Inge Nienhüser verlässt die Verwaltung in Enger

Enger. In Enger kennen sie viele. Als Ansprechpartnerin für Bauvorhaben. Als Fachfrau für Straßen und allem was daneben und darunter liegt. Oder auch als Expertin für Bäume, Sträucher oder Fragen des Artenschutzes. Wer demnächst vor dem Büro von Inge Nienhüser steht, wird sie dort nicht mehr antreffen. Denn die Nahezu-Universal-Auskunftgeberin der Stadt geht in den Ruhestand. Der große Vorteil dieser Veränderung: &bdquo;Ich brauche kein Zeitmanagement mehr.“ Nach 36 Jahren in der Verwaltung Enger genießt sie bald ein &bdquo;selbstbestimmtes Leben.“ Obwohl: Auch im Job sei sie &bdquo;froh und glücklich“ gewesen. Immer? &bdquo;Ich hatte hier sehr viele schöne Erlebnisse und bin dankbar, dass ich mit vielen wunderbaren Menschen zusammenarbeiten durfte. Die nicht so schönen Erinnerungen habe ich aktiv vergessen“, sagt sie. Und lächelt dabei ebenso aktiv. Inge Nienhüser ist ein humorvoller Mensch. Und ein von der Arbeit überzeugter. Sie bewies in ihrer Amtszeit stets eine große Sachkenntnis; und eben die Bereitschaft, zu lachen. &bdquo;Bitte nehmt nicht so viel Waschmittel“ Den Humor hat sie schon 1988 mitgebracht. Die Sachkenntnis später erworben. Die diplomierte Biologin hatte nach ihrem Examen ein Jahr lang mal hier und dort herein geschnuppert, ehe sie eine ABM-Stelle - einen Job als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme - bei der Stadt Enger antrat. Es ging darum, die Qualität der Gewässer zu kartieren. &bdquo;Ich hatte keinen Schimmer von Verwaltung.“ Ihr erstes Büro bezog sie im Klärwerk. &bdquo;Und dort habe ich gelernt, wie es unter den Straßen der Stadt aussah. Das war ganz wichtig und spannend.“ Sie hatte ihren Job anscheinend ganz ordentlich gemacht, denn sie bekam eine Festanstellung als Umweltbeauftragte. Ihr neues Fachgebiet: Gewässerverunreinigungen. &bdquo;Darum war es zu der Zeit wesentlich schlechter bestellt als jetzt. Ich kümmerte mich aber um alles, was mit Umweltschutz zu tun hatte. Und mahnte die Bürger: Bitte nehmt nicht so viel Waschmittel.“ Ab 1992 war sie Mitarbeiterin im Team von Thomas Holz für Hochbau, Tiefbau und Umwelt. Als Holz als neuer Chef der Wirtschaftsbetriebe umzog und die Bereiche Hoch- und Tiefbau mitnahm, blieb der Umweltschutz übrig. Und Nienhüser und ihre Kollegin Dorothea Bröring waren &bdquo;in der Verwaltung ganz allein. Wir waren sozusagen verwaist.“ Sie fanden Aufnahme im Fachbereich für Ordnung, Sicherheit und Umwelt. &bdquo;Und dann kam ich ins Bauverwaltungsamt. Auch wohl, weil sonst gerade kein anderer da war.“ Im Jahr 2015 wurde sie Leiterin ihres eigenen Fachbereiches für Stadtplanung, Infrastruktur und Umwelt; dem Fachbereich IV. Linden für die Bünder Straße Dort folgt ihr jetzt Clemes Hoffstätter. Ihm wünscht Inge Nienhüser ebenso viele schöne Ereignisse und Erfahrungen, wie sie sie selbst gehabt hat. Welche waren das konkret? &bdquo;Das war auf jeden Fall die Einweihung der Bielefelder Straße zum Tag der Städtebauförderung 2016. Wir hatten noch ein bisschen Geld über und irgendein kluger Kopf kam auf die Idee, das Theaterlabor Bielefeld einzubinden. Das alles war sehr aufwendig. Aber wunderschön. Da haben wir die Einweihung einer neuen Straße gefeiert. Und es gab Kultur für alle.“ In Erinnerung geblieben ist ihr aber auch die Renaturierung der Wiesen am Bolldammbach. Die Stadt hatte das Gebiet östlich der Kläranlage Enger kaufen können und mit Fördermitteln und wenigen Eigenmitteln &bdquo;unter Aspekten der Wasserwirtschaft, aber auch des Naturschutzes“ umgestaltet. &bdquo;Da wurde Großes geleistet.“ Und auch an eine &bdquo;Großbaumverpflanzung“ erinnert sich Nienhüser gern. &bdquo;Da haben wir für einen fairen Betrag zahlreiche Linden mit einem Stammdurchmesser von 20 Zentimetern von der Stadt Bielefeld kaufen können, weil die einer U-Bahn-Baustelle weichen mussten. Und die haben wir dann an die Bünder Straße hinter dem Lidl-Kreisel gepflanzt. Das war auch ganz prima.“ &bdquo;Bei ,Omas gegen Rechts’ bin ich dabei“ Derlei selbst initiierte Großereignisse stehen jetzt eher nicht mehr an. Dafür andere: &bdquo;Ich werde jetzt gegen die extrem Rechten streiten. Bei ,Omas gegen Rechts’ bin ich dabei. Denn Demokratie ist mir ein besonderes Anliegen.“ Schon daheim in Lotte sei sie zu einem &bdquo;demokratisch denkenden Mensch“ erzogen worden. &bdquo;Nicht parteipolitisch. Aber eben politisch.“ Dementsprechend macht sie sich derzeit Sorgen um die Demokratie. &bdquo;Wir sollten nicht mit dieser absoluten Selbstverständlichkeit damit umgehen. Die Demokratie ist zerbrechlich. Deshalb kämpfe ich dafür.“ Und sie bricht eine Lanze für die Demokratie auch in der Stadt Enger. Zahlreiche Stunden hat sie mit Politikerinnen und Politikern der Stadt verbracht. Und manches Mal auch kontrovers diskutiert. Sie sagt dennoch: &bdquo;Die Mitglieder des Rates verrichten ihre Arbeit freiwillig. Und sie leisten eine wertvolle Arbeit. Ich weiß: Die Möglichkeit der Selbstverwaltung ist wertvoll.“ Klare Worte, die sie spricht. Dennoch nicht verbohrt oder mit etwas hadernd. Denn Inge Nienhüser ist ein klar denkender, aber auch entspannter Mensch. Eine Frau, die sich auf wenig so viel freut, wie darauf, mit ihrem Hund die Natur in Enger zu genießen. &bdquo;Denn Enger ist meine Heimat.“ Und wenn es regnet? Dann findet sie garantiert ein ruhiges Plätzchen. Vielleicht auch auf einem gemütlichen Sofa.

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