Neue Flächen für Windräder: Den Kreis Höxter trifft es am härtesten

Kreis Höxter. Es wird in wenigen Jahren wohl so gut wie keinen Ort im Kreis Höxter mehr geben, von dem aus nicht zahlreiche rotierende Riesenwindräder zu sehen sind: Die Region wird mit großem Abstand die Hauptlast der Energiewende in Ostwestfalen-Lippe tragen. Denn mehr als 50 Prozent der Fläche, die der Regierungsbezirk Detmold für Windräder zur Verfügung stellen muss, werden im Kreis Höxter ausgewiesen. So steht es im neuen Regionalplan Wind, der am Montag, 17. März, von der Kommission für Raumplanung (KRW) final beraten wird, bevor er kommende Woche im Regionalrat abgesegnet wird. Auch wenn es vor allem aus Brakel in den vergangenen Wochen nochmals massive Kritik an dem Plan und sogar eine Unterschriftensammlung gab: &bdquo;Änderungen wird es nicht mehr geben“, erklärt Jürgen Unruhe, Mitglied der Kommission. Keine Ausnahmen: Regionalplan gerichtsfest machen Der Grund ist einfach: Der Plan legt gleiche Maßstäbe für ganz OWL fest. &bdquo;Die wichtigsten sind der 1.000-Meter-Abstand zu Ortschaften und 500 Meter zu Einzelbebauung. Außerdem beträgt die Mindestgröße der zusammenhängenden Fläche zehn Hektar“, so der Sozialdemokrat aus Steinheim. Hinzu kommen viele weitere detaillierte Kriterien. Lesen Sie auch: Scharfe Kritik aus Brakel an Bezirksregierung wegen Windkraft-Plan Obwohl damit für alle die gleichen Regeln gelten, hatten neben Brakel auch andere OWL-Kommunen die Herausnahme einiger Flächen gefordert. Das hält die Bezirksregierung für rechtlich unmöglich, berichtet Unruhe. &bdquo;Wenn wir nur an einer Stelle vom Kriterienset abweichen und eine Fläche aus anderen Gründen herausnehmen, fällt uns der ganze Plan auf die Füße“, sagt Unruhe. Denn dann beginne die Diskussion um jede Fläche – und der Plan könnte eventuell nicht gerichtsfest sein. Und die Bezirksregierung hat alles dafür getan, um den Plan juristisch wasserdicht zu machen. Zahlreiche hochrangige Rechtsberater haben das Verfahren, das im Frühjahr 2023 begann, unterstützt. Jedes juristische Schlupfloch sollte gestopft werden. Fläche im Kreis Höxter um 700 Hektar reduziert Nach den ersten Plänen wurde im Sommer 2024 der Kriterienkatalog nochmals angepasst. &bdquo;Unter anderem wurden Wald und sogenannte BSN-Flächen, also Bereiche zum Schutz der Natur, herausgenommen“, berichtet Unruhe. Dadurch hat sich die Fläche im Kreis Höxter nochmals um etwa 700 Hektar reduziert. Nun muss der Kreis etwa 7.100 Hektar für Windräder zur Verfügung stellen. In Wirklichkeit sind es sogar noch deutlich mehr. Denn es gibt Windkraftflächen, die die Städte ausgewiesen haben und die nicht im neuen Regionalplan liegen – die kommen noch mal obendrauf. Auch interessant: Planung für Windkraft: Auch die Stadt Willebadessen schiebt Frust Das betrifft unter anderem Nieheim, aber insbesondere Willebadessen. In der Eggegemeinde wird es viel mehr Windkraftfläche – etwa 1.000 Hektar – geben, als sie hätte zur Verfügung stellen müssen. Eine politische Entscheidung des Stadtrates vor Ort. Im Ergebnis stellt Willebadessen 11,6 Prozent seines Stadtgebietes zur Verfügung – so viel wie keine andere Stadt in OWL. Höxter aber nur 2,9 Prozent, wie der Vorlage für die Kommissionssitzung zu entnehmen ist. Regionalplan: Welterbe verhindert Windräder in Höxter Dass die Kreisstadt besonders wenig Flächen zur Verfügung stellen muss, liegt auch an einem &bdquo;atypischen Sonderfall“: Der Regionalrat betrachtet das UNESCO-Weltkulturerbe &bdquo;Karolingisches