurist Matthias Kruse über die Schulter. | © Andreas Sundermeier

Bockermann: „Bei der Grundstückssuche ist die Konversion, also die Nachnutzung von Flächen und Gebäuden, unsere erste Wahl. Erst wenn da nichts verfügbar ist, wandeln wir Flächen um, bauen Gebäude um und erst dann geht es in Richtung Neuentwicklung auf der Grünen Wiese.“

Oder aber: Bockermann Fritze hat den Auftrag, den Busverkehr am Herforder Bahnhof neu zu planen. Ähnlich, wie es das Büro für den Busbahnhof in Minden mit seinen 32 Bushalteplätzen bereits gemacht hat.

Oder aber: Bockermann Fritze plant ein nachhaltiges Wohnhaus für 13 Parteien in Enger-Pödinghausen. Das hat jüngst als einziges seiner Art in OWL das Nachhaltigkeitszertifikat „Gold“ der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen verliehen bekommen. Geplant ist, diese Gebäude als Modell für zahlreiche weitere nachhaltige Bauten zu verwenden.

„Aktuell gibt es im Bauwesen 17.000 Din-Normen“

Das Engeraner Unternehmen mit seinen Standorten steht für Vielseitigkeit in Sachen Planung. Nicht nur in Zeiten womöglich ausreichender öffentlicher Mittel. Und da warnt Klaus Bockermann: „Es muss auch immer Unternehmen geben, die die Ausführung übernehmen. Vor 20, 30 Jahren gab es in dieser Gegend noch acht im Brückenbau-Unternehmen. Jetzt sind es nur noch zwei.“ Und er kritisiert die Anforderungen: „Aktuell gibt es im Bauwesen 17.000 Din-Normen. Wir müssen wieder mehr mit Augenmaß bauen. Und vor allen Dingen nicht stets die 120-prozentigen Lösungen anstreben.“

Er setzt auf Erfahrung, Machbarkeit und Vernunft. Und natürlich auf Wirtschaftlichkeit. Wobei er sagt, dass nicht das Gewinnstreben an erster Stelle stehe. Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Verantwortungsbewusstsein und ein intaktes Team mit motivierten und zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei ihm wichtiger.

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