„Am besten muss alles gleichzeitig weg“: So stemmt die Stadt Bünde die Laubflut im Herbst

Bünde. Das dröhnende Rattern eines Motors dringt durch die Stille auf dem Friedhof am Holtackerweg in Ennigloh. Ein greller Orangeton blitzt zwischen den Bäumen hervor und durchbricht den grau gefärbten November-Morgen auf der Ruhestätte. Es ist die Warnschutzkleidung von Dirk Kampeter, Ihsan Karakurt, Alan Shekho und Pascal Przybylla. Sie sind Mitarbeiter des Baubetriebshofs der Stadt Bünde. Das dröhnende Rattern kommt von den Motoren der Laubgebläse, die Shekho und Przybylla auf ihren Rücken tragen. Die schwarzen Blasrohre, die mit den Motoren verbunden sind, halten sie in ihren Händen. Gemeinsam mit ihren Kollegen befreien sie den Friedhof in Ennigloh von der bunt gefärbten Laubdecke, die sich in den vergangenen Tagen auf der rund vier Hektar großen Fläche verteilt hat. Der heutige Laubeinsatz auf der Ruhestätte in Ennigloh ist bereits der dritte seit Oktober. Ungefähr alle zwei Wochen sind die Mitarbeiter des Bauhofs hier. &bdquo;Das meiste Laub ist jetzt runter von den Bäumen“, sagt Dirk Kampeter und zeigt auf die kahlen Äste über ihm. Zum Thema: Laub im Garten: Richtig entsorgen und sinnvoll nutzen Laubarbeiten dauern von Oktober bis Weihnachten Zum aktuellen Zeitpunkt rechnet er damit, dass sie in den kommenden Wochen noch zweimal mit Laubarbeiten auf dem Friedhof beschäftigt sein werden. Kampeter ist Vorhandwerker des Teams und mittlerweile seit knapp 40 Jahren beim Baubetriebshof der Stadt Bünde angestellt. &bdquo;Wenn es gut läuft, sind wir bis Weihnachten mit allen Laubarbeiten im Stadtgebiet durch“, sagt Kampeter. Er und sein Team sind nicht die Einzigen, die sich seit Mitte Oktober darum kümmern, das Bünder Stadtgebiet von den Laubmassen im Herbst zu befreien. &bdquo;Es sind vier bis fünf Kolonnen mit zwei bis drei Personen im Einsatz, die wirklich nur Laub machen“, sagt Bauhofleiter Markus Mattern. &bdquo;Es sind ja nicht nur Friedhöfe, sondern auch Sportplätze, Spielplätze, die ganzen Verwaltungsgebäude“, sagt er beispielhaft. Ebenso wie sein Stellvertreter Maik Schinckel ist Markus Mattern für den Besuch der Neuen Westfälischen zum heutigen Einsatz dazugekommen. Lesen Sie auch: Laub statt Zulassung: Polizei stoppt kreative Kennzeichen-Tarnung auf der A2 Laubarbeiten auf Bünder Friedhof dauern zwei Tage Aufgrund der begrenzten Anzahl an Mitarbeitern müssen die vielen städtischen Flächen schematisch abgearbeitet werden. &bdquo;Am besten muss alles gleichzeitig weg“, sagt Schinckel schmunzelnd. &bdquo;Aber wir müssen ja auch immer gucken, wo wir arbeiten können.“ So werden beispielsweise keine Arbeiten auf einem Friedhof durchgeführt, wenn dort gleichzeitig eine Bestattung stattfindet. An Schulen können die Bauhofmitarbeiter aufgrund des Lärms fast ausschließlich in den Ferien arbeiten. &bdquo;Parkplätze machen wir immer schon frühmorgens, weil sie dann noch leer sind“, nennt Dirk Kampeter ein weiteres Beispiel. Es ist 9.30 Uhr, als sich die NW-Redaktion mit den Bauhofmitarbeitern auf dem Friedhof in Ennigloh trifft. Zu dem Zeitpunkt ist das Team bereits seit zweieinhalb Stunden an der Ruhestätte im Einsatz. In der Regel endet ihr Arbeitstag um 15.30 Uhr. Doch mit dem Feierabend werden die Arbeiten auf der vier Hektar großen Friedhofsfläche in Ennigloh noch nicht abgeschlossen sein. &bdquo;Zwei Tage brauchen wir ungefähr“, sagt Dirk Kampeter. &bdquo;Heute machen wir den oberen Bereich, morgen dann den unteren.“ Gerade sind die vier Kollegen dabei, eine meterlange Grünfläche von einer Laubdecke zu befreien. Dabei gehen sie systematisch vor: Pascal Przybylla und Alan Shekho pusten das Laub mit dem Gebläse von den Rändern in die Mitte der Grünfläche. Dann steigt Ihsan Karakurt in einen blauen Trecker, der einen Anhänger hinter sich herzieht. Letzterer ähnelt einer Mulde. &bdquo;Das ist eine Rasenkehrmaschine“, erklärt Markus Mattern. Die werde eigentlich für Sportplätze genutzt. &bdquo;Aber die sammelt auch sehr gut Laub auf“, sagt der Bauhofleiter. Auch interessant: Laub auf Gehwegen: Mieter und Eigentümer in der Pflicht Effizientes Arbeiten mit der Rasenkehrmaschine Ihsan Karakurt startet den Motor der Maschine und fährt abschnittsweise über den Laubstreifen, den seine beiden Kollegen zusammengetragen haben. Die Bürsten in der Kehrmaschine saugen das Laub in den muldenartigen Behälter, der rund eineinhalb Kubikmeter aufnehmen kann. Als die Maschine nach mehreren Runden voll ist, steuert Karakurt den Trecker rückwärts in Richtung des Laubhaufens, den er und seine Kollegen unweit der Grünfläche bereits in den ersten zweieinhalb Stunden zusammengetragen haben. Dann öffnet sich die Klappe des Anhängers. Knapp eineinhalb Kubikmeter Laub fallen geräuschvoll auf den Boden. Der Haufen ist jetzt rund einen Meter hoch und doppelt so breit. Kaum ist die Maschine geleert, fährt Karakurt zurück auf die Grünfläche, um die restlichen Blätter aufzusaugen. Dank der Rasenkehrmaschine können die Bauhofmitarbeiter effizient arbeiten. Das ist nicht immer der Fall. &bdquo;Wenn der Boden zu nass ist, ist das alles Handarbeit“, sagt Markus Mattern. Dann können die Mitarbeiter die Flächen nämlich nicht mehr mit der Kehrmaschine befahren und müssen das Laub per Hand aufsammeln. Herbstanfang in OWL: Zehn Gründe, warum wir die bunte Jahreszeit lieben Laub wird in Bünde zu Erde kompostiert Ähnliches gilt wetterunabhängig für die schmalen Grünflächen zwischen den Gräbern auf dem Friedhof. Auch dort können die Mitarbeiter nicht mit der Kehrmaschine arbeiten und müssen dementsprechend mehr Aufwand betreiben, um alles zu einem Haufen zusammenzutragen. Bei einer besonders regenreichen Herbstzeit können sich die Arbeiten deshalb auch schon mal bis in den Januar ziehen. Alle Laubhaufen, die die Bauhofmitarbeiter in den verschiedenen Einsatzorten zusammentragen, werden von einem Lkw abgeholt, erklärt Mattern. In der Regel passiere das spätestens zwei Tage nach dem jeweiligen Einsatz. Länger blieben die Haufen ihm zufolge nicht liegen. Entsorgt wird das Laub dann auf der Kompostierungsanlage, die sich direkt hinter dem Friedhof, an der Else-Hanauer-Straße, befindet. &bdquo;Dort sammeln und kompostieren wir es – und am Ende wird daraus dann wieder Erde“, sagt der stellvertretende Bauhofleiter Maik Schinckel. Aus Kostengründen übernimmt ein Fremdunternehmen das Schreddern der Grünabfälle für die Stadt. &bdquo;Ein Schredder kostet mittlerweile circa 500.000 Euro, das lohnt sich für uns nicht“, sagt Markus Mattern. Nach dem Schreddern, das alle neun bis zehn Monate stattfindet, bleibt eine 1.500 Kubikmeter große Masse. Die muss in regelmäßigen Abständen noch dreimal umgesetzt werden – bis sie schließlich zu nährstoffreichem Boden wird und wiederverwendet werden kann. Und damit schließt sich der Kreislauf: Ebendiese Erde wird laut Mattern dann beispielsweise wieder für Friedhofsgräber und Straßenbeete genutzt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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