Westwerk und Civitas Corvey“ als besonders schutzwürdig, weshalb drumherum ebenfalls keine Windräder gebaut werden können. Übrigens ist nicht nur der Kreis Höxter, sondern auch der Kreis Paderborn in besondererweise betroffen, der mehr als 38 Prozent der Windkraftfläche in OWL schultert. Heißt im Klartext: Fast 90 Prozent der Windräder im Regierungsbezirk Detmold werden sich im Hochstift drehen. Was an den sehr ländlichen Siedlungsstrukturen hier liege. Würde man die Kriterien ändern, um mehr Fläche zu generieren, würde das den beiden Kreisen Höxter und Paderborn gar nichts nützen. &bdquo;Sie würden überproportional an Fläche dazu bekommen“, sagt Unruhe. &bdquo;Wir können drehen, wie wir es wollen. Egal was wir verändern, es ist immer der Kreis Höxter, der dann noch mehr Fläche kriegen würde.“ Kritik aus dem Kreis Höxter am Regionalplan In der Vorlage für den Regionalplan Wind liest sich das dann so: &bdquo;Eine grundsätzlich andere und damit gleichmäßigere Verteilung der Windenergiebereiche über die Gesamtregion würde durch eine Veränderung des Kriteriensets in diesem Sinne damit nicht erreicht werden können.“ Auch die Umweltauswirkungen wurden umfangreich geprüft. Allein für den Kreis Höxter umfasst der Umweltbericht 1.132 Seiten – zusammengestellt von Experten. Naturschützer fürchten Schlimmstes. &bdquo;Es ist der absolute Wahnsinn, was in den nächsten Jahren auf uns im Kreis Höxter zukommt“, warnte schon im November der Wissenschaftliche Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter, Frank Grawe, in der &bdquo;Neuen Westfälischen.“ Passend dazu: Landrat warnt vor massiven Veränderungen durch Windkraft im Kreis Höxter Das Gros der Bürgerinnen und Bürger habe das, &bdquo;was da gerade über den Kreis hereinbricht, in seiner Tragweite schlicht und ergreifend noch nicht realisiert“. Und selbst Landrat Michael Stickeln warnte: &bdquo;Unsere Kulturlandschaft wird sich massiv verändern.“ Er fordert einen finanziellen Ausgleich für die besonders belasteten Kommunen. 360 Stellungnahmen zum Regionalplan aus dem Hochstift Im Herbst 2024 war dann auch noch mal die gesamte Öffentlichkeit gefragt. Rund 360 Stellungnahmen gingen ein – die meisten natürlich aus dem Hochstift. Wesentliche inhaltliche Schwerpunkte bezogen sich auf den Abstand zu Siedlungs- und Außenbereichsbebauungen, die Überlastung und Umfassung von Ortschaften, die räumliche Verteilung der festgelegten Windenergiebereiche, eine grundsätzliche Kritik am Plankonzept sowie Artenschutzbelange, berichtet die Bezirksregierung. Aber auch der &bdquo;Entfall und die Verkleinerung von Windenergiebereichen“ sei moniert worden. Denn nicht nur Kritiker der Windenergieplanung wurden dem Vernehmen nach bei der Bezirksregierung vorstellig, sondern auch viele Grundstückseigentümer, die ihre Flächen gern berücksichtigt gehabt hätten. Lesen Sie auch: Wie sich die Windkraftzonen im Kreis Höxter jetzt verschieben Und hier setzt die Kritik von SPD-Politiker Unruhe an. Kritiker der Windkraft schimpften immer auf die politischen Gremien. Dabei seien auch die Grundstückseigentümer entscheidend – die meist aus den umliegenden Ortschaften kommen und durch die Verpachtung ihrer Flächen kräftig mitverdienen. Würden die Grundstückseigentümer ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen, könnte so manches umstrittene Windrad nicht gebaut werden. &bdquo;Allerdings stehen die privaten Interessen oft vor denen der Allgemeinheit“, so Unruhe.

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