Wie groß soll die Stadt Enger werden?

Enger. Der Entwurf des Regionalplans OWL 2040 sorgt für Diskussionsstoff. Es herrscht Unsicherheit, welche Folgen der Plan mit Blick auf Natur, Landschaft und Klimaschutz, aber auch auf das direkte Wohnumfeld in der Widukindstadt hat. "Wir haben viele Anrufe besorgter Bürger bekommen", sagte Philip Kleineberg (CDU). Der Vorsitzende des Planungsausschusses leitete zusammen der Vorsitzenden des Umweltausschusses, Regina Schlüter-Ruff (Grüne), die gemeinsame Sitzung der beiden städtischen Gremien. Während einer Unterbrechung der dreistündgen Sitzung hatten Zuhörer die Gelegenheit, zum Regionalplan Stellung zu beziehen und Fragen zu stellen. Der Plan Zuvor stimmte Bürgermeister Thomas Meyer auf das Thema ein. Die Bezirksregierung stelle den Regionalplan OWL auf. Er macht Aussagen, welche Flächen wie genutzt werden könnten - etwa für Wohnbebauung, Gewerbe, Verkehr, Landwirtschaft und Natur. Bis zum 31. März hat die Stadt Enger die Gelegenheit, zu dem Plan Stellung zu nehmen. "Aber auch Organisationen und Bürger können dazu Stellung beziehen", sagte der Bürgermeister. Wichtig sei zu wissen: "Eine im Plan ausgewiesene Fläche kann entsprechend genutzt werden, muss aber nicht", sagte Thomas Meyer. Die Stadt Enger lege in ihrer eigenen Bauleitplanung fest, wie man eine bestimmte Fläche nutzen möchte. "Entschieden darüber wird in städtischen Gremien." Laut Planentwurf soll Enger mit einem großzügigen Kontingent für neue Siedlungs- und Gewerbeflächen ausgestattet werden. Für allgemeine Siedlungsgebiete stehen als Obergrenze demnach 86 Hektar theoretisch zur Verfügung, für Gewerbe- und Industrieflächen 28 Hektar. Zuhörer-Meinung Verwundert zeigte sich ein Bürger über die zugrunde gelegte Bevölkerungsentwicklung in der Widukindstadt. Die Planer würden von einem Zuwachs bei den Einwohnerzahlen von sechs Prozent ausgehen. "Bei anderen Kommunen im Kreis Herford geht man nicht von so hohen Zuwachsraten aus." So falle das zusätzliche Flächenkontingent für Städte wie Spenge und Kirchlengern deshalb deutlich geringer aus. Seine Mahnung: "Enger darf kein Eldorado für Investoren werden." Kritik des BUND "Die Bevölkerungsentwicklung bleibt schon seit 2018 hinter der prognostizierten Entwicklung zurück", kritisierte Holger Stoppkotte die zugrunde gelegten Zahlen. Zudem sei zu berücksichtigen, dass sich die Bevölkerungszunahme hauptsächlich in der Altersgruppe 65+ abspiele, sagte der stellvertretende BUND-Kreisvorsitzende. Den Regionalplan sieht Stoppkotte wegen des Flächenfraßes und der Auswirkungen auf Natur und Umwelt äußerst kritisch. Überhaupt kein Verständnis hat er beispielsweise für eine Ausweisung einer Wohnfläche nördlich der jetzigen Windfeld-Siedlung, westlich entlang der Sattelmeierstraße bis zur Meller Straße. "Das ist ein Gebiet mit größter Erholungsfunktion." Er plädierte eindringlich dafür, diese Fläche aus dem Regionalplan herauszunehmen. Genau wie eine mögliche Erweiterungsfläche nördlich der Großen Breede in Pödinghausen, in deren unmittelbaren Nähe sich zwei Waldgebiete befänden. Grüne Mit dem Plan unzufrieden sind die Grünen. "Der Hinweis, der Plan sei eine Karte der Möglichkeiten, soll offenbar nur die Menschen beruhigen", sagte Harald Wurm. Enger brauche sicherlich Potenzial zur Entwicklung, aber nicht in dieser Größenordnung. "Der Plan weckt Begehrlichkeiten, wenn die Flächen erst einmal dort drin stehen." Er plädierte dafür, "Flächen, die wir sowieso nie bebauen werden, weil sie auch in 20 Jahren noch eine große ökologische Bedeutung haben, jetzt einfach aus dem Plan herauszunehmen". Klimaschutzbeirat Matthias Rasche, Vorsitzender des Klimaschutzbeirates, bemängelte das "viel zu große" Kontingent von zusätzlichen 86 Hektar. Der Beirat habe sich detailliert und sehr kritisch mit den einzelnen Flächen des Regionalplans auseinander gesetzt. Ziel müsse es sein, sensible Flächen zu schützen. FDP Für Aufregung besteht nach den Worten des FDP-Fraktionsvorsitzenden Norbert Busch kein Anlass. "Denn es bedarf weiterer Beschlüsse Engeraner Gremien, um Flächen überhaupt in Anspruch nehmen zu können. Wir haben das also in unserer Hand." Die berechtigten Beiträge vom BUND und dem Klimaschutzbeirat könnten dann bei jeder unserer Entscheidung zum Flächennutzungsplan und zu Bebauungsplänen bewertet werden. "Im übrigen: Argumente, dass wir Nachteile hätten, wenn wir die Flächen im Regionalplan drin lassen, habe ich nicht gehört." CDU "Der Regionalplan ist ein Plan der Möglichkeiten, kein Handlungsauftrag", sagte CDU-Fraktionsvorsitzender René Siekmann. Die 86 zusätzlichen Hektar würden Ängste bei Engeranern wecken. "Das nehmen wir ernst." Klar sei aber: "Wir bauen Enger nicht halb zu." Die Entscheidung, ob Flächen überhaupt entwickelt würden, "liegt bei uns vor Ort und letztlich bei den Eigentümern". SPD "86 Hektar zubauen will keiner", versicherte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Jörg Pultermann. Zwar sei Enger eine wachsende Stadt und brauche Flächen, aber dabei müsse man verantwortungsvoll vorgehen. Die Stadt gebe durch den Regionalplan nichts aus der Hand: "Erst im Flächennutzungsplan schaffen wir selbst die Grundlage, wo neue Siedlungsflächen entstehen sollen." Entscheidung Die abschließende Beratung zum Regionalplan findet am 22. März in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses statt.

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