Enger

Warum es Bienen in ländlichen Gebieten wie Enger immer schwerer haben

Imker Norbert Aschoff weiß wie sich der gute Honig zusammensetzt. In der Großstadt ist das Nektar-Angebot größer als in ländlichen Regionen

Imker Norbert Aschoff kontrolliert die Waben bei einem seiner Bienenvölker. | © Karin Wessler

Karin Wessler
29.06.2019 | 29.06.2019, 10:00

Enger-Westerenger. Bienen wissen was sie wollen. "Da kann ein ganzes großes Raps-Feld leuchtend gelb blühen. Wenn daneben aber ein Weißdorn seine Blüten geöffnet hat, fliegen sie lieber dahin und holen sich Nektar." Das weiß Imker Norbert Aschoff. "Der ist süßer und liefert mehr Energie." Ansonsten steuern die emsigen Vielflieger alle möglichen Kräuter an. "Besonders gern mögen sie Lavendel - oder auch Malven, die gibt es ja kaum noch", erklärt Aschoff. Auch für seine Bienen wird schwerer, an den Nektar zu kommen, den sie für ihre Honigproduktion benötigen. Denn es gibt immer weniger blühende Vorgärten, entlang von Feldern, Straßen und Wegen gibt es immer weniger Gräser und wilde Pflanzen.

Ein kleines Volk: Die Bienen fliegen ein und aus auf der Suche nach gutem Nektar. - © Karin Wessler
Ein kleines Volk: Die Bienen fliegen ein und aus auf der Suche nach gutem Nektar. | © Karin Wessler

So boomt in größeren Kommunen und Metropolen derzeit die sogenannte Stadt-Imkerei. "Da holen sich die Bienen ihren Nektar auf begrünten Dächern, Stadtparks, Friedhöfen, Brachflächen oder aus Schrebergärten", weiß auch Aschoff. "Bei uns ist das Blühangebot geringer, es gibt oft Monokulturen auf großen Feldern." In Städten seien die Bienen zudem weniger Pestiziden ausgesetzt, wie sie auf Äckern hier häufig eingesetzt werden.

Hecken und Kleingehölze verschwinden

Hecken, Kleingehölze, Waldstücke und Bachränder wurden im Zuge der Flurbereinigung systematisch gerodet und es entstanden weite, eintönige Agrarflächen – schlecht für Bienen. Daher bringe er einen Teil seiner Bienenkästen manchmal auf Riesenweideflächen ins Sauerland, berichtet Aschoff. "Von dort gibt es dann den Waldblütenhonig", erläutert Aschoff. Die Bienen sind oft Frühaufsteher. "Schon morgens, wenn die Temperaturen die zehn Grad erreicht haben, fliegen sie los."

Bald ist die letzte Schleuderung

Schon bald wird Norbert Aschoff zum letzten Mal in diesem Jahr den Honig schleudern. "Mitte bis Ende Juli wird das sein", berichtet er. "Wenn die Linden verblüht sind, finden die Tierchen nicht mehr ganz viele Blüten, die sich anfliegen können." Dann lohne das Schleudern kaum noch. Außerdem müssen die Bienen sich bereits Fettpolster für den Winter anfuttern. "In der Zeit von Oktober bis etwa März blüht ja eigentlich überhaupt nichts, so gibt es auch keinen frischen Nektar." Dann müssten sie von körpereigenem Fett zehren, auch werde dann Zucker zugefüttert.

Summen und Brummen: Die fleißigen Bienen fliegen ein und aus. Sogenannte Wächterbienen passen auf, dass keine fremden Tiere hinein kommen. - © Karin Wessler
Summen und Brummen: Die fleißigen Bienen fliegen ein und aus. Sogenannte Wächterbienen passen auf, dass keine fremden Tiere hinein kommen. | © Karin Wessler

Honig bestehe zu einem großen Teil aus Zucker. "Das ist der Hauptanteil - Traubenzucker in der Frühtracht - Fruchtzucker in der Sommertracht. Dieser Honig ist auch nicht ganz so süß", erklärt der Imker, der zum Frühstück nach wie vor nicht auf sein Honigbrot verzichten möchte. Die Bienen mischen auch Enzyme hinein. "Außerdem sind Vitamine, Fette, Säuren und Pollen darin", berichtet Norbert Aschoff.

Er empfiehlt auch Allergikern, die auf Haselnuss, Erle oder Linde reagieren, den Honigkonsum. "Die sollten den Frühjahrshonig probieren, da sind dann Pollen der entsprechenden Bäume drin, dass kann zur Desensibilisierung betragen und die Beschwerden werden geringer."

Information

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Pestizide gelten neben der Varoa-Milbe als größte Bedrohung für die Bienen. Mais etwa werde - ähnlich wie anderes Getreide - gebeizt. "Das sind Nervengifte, die sich dann auch in der Blüte wiederfinden können. Wenn die Honigbienen das abbekommen, werden sie orientierungslos, Drohnen werden unfruchtbar und die Königin legt keine Eier mehr."

Gut für die Bienen und Insekten überhaupt seinen etwa ungefüllte Rosen, aber auch Löwenzahn und Wildpflanzen. Die Honigbiene kann nur im Verband existieren und überleben. Eine einzeln gehaltene Honigbiene wird trotz bester Haltung und Pflege schon nach kurzer Zeit sterben.

Ein einziges Honigbienenvolk mit 20.000 Bienen kann pro Tag drei Millionen Obstblüten bestäuben.