Überraschung bei Impfaktion: Was der Kreis beim Boostern verkündet

Enger. Eine lange Schlange bildete sich am Freitagmorgen vor der ehemaligen Bäckerei Tiemann in Enger. Die Menschen standen an, um sich den Piks gegen Corona geben zu lassen. Die Stadt Enger hatte wegen der Impfaktion des Kreises Herford extra die Windfeldstraße in Höhe des Lichtensteinplatzes für den Verkehr sperren lassen, um die Wartenden zu schützen.Dass dies eine gute Entscheidung war, zeigte sich rasch: Die Menschenschlange zog sich quer über die Windfeldstraße um den Lichtensteinplatz. Ohne die Sperrung wäre es an dieser Stelle möglicherweise zu gefährlichen Situationen gekommen.Sorge vor steigenden Infektionszahlen Einen Platz direkt an der Eingangstür hatte sich eine 75-jährige Engeranerin gesichert: "Ich bin um kurz vor halb acht gekommen und war die Erste." Um 9 Uhr öffnete sich für sie die Tür der ehemaligen Bäckerei Tiemann (zuletzt "Bäckerjunge" und "Karlchen's Backstube"). Die 75-Jährige ließ sich drinnen eine Auffrischungsimpfung verabreichen. "Ich hatte bei meinem Arzt einen Termin im Februar - so lange wollte ich aber nicht warten." Die Sorge vor weiter steigenden Infektionszahlen trieb sie zu der Sonder-Impfaktion des Kreises, von der sie aus der Zeitung erfahren hatte. Extra aus Herford war eine Frau gekommen, die sich auf ihre Booster-Impfung freute. "Heute auf den Tag genau vor sechs Monaten habe ich meine letzte Spritze gegen Corona bekommen", sagte sie. Auf die Sechs-Monats-Frist bei Auffrischungsimpfungen achtet der Kreis Herford peinlich genau. Er hatte bereits vor Tagen angekündigt, dass Leute sonst wieder weggeschickt würden. An dieser Haltung hatte sich bei anderen Impfaktionen zum Teil heftige Kritik entzündet. Eine Mitarbeiterin des Engeraner Ordnungsamtes machte im Gespräch mit einer Frau aus Enger, die in der Warteschlange stand, auf genau diese Regelung aufmerksam. Da die Sechs-Monats-Frist bei dieser Engeranerin noch nicht abgelaufen gewesen sei, habe diese sich wieder auf den Heimweg gemacht, berichtete die Ordnungsamtsmitarbeiterin. Plötzlich neue SituationUm 9.30 Uhr ergab sich dann plötzlich eine völlig neue Situation: "Der Kreis Herford gab ganz aktuell die Order aus, dass ab sofort schon nach fünf Monaten eine Auffrischungsimpfung möglich ist", sagte Ordnungsamtsmitarbeiterin Heike Kemminer. "Es tut uns natürlich sehr leid für die Menschen, die wir zuvor aufgrund der bis zu dem Zeitpunkt gültigen Regelung wegschicken mussten." So wurden nicht nur die Wartenden, sondern auch die Stadt Enger von der Entscheidung des Kreises überrascht.Nicht wegen einer Auffrischungsimpfung, sondern weil er sich erstmalig den Piks gegen Corona geben lassen wollte, war ein Mann aus Herford nach Enger gekommen. "Ich muss jeden Tag vor der Arbeit zum Test laufen", sagte er. Bequemer sei es für ihn, sich jetzt einfach impfen zu lassen. Zumal jetzt bald wohl ohnehin die Impfpflicht kommen werde."Das macht mir Angst" "Die Corona-Zahlen sind enorm gestiegen - das macht mir Angst", bekannte eine Engeranerin, die sich ebenfalls in die Warteschlange am Freitagmorgen eingereiht hatte. Sie habe keinerlei Verständnis für Impfgegner, wenn man sich anschaue, wie dramatisch die Lage auf einigen Intensivstationen sei. "Ich finde es gut, dass die Impfpflicht kommen soll."Sie und die anderen in der Warteschlange harrten bei den frostigen Temperaturen aus, bis sie an der Reihe waren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes reichten den Wartenden unterdessen heißen "Winterzauber-Tee", der sie aufwärmte. "Die Idee dazu hatte unser Kollege Rolf Seele", berichtete Heike Kemminer. Dazu gab es süße Domino-Steine.Die nächste Impfaktion findet an gleicher Stelle am kommenden Freitag, 10. Dezember, in der Zeit von 9 bis 13 Uhr statt.

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