Kostenlose Hausbesuche: Hausarzt jetzt als Insektenbotschafter in Bielefeld unterwegs

Bielefeld. Über 30 Jahre lang war er Hausarzt – &bdquo;und das sehr gerne“, sagt Jörn Buldmann. Jetzt aber hat der 68-Jährige seine Praxis in Schildesche abgegeben und macht als einer der ersten, gerade frisch ausgebildeten Insektenbotschaftern der Stadt kostenlos Hausbesuche. Wer ihn in seinem idyllischen Naturgarten am Köckerhof in Babenhausen besucht, spürt ganz schnell: Wildbienen, Käfer und Co. sind seine ganz große Leidenschaft. Nicht nur er trägt das Wissen, das er beim ersten, vom Bielefelder Netz für Blütenbesucher und Natur (BieNe) und der Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) veranstalteten, mehrtägigen Insektenbotschafterlehrgang erlangt hat, mit großer Begeisterung weiter. &bdquo;Unser Ziel ist es, es möglichst breit in die Stadtgesellschaft zu tragen“, sagt Buldmann. Es gebe viele interessierte Menschen und Institutionen, &bdquo;die ein Herz für Insekten haben und im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas für die nützlichen Tiere tun wollen“. Mit den Maßnahmen des Projektes solle nach und nach eine Ansammlung von Flächen entstehen, die als &bdquo;Trittsteine“ ein zusammenhängendes Netz in den Siedlungsbereichen der Stadt ergeben. Auch der Mensch profitiere von einfachen Veränderungen im Garten, auf vielfältige Art und Weise. Die Welt der Insekten, und vor allem die ganzen Zusammenhänge, von denen wenige wüssten, sei unglaublich faszinierend, sagt der Mediziner. Kostenlose Smartphone-App bestimmt Tiere und Pflanzen Demut und Ehrfurcht, das empfinde er, wenn er schon frühmorgens in den Garten gehe und immer wieder neue, faszinierende, überraschende Entdeckungen mache. Wie die einer Marienkäferlarve auf einem Blatt des weißen Johannisbeerstrauchs auf der kleinen Insel in seinem Naturrefugium rund um die ehemalige Wassermühle des Hofes, die er mit seiner Frau bewohnt. Dass das kleine, schwarze Insekt mit wenigen orangefarbenen Punkten ein asiatischer Marienkäfer ist, hat der Mediziner mit einer kostenlosen Smartphone-App ermittelt. Mit &bdquo;ObsIdentify“ kann man Tiere und Pflanzen fotografieren und bestimmen und die Beobachtung teilen. &bdquo;Die Larve frisst 100 Blattläuse am Tag“, berichtet Buldmann. In einem alten Eichenholzbalken, der am Ende des Gartens mit Blick auf das Naturschutzgebiet Johannisbachaue steht, hat er Löcher gebohrt, als Nistplätze für Wildbienen. &bdquo;Parallel, und nicht mit der Faser, das ist ganz wichtig, sonst können die kleinen, filigranen Flügel verletzt werden“, sagt der 68-Jährige. Bei etlichen Insektenhotels, die man kaufen kann, sei das nicht berücksichtigt. Zudem sei der Draht häufig so engmaschig, dass die Tiere gar nicht hereinfliegen könnten. Oder die Konstruktion so, dass die Insekten ein leichter Fraß für Vögel seien oder sich schädliche Pilze ansiedelten. &bdquo;Sie schaden also eher“, sagt Buldmann, der mit einfachen Papprohren geeignetere Alternativen baut. Erstaunliche Überraschungen in Bielefelder Garten Nicht mähen: Damit könne man im eigenen Garten schon ganz viel Gutes tun für Insekten. &bdquo;Einfach zumindest ein Stück Wiese stehen lassen, Mut zur unordentlichen Ecke.“ Dann könne man beobachten und werde staunen, was sich da alles entwickelt. Wie die wunderschönen Margeriten in seinem Garten. Oder Johanniskraut, das viele als Unkraut entfernten. &bdquo;Bei Menschen wird der Wirkstoff bei Depressionen eingesetzt“, sagt der Mediziner. Blütenvielfalt: Mit einem Eldorado für Insekten tue man viel Gutes. &bdquo;Gesunde Erde, gesunder Mensch.“ Für Gemüse und Obst brauche man Bienen zur Bestäubung, ergänzt Buldmann. Von einem insektenfreundlichen Garten profitierten auch Obstbäume und Gemüsebeete. Und die Natur als Lehrbuch zeigt einem noch so viel mehr, beispielsweise auch zum sozialen Miteinander. Wie das der Grabwespe und der kleinen, blau glänzenden Wildbienen, die sich in Buldmanns Eichenholzpfahl-Hotel gemeinsam eingenistet haben. Lesen Sie auch: Trinkstelle für Vögel und Insekten anlegen – so geht es Bestimmungsübungen am Binokular, Exkursionen in naturnahe Gärten, Einblicke in Insektenkunde und Botanik, praktische Gestaltungstipps für insektenfreundliche Flächen, kreative Bildungsansätze, aber auch Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Der Lehrgang zum Insektenbotschafter sei sehr vielseitig gewesen. Bei der Nachtfalter-Erfassung im Botanischen Garten lernten die Teilnehmenden, wie mithilfe von Lichtquellen nachtaktive Insekten angelockt und bestimmt werden können. Käferburg und insektenfreundliche Schaugärten in Bielefeld Einen Nachtfalterabend mit Wein und Musik, den plant Buldmann im Spätsommer bei sich im Garten. Auch einen ersten Hausbesuch als Insektenbotschafter hat er schon absolviert. Allerdings sei in dem Garten schon sehr viel sehr gut gewesen. Einen &bdquo;sehr nützlichen Tipp“ habe er aber dort doch noch geben können: wie man aus verschiedenen toten Hölzern ganz einfach eine Käferburg bauen kann. Gerade auch bei Schulen sieht er großes Potenzial: Oft gebe es dort große Rasenflächen, die regelmäßig gemäht werden. &bdquo;Dort könnte man im Bio-Unterricht ganz tolle Insektenprojekte realisieren, von denen auch die Schüler enorm profitieren können“, sagt Jörn Buldmann, selbst Vater und Großvater. Weitere Infos, auch zu insektenfreundlichen Schaugärten in Bielefeld, und Kontakt für einen kostenlosen Hausbesuch von einem der 25 neu ausgebildeten Bielefelder Insektenbotschafter: projekt-biene.de.

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