Baumfällungen in Enger sorgen für Ärger - Stadt verteidigt die Pläne

Enger. Schon vor der Corona-Pandemie hat die Engeraner Politik geplant, die Innenstadt zeitgemäßer und attraktiver für Besucher zu machen. Ende 2023 wurde dann die Entwurfsplanung für den ersten Bauabschnitt - an der Renteistraße entlang - vom Stadtrat verabschiedet. In den vergangenen Wochen regte sich auf den Leserbrief-Seiten dieser Zeitung vor allem gegen einen Teil der Planung Widerstand: Für die Umgestaltung sollen an der Renteistraße 28 Bäume gefällt werden. In der jüngsten Ratssitzung nahm nun der Protest gegen Fällungen einen großen Teil der Sitzung ein. Das Thema stand an diesem Abend ohnehin auf der Agenda, weil der Rat noch einmal über die Entwurfsplanung abstimmen wollte. Doch schon bei der Einwohnerfragestunde wurde klar, dass Innenstadtumgestaltung für einige Engeraner ein Reizthema ist. &bdquo;Es ist für mich unvorstellbar, dass diese wunderbaren Bäume, die in einem fast versiegelten Umfeld gedeihen, gefällt werden sollen. Warum?“, fragte eine Besucherin. Insgesamt neun Anwohnerinnen und Anwohner waren an diesem Abend erschienen, um ihren Unmut über die geplanten Fällungen zu äußern. Eine andere Besucherin gab zu bedenken, dass sich durch die Fällungen die Luft in der Innenstadt zunächst verschlechtern würde. Eine dritte Besucherin fand dafür sehr drastische Worte: &bdquo;Nachher ist hier alles barrierefrei, aber die Kinder können nicht atmen.“ Lesen Sie auch: Wie einfach sind Bäume zu ersetzen? Bäume wurden vor 40 Jahren stiefmütterlich behandelt &bdquo;Niemand hat Interesse, Bäume aus der Innenstadt zu entfernen“, sagte Bürgermeister Thomas Meyer. Er erklärte noch einmal die Gründe für die Innenstadtsanierung: Diese sei nötig, weil die Widukindstadt einen über 40 Jahre alten Ausbaustand habe. Soll heißen: Seitdem ist an der Innenstadt nichts Größeres mehr gemacht worden. Weitere Aspekte bei der Beratung über die Pläne seien die zum Teil nicht vorhandene Barrierefreiheit und die Neuaufteilung des Verkehrsraums gewesen, sodass die Innenstadt zugänglicher für Fußgänger und Radfahrer werden soll. &bdquo;Aber man kann nicht alles gleichzeitig umsetzen“, sagte Meyer. Darüber hinaus seien die Bäume vor 40 Jahren eher stiefmütterlich in die Planung für die Innenstadt einbezogen worden. Sie hätten kaum Platz im Boden und seien deshalb &bdquo;nicht so vital und auf Dauer nicht so verkehrssicher“, so Meyer. Auf Anfrage der NW erklärt Fachbereichsleiter Clemens Hoffstätter auch noch einmal, dass rund 22 Bäume für die gefällten Bäume in der Innenstadt nachgepflanzt werden sollen. Für die restlichen Bäume soll an anderer Stelle Ersatz geschaffen werden. Die Diskussion kam anschließend erneut auf die Bäume, als sich der Abend dem eigentlichen Tagesordnungspunkt näherte. In einem ausführlichen Vortrag wendete sich dann Grünen-Ratsherr Harald Wurm an die besorgten Besucherinnen und Besucher. &bdquo;Wir machen das nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil uns die Innenstadt unter den Füßen wegbröckelt“, sagte Wurm. Wenn der Bauhof nicht regelmäßig Stellen ausbessern würde, wäre die Innenstadt für Autos gar nicht mehr befahrbar. Die Bäume werden &bdquo;nicht alt“ &bdquo;Viele Bäume stehen bewusst in einer ganz kleinen Betonfassung“, so Wurm weiter. Damit wollten die damaligen Stadtplaner möglichst viel Platz für Autos freihalten. Daher sähen die Bäume trotz ihres tatsächlichen Alters auch nicht so aus, als wären sie 40 Jahre alt. Anhand von Bildern legte Wurm auch dar, dass die Bäume unterirdisch zusätzlich von Rohren weiter eingeschränkt werden. &bdquo;Wenn die Bäume nicht jede Woche bewässert würden, wären die nicht mehr da“, sagt Wurm. Wurm prophezeit den jetzigen Bäumen, dass sie durch den Klimawandel &bdquo;nicht alt werden“. Deswegen sollen sie nun durch passendere Bäume ersetzt werden, denen auch mehr Raum zugestanden wird. Dass in der Innenstadt weniger neue Bäume gepflanzt würden, sei der Fall, &bdquo;weil die Bäume größer sind“, so Wurm. Sein Appell an die Besucherinnen und Besucher: &bdquo;Das Ganze ist nicht einfach schwarz-weiß.“ Im Anschluss betonten auch die anderen Fraktionen, dass die Entscheidung für die Fällung nicht willkürlich gefallen sei. &bdquo;Wir haben uns schon sehr intensiv mit den einzelnen Aspekten beschäftigt“, sagt FDP-Fraktionsvorsitz Norbert Busch. Zudem bot er den Zuhörern an, sich bei Fragen an die Parteien zu wenden. Lesen Sie auch: 12.000 Bäume im Blick - Er sorgt für gesunde Bäume Bäume sind ständig Thema &bdquo;Es gibt keine Ausschusssitzung, in der nicht über Bäume gesprochen wird“, sagte Philip Kleineberg (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtplanung. &bdquo;Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht und einen ganz guten Kompromiss gefunden“, versichert auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Jörg Pultermann. Auch die SPD sei immer ansprechbar. Das gelte auch für die Verwaltung, betonte Bürgermeister Thomas Meyer. Das Abstimmungsergebnis über die Entwurfsplanung für die Renteistraße fiel dann auch einstimmig für die bestehenden Pläne aus. Im Anschluss an den Tagesordnungspunkt verließen die Besucherinnen und Besucher den Ratssaal wieder.

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