Patient masturbiert in Bünder Physiotherapie-Praxis

Bünde. Besonders in medizinischen Berufen gibt es immer wieder Momente, in denen sich Behandelnder und Behandelter unvermeidbar körperlich nahe kommen, weil es zur Therapie gehört. Bei sexuellen Avancen ist allerdings eine Grenze überschritten. Und die Betroffenen sind nicht ausschließlich Frauen, wie sich in einer Praxis für Physiotherapie im November vergangenen Jahres zeigte. Ein Mann Mitte 70 musste sich jetzt vor dem Amtsgericht wegen des Vorwurfs exhibitionistischer Handlungen verantworten. Er kam damals in die Praxis, um unter anderem eine Lymphdrainage zu erhalten, wie der als Zeuge geladene 32-jährige Physiotherapeut im Gerichtssaal erzählte. Kurz nachdem er den Behandlungsraum betrat, habe der Senior sich über seine sexuelle Frustration beklagt. &bdquo;Das gehört natürlich nicht zu meinem Metier“, machte der Zeuge deutlich, der das auch seinem Patienten gesagt habe. Der habe dann aber begonnen, sich an den Genitalien zu kratzen, später &bdquo;zu rubbeln“, wobei die Unterhose immer weiter heruntergerutscht sei. Schließlich habe ihn der Mann mehrfach aufgefordert, &bdquo;doch mal dort zu gucken“. Einmal sogar soll er gefordert haben, seinen teilerigierten Penis anzufassen. &bdquo;Er hat mich auch gefragt, ob ich schüchtern sei“, erinnerte sich der Physiotherapeut, der sehr überzeugend und ohne Umschweife die Situation schilderte. Lesen Sie auch: Mann masturbiert am Bielefelder Hauptbahnhof vor Passanten &bdquo;Ich war perplex und verwirrt.“ Auf die Frage der Richterin, wie er sich gefühlt und ob er Beeinträchtigungen zurückbehalten habe, antwortete der 32-Jährige: &bdquo;Ich war perplex und verwirrt.“ Professionelle Hilfe habe er aber nicht gebraucht, um das Erlebte zu verarbeiten. Er informierte nach dem Vorfall die Praxisleitung, die dem Senior umgehend Hausverbot erteilte. Es sei die dritte Behandlung des Mannes in der Praxis gewesen. Bei den beiden ersten Terminen sei er von Kolleginnen behandelt worden, die sich später daran erinnerten, dass der Patient sie auch nach ihrem Alter gefragt habe. Der Verteidiger des Angeklagten zielte schon vor der Zeugenaussage auf eine Einstellung des Verfahrens ab und begründete dies mit dem Gesundheitszustand seines Mandanten, der im Rollstuhl saß und nach den Worten des Anwalts selbst nicht antworten könne. &bdquo;Mein Mandant leidet seit Jahren unter Parkinson und hat Probleme sich zu erinnern.“ In seiner weiteren Erklärung fokussierte er sich darauf, dass sein Mandant das Medikament Pramipexol einnehmen würde. Das sei ein typisches Medikament für Parkinson-Patienten. Es könne bei längerer Einnahme aber auch zu Zwangsstörungen bei den Behandelten führen. Eine davon sei &bdquo;zwanghaftes Masturbieren“. Darüber hinaus sei erwiesen, dass das Mittel zu einer Hypersexualität führen könne. Lesen Sie auch: Exhibitionist belästigt Radfahrerin an viel genutztem Weg Ein Missverständnis ist ausgeschlossen Aus einem polizeilichen Protokoll verlas die Richterin, dass der Angeklagte mit einer Polizistin wegen der Anzeige gegen ihn telefoniert hat und darin erklärte, dass er nicht verstehe, was vor sich geht. Er sei nur zu einer Massage in der Praxis gewesen. Inwieweit der Angeklagte, der in die Pflegestufe III eingestuft ist, tatsächlich nicht selbst in der Lage war, Stellung zu beziehen, blieb offen. Auf die Frage des Verteidigers, ob er seinen Mandanten in der Praxis überhaupt korrekt verstanden habe oder ob es sich nicht um ein Missverständnis handeln konnte, bekräftigte der Zeuge seine Aussage abermals. Der Angeklagte habe ihn &bdquo;klar und deutlich“ zu den beschriebenen Handlungen aufgefordert. Die Belastung des Zeugen durch das Erlebte war entscheidend für eine Urteilsfindung. Hätte er bleibende Beeinträchtigungen zurückbehalten, hätte das Ende des Verfahrens auch anders aussehen können. Richterin und Staatsanwältin einigten sich mit der Verteidigung wegen der Erkrankung und möglichen Zwangsstörungen des Angeklagten auf eine Einstellung des Verfahrens gegen die Auflage, 500 Euro als Kompensation an den Physiotherapeuten zu zahlen.News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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