Enger

Pödinghauser Familie baut preisgekrönte Luxus-Hotelanlage für Insekten

Familie Scholz hat mit ihrem Zuhause für bedrohte Arten beim bundesweiten Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ Platz 1 belegt. Mit guten Ideen wollen sie anderen Naturfreunden Anregungen geben.

Insektenhotel als Eigenkreation: Kai (v.l.), Anke, Lara und Merle Scholz haben aus Paletten einen Unterschlupf für Wildbienen und andere Tiere mit integrierten Beeten gebaut. | © Stefanie Boss

02.09.2019 | 02.09.2019, 09:00

Enger. Der Garten von Familie Scholz aus Pödinghausen ist ein Paradies. Vielleicht nicht unbedingt für Freunde gepflegter Design-Gärten – obwohl er ein solcher mal gewesen ist. Wohl aber für Umweltschützer und Naturfreunde und vor allem für zahlreiche Insektenarten und Wildbienen, die hier ein Zuhause finden können. Jetzt hat Familie Scholz beim bundesweiten Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen" der Stiftung für Mensch und Umwelt den ersten Platz in der Kategorie „Privatgärten und Gärten von Mietwohnungen" belegt.

Aufgeteilt in drei Teilprojekte hat Familie Scholz ihr Engagement für Bienen und Insekten: Zum einen gibt es die Insektenhotels. Insgesamt 27 davon stehen im Garten an der Großen Breede in Pödinghausen, 19 davon befinden sich allein an den Wänden des roten Schwedenschuppens, andere sind in unbehandelten Eichenholzstämmen untergebracht. Die Insektenhotels hat Familie Scholz selbst hergestellt oder Baumarkthotels entkernt und neu befüllt. Auch die große Steinpyramide, aufgestapelte alte Ziegelsteine oder Totholzelemente bieten in allen Ecken des Gartens Unterschlupf. Am auffälligsten ist aber das große Insektenhotel aus Paletten mit integrierten Blumenbeeten, eine Eigenkreation der Pödinghauser Familie.

Ein breit gefächertes Angebot

Zum anderen gibt es das Teilprojekt „Insektenfreundliche Stauden- und Saatenmischungen". „Auf diese Weise finden die Insekten bei uns nicht nur Unterkünfte, sondern auch Nahrungsquellen", erklärt Kai Scholz, der sich mit seiner Frau Anke und den Töchtern Lara (14) und Merle (8) für die Natur einsetzt. So gibt es überall im Garten verschiedene heimische Pflanzen und Stauden, entweder angepflanzt oder „sie haben sich selbst gesetzt", berichtet Kai Scholz. Auf diese Weise finden Wildbienen und Insekten ein breit gefächertes Angebot. Das dritte Teilprojekt ist schließlich der „Samen- und Staudentausch". Am Gartenzaun bietet Familie Scholz Samentütchen und Stauden zum Mitnehmen an, damit es auch anderswo grünt und blüht.

Kleiner Besucher: Eine Ackerhummel hat eine Wasserdost-Pflanze im Garten von Familie Scholz angeflogen. Mit vielen Pflanzen möchte Familie Scholz zahlreiche Insektenarten anlocken. - © STEFANIE BOSS
Kleiner Besucher: Eine Ackerhummel hat eine Wasserdost-Pflanze im Garten von Familie Scholz angeflogen. Mit vielen Pflanzen möchte Familie Scholz zahlreiche Insektenarten anlocken. | © STEFANIE BOSS

Zum Mitnehmen gibt es aber auch naturnah produzierten Honig – denn durch Arbeit mit drei Bienenvölkern von Anke Scholz ist die Familie erst auf die Idee zu ihrem Projekt gekommen. „Als meine Frau in die Imkerei eingestiegen ist, haben wir unseren Designgarten umgestaltet", sagt Kai Scholz. „Als wir von dem Wettbewerb erfahren haben, waren wir schon mittendrin und mussten nur noch alles zusammenfassen und strukturieren." Mit dem Sieg hat Familie Scholz allerdings nicht gerechnet, „es ist aber eine Bestätigung, dass wir etwas richtig gemacht haben". 69 Teilnehmer gab es in der Kategorie „Privatgärten und Gärten von Mietwohnungen", insgesamt waren es 251 Teilnehmer in sieben Kategorien.

Nur ein kleiner aber wichtiger Beitrag

„Wenn man einen kleinen Beitrag leisten kann, dann sollte man das auch tun", begründet Kai Scholz das Engagement seiner Familie für den Naturschutz, „es zählt jeder Quadratmeter". Eine vielfältige Tierwelt sei wichtig für den Umweltschutz und zahlreiche Insektenarten seien bedroht. Auch müsse man die Artenvielfalt für seine Kinder erhalten. „Und es ist auch einfach schön zu sehen, wie die Natur sich alles zurückholt, wenn man ihr nur Platz gibt", betont Kai Scholz. Mehr Arbeit im Garten als früher hat er übrigens nicht, im Gegenteil: Vom Rasen wird nur noch ein kleiner Teil gemäht – „mit der Sense und nicht mit dem Rasenmäher, der Insekten tötet –, es muss kein Unkraut mehr gezupft werden und um Schädlinge wie Blattläuse kümmern sich die Insekten.

Kreativ: Merle Scholz (8) zeigt den Kasten am Gartenzaun der Familie, aus dem sich Nachbarn und Passanten Tüten mit Samen mitnehmen können. - © Stefanie Boss
Kreativ: Merle Scholz (8) zeigt den Kasten am Gartenzaun der Familie, aus dem sich Nachbarn und Passanten Tüten mit Samen mitnehmen können. | © Stefanie Boss

Am 14. September fährt Familie Scholz nach Berlin zur Siegerehrung des Wettbewerbs „Wir tun was für Bienen". Die Gewinner werden dort im Abgeordnetenhaus vom Stiftungsteam sowie Dr. Katja Horneffer, Schirmherrin des Wettbewerbs und ZDF-Wetterredakteurin, geehrt. Neben Trophäen werden sie mit Geld- und Sachpreisen ausgezeichnet